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Personal Mehr Flexibilität, weniger Stress

Fahrer über 60, Wolfgang Blum Foto: Roller

Gesund und arbeitsfähig bis ins hohe Alter – davon profitieren Mitarbeiter, Unternehmer und das Sozialsystem. Die Praxis zeigt, was möglich ist.

Der demografische Wandel bringt es mit sich, dass keine Jüngeren nachkommen und die Älteren immer länger als Arbeitskraft erhalten bleiben. Umfragen zeigen: Wer es sich leisten kann, geht zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Rente. Mangelnde Arbeitschancen oder Krankheit zwingen dagegen manche in die Frührente – und teilweise in Altersarmut.

Richtig auf den demografischen Wandel reagieren

Auf die demografische Entwicklung, die verlängerte Lebensarbeitszeit sowie die Erosion der staatlichen Vorsorgesysteme müssen alle Unternehmen adäquat reagieren –
mit passenden Arbeitszeitmodellen, angepassten Tätigkeiten und gesundheitsfördernden Maßnahmen. Statistiken der Deutschen Rentenversicherung zeigen, wie die Schere zwischen Rentnern und Erwerbstätigen weiter auseinanderklafft – und dies trotz der Rente mit 67. So schnell kann die Politik gar nicht gegensteuern. Zunehmend sind die Unternehmen gefragt, gute Konzepte zu liefern. In der Logistik- und Speditionsbranche sind einige sehr aktiv beim Thema Erwerbsarbeit im Alter, und das seit vielen Jahren. Die internationale Spedition Dachser aus Kempten hat ein eigenes Vorsorgemodell namens Intelligent Care entwickelt. Deren Erfolgsschlüssel sind ausreichend bewegen, gesund ernähren, Stress reduzieren, entspannen und Sucht vorbeugen.

Trainings zu Gesundheit und Demografie

Im Rahmen der Dachser Academy bietet der Logistiker Mitarbeitertrainings zu Gesundheit und Demografie an. "Im Training Gesundheitsvorsorge bereiten wir Führungskräfte gezielt auf den Umgang mit älteren Mitarbeitern vor", erklärt Personalleiterin Martina Szautner. Landes- und Niederlassungsleiter diskutieren über zukünftige demografische Aufgaben und ein Gesundheitsportal bietet laufend neue Informationen rund um Arbeitsplatz, Ernährung und Vorsorge. Passende Kleidung für Lagermitarbeiter und "gut strukturierte Arbeitsabläufe, geregelte Arbeitszeiten und eine langjährige Arbeitsplatzsicherheit reduzieren Stressfaktoren" und sollen Gesundheitsproblemen vorbeugen. Ein weiterer Punkt ist ein sicherer, bequemer Arbeitsplatz mit Hilfsmitteln, die beim Transport von schweren Gütern den Rücken entlasten.

Mitarbeiter können selbst mitreden

Beim Unternehmen Apetito dreht sich alles rund ums Essen. Auf dem Menüplan stehen das Catering für Kitas und Co. sowie die Einzelhandelslogistik. Geschmeckt hat dieses Geschäftsmodell, gepaart mit sozialem und ökologischem Engagement, auch der Jury des deutschen Nachhaltigkeitspreises. Sie wählte Apetito vor drei Jahren auf Platz drei der KMU-Unternehmen – ein schöner Erfolg für Mitarbeiter und Geschäftsleitung. Bernhard Frie, langjähriger Distributionsleiter, lebt selbst vor, wie sich der Arbeitsplatz dem Alter des Mitarbeiters anpassen kann: Er ist seit Kurzem in Altersteilzeit und als Berater für Apetito tätig. Dass ältere Fahrer "auf Strecke" sind und jüngere mehr Lieferstopps mit Be- und Entladung übernehmen, Elektrokarren als Hilfsmittel genutzt werden, Rückentrainings und richtiges Tragen im Rahmen der Fahrerschulung hat er als Chef damals angestoßen. Mitarbeiter können selbst mitreden, wie ihr Fahrzeug ausgestattet sein soll, Verbesserungsvorschläge werden ernst genommen und diskutiert, erläutert Frie.

Branche hat die Bedeutung einer sozial nachhaltigen Unternehmensführung erkannt

Eine Studie des beratungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers (PwC) aus dem Jahr 2013 belegt, dass die Logistikbranche die Bedeutung einer sozial nachhaltigen Unternehmensführung erkannt hat. Angesicht des Fachkräftemangel gewinnt das Thema an Dringlichkeit. "Die Zielsetzungen und Konsequenzen für das operative Geschäft bleiben jedoch allzu oft sehr vage", kritisiert PwC-Logistikexperte Klaus-Dieter Ruske.

Älterer Mitarbeiter und Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Das Thema ältere Mitarbeiter spielt dabei genauso eine Rolle wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – oder Pflege. Letzterem widmete sich eine Netzwerkveranstaltung in Stuttgart im Januar. Ziel war es, Unternehmen zu sensibilisieren und neue Impulse zu geben. "In 15 Jahren dürfte es mehr Pflegebedürftige als Kita-Kinder geben", sagte der Leiter der Familienforschung Baden-Württemberg, Erich Stutzer.

Wer Angehörige pflegt, hat mehr Stress und ist auf die Unterstützung durch Kollegen und Chefs angewiesen. Hilfreich sei, einen pflegeerfahrenen Mitarbeiter im Betrieb zu benennen und lokale Strukturen aufzubauen, sagte die Referentin Prof. Dr. Irene Gerlach vom Forschungszentrum FFP. Mit mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und -umfang, regionalen Netzwerken zwischen Unternehmen, Pflegeanbietern und Kommunen sowie runden Tischen können Mitarbeiter effektiv unterstützt werden.

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