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Panalpina Schwarze Zahlen in der Logistik

Foto: Panalpina

Unternehmen leidet unter rückläufigem Öl- und Gasgeschäft. Die Umstellung auf SAP schreitet voran.

Des einen Freud, des anderen Leid: Während Transportdienstleister ihre Lkw so billig wie nie betanken können, stellt sich für den Logistikdienstleister Panalpina der niedrige Ölpreis als Belastung dar. Das Unternehmen ist traditionell stark für die Öl- und Gasindustrie tätig, beliefert also deren Förderanlagen und Plattformen. "Diese Unternehmen musste Tausende Stellen abbauen und Investitionsprojekte aufschieben, das spürten wir 2015 auch in der Luft- und Seefracht, wo wir deutlich weniger Güter für diese Branche zu transportieren hatten", erklärte der Vorstandsvorsitzende Peter Ulber am Montag bei der Bilanzvorlage in Zürich. Mehr als 20 Prozent des Bruttogewinns in der Luftfracht und mehr als 15 Prozent des Gesamt-Bruttogewinns entfällt auf diesen Wirtschaftszweig.


Als Reaktion hat das Unternehmen im vergangenen Jahr versucht, das weggefallene Geschäft durch andere Aktivitäten auszugleichen – was weitgehend gelungen ist. Ein Teil der Rückgänge in den Geschäftszahlen für 2015 ist auch auf den starken Franken zurückzuführen. Bereinigt um die Wechselkurseffekte hätte Panalpina statt eines Ergebnisses auf Vorjahresniveau einen um 15 Prozent höheren Wert ausweisen können. Mitbewerber, die in Euro oder Dollar bilanzierten, hätten es hier leichter gehabt, sagte Ulber. Der Umsatz ging um 14,5 auf 5,9 Milliarden Schweizer Franken (5,4 Milliarden Euro) zurück, das operative Ergebnis war mit 117,2 Millionen Franken (107,4 Millionen Euro) leicht über Vorjahresniveau.

In größtem Maß von den Rückgängen im Energiegeschäft betroffen war die Luftfracht, in der Panalpina einen Ergebnisrückgang um 27 Prozent auf 89 Millionen Franken (82 Millionen Euro) hinnehmen musste. In der Seefracht dagegen gelang es dem Unternehmen, das Vorjahresergebnis mit 27 Millionen Franken (25 Millionen Euro) mehr als zu verdoppeln.

Den größten Erfolg verbuchte Panalpina jedoch in der Logistiksparte, die – wie im vergangenen Jahr von Firmenchef Ulber angekündigt – 2015 mit zwei Millionen Franken (1,9 Millionen Euro) erstmals schwarze Zahlen auswies. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben weitere defizitäre Anlagen abgestoßen und wird diesen Prozess auch im laufenden Jahr fortsetzen. "Wir sind auf einem guten Weg, vom langweiligen Lagergeschäft auf innovative Mehrwertdienstleistungen umzustellen", erklärte Ulber. Die Logistikaktivitäten sollten in Zusammenhang mit Luft- und Seefracht stehen und deutlich über das Ein- und Auslagern von Paletten hinausgehen. Hier habe es voriges Jahr bereits neue Projekte gegeben. "Wir haben neue Betriebsstätten aufgebaut, die teilweise mehr als 100 Mitarbeiter haben", erklärte der Vorstandsvorsitzende. Für die Logistik planen Ulber und sein Finanzkollege Robert Erni langfristig mit einer Umsatzrendite von fünf Prozent, für die Luftfracht mit einem Wert von 25 Prozent und für die Seefracht mit 20 Prozent. Was den Bruttogewinn angeht, sind die drei Sparten inzwischen fast gleich stark.

Erstmals nach längerer Zeit will Panalpina auch wieder mit Akquisitionen wachen – zum Beispiel in Regionen, in denen man bisher noch nicht beziehungsweise nur unzureichend präsent ist oder in denen das Unternehmen nach eigener Einschätzung noch nicht genügend Know-how hat. Den Anfang hat das Unternehmen im vorigen Jahr mit dem Erwerb der Firmen Afifi in Ägypten und Airflo in Kenia gemacht. Airflo ist auf die Logistik von Schnittblumen spezialisiert. Diesen Bereich hält Panalpina für attraktiv und will seine Kompetenz gerade im Bereich der verderblichen Güter stark ausbauen. Frischeprodukte würden in starkem Maß aus dem Süden in den Norden transportiert – während es bei vielen Gütern in der Luftfracht genau umgekehrt sei. "Vor allem für die Rundläufe ist das eine sehr interessante Geschichte", erklärte Ulber. Auch zeichne sich der Frischebereich durch Konstanz und jährliche Zuwächse um drei bis vier Prozent aus.
Großes Augenmerk werden die Panalpina-Verantwortlichen im laufenden Jahr erneut auf die weitere Installation der SAP-IT-Applikation Transportation Management legen. Die Investition in das neue IT-System ist mit rund 300 Millionen Franken (275 Millionen Euro) eine der größten in der Firmengeschichte, Panalpina sieht sich in der Logistik hier als einer der Pioniere. Nachdem die Schweiz und Singapur voriges Jahr ihre Prozesse umgestellt haben, soll dieses Jahr die Hälfte des Netzwerks angeschlossen werden. Das Management erhofft sich dadurch eine deutliche Effizienzverbesserung und setzt vorsichtig einen Wert von mindestens zehn Prozent an. "Letztlich müssen alle Logistikdienstleister diesen Weg gehen" - so die Einschätzung von Firmenchef Ulber. Er spricht von einer kolossalen Aufgabe – und ist überzeugt, dass sein Unternehmen damit fit für die Zukunft ist.

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