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Panalpina Jahresbilanz 2016 offenbart unruhige Zeiten

Panalpina Logistik Foto: Andre Alves

Panalpina hat das Ergebnis für das vergangene Geschäftsjahr veröffentlicht: Der Konzerngewinn ging von 88 Millionen Schweizer Franken im Jahr 2015 um rund neun Prozent auf bereinigte 80 Millionen (74 Millionen Euro) zurück.

Die Weltwirtschaft wollte nicht wirklich auf Touren kommen und ist erst im zweiten Halbjahr aufgewacht – so beschrieb Stefan Karlen, Vorstandsvorsitzender von Panalpina, bei der Bilanzvorlage in Zürich das Jahr 2016. Das Ergebnis für den Logistikkonzern aus Basel: Der Konzerngewinn ging von 88 Millionen Schweizer Franken im Jahr 2015 um rund neun Prozent auf bereinigte 80 Millionen (74 Millionen Euro) zurück, das Ebit verlor um 6,3 Prozent auf knapp 110 Millionen Franken (101 Millionen Euro).

Erfreulich war laut Karlen der Volumenzuwachs, etwa um zehn Prozent in der Luftfracht, die vor allem in der zweiten Jahreshälfte die stärkste Saison seit 2007 erfuhr. In der Luftfracht transportierte Panalpina rund 924.000 Tonnen und legte beim Bruttogewinn pro Tonne um 7,5 Prozent auf 646 Schweizer Franken (589 Euro) zu. Stark gewachsen sind auch die Bereiche Chemie und verderbliche Ware, woran auch der Neuerwerb Airflo, ein Schnittblumendienstleister aus Kenia, Anteil hatte.

Sturm in der Seefracht

In der Seefracht war es die Hanjin-Pleite, die den Markt erschütterte – "insgesamt hat sich hier 2016 ein perfekter Sturm zusammengebraut", sagte Karlen. Zudem musste der Logistiker weiter einen massiven Verlust im Öl- und Gasgeschäft verdauen. Insgesamt transportierte Panalpina 2016 rund 1,48 Millionen 20-Fuß-Container (TEU), sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Den Bruttogewinn pro TEU gibt der Konzern mit 298 Franken (276 Euro) an.

"Kapazitätsengpässe und hohe Frachtraten hatten einen deutlichen Einfluss auf unsere Bruttogewinnmargen", sagte Karlen. "Wir hätten uns ein besseres Resultat gewünscht." Mit einem Konzerngewinn von 52 Millionen Franken – 80 Millionen ohne Sondereffekte – habe man sich gut behauptet. Der Bruttogewinn, laut Karlen der aussagekräftigere Posten über das geschäftliche Abschneiden, sank um drei Prozent auf 1,42 Milliarden Franken (1,31 Milliarden Euro).

In der Logistik ging zwar auch der Bruttogewinn zurück, aber das bereinigte Ebit gewann im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu – nach einem Ebit-Loch vor drei Jahren in Höhe von 40 Millionen Franken ein gutes Zeichen.

Expansion in Dubai

Um seinen internationalen Kunden bessere Mehrwertleistungen zu bieten, hat Panalpina in Dubai sein Logistikzentrum um das Dreifache auf eine Größe von 40.000 Quadratmetern erweitert, in dem etwa für Elektronikkunden Reparatur- und Diagnoseleistungen übernommen werden. Wachstum bringen soll zudem eine Forschungspartnerschaft mit der Wirtschaftsuniversität Cardiff und dem 3D-Druck-Spezialisten Shapeways.
Bei der Bilanzvorlage zeigten sich Karlen und Finanzvorstand Robert Erni kämpferisch, auch im Seefrachtbereich den Turnaround hinzubekommen. "Die Strukturen sind richtig, aber viele Prozesse können wir noch nicht so abbilden wie in der Luftfracht", sagte Karlen. Die Einführung von SAP, die sich das Unternehmen rund 200 Millionen kosten lässt, soll das ändern – in Deutschland ist das Go-live im Mai.

Auch dieses Jahr noch werden laut Karlen das Öl- und Gasgeschäft beeinträchtigt sein, Frachtraten und Margen sollen sich allerdings zumindest im zweiten Halbjahr erholen. Branchenlösungen für den Bereich Automotive, Hightech und Verderbliches stehen weiter im Vordergrund, in der Logistik setzt der CEO zudem auf den Ausbau von komplexen Logistikaktivitäten, vor allem für Luft- und Seefrachtkunden. Kostendisziplin wahren, gezielte Akquisitionen tätigen und das Augenmerk auf die Margen richten, seien die Prioritäten.

„Risiko breiter gestreut“


Panalpina-Chef Stefan Karlen über Logistik und gute Anzeichen im Öl- und Gasgeschäft.
 


trans aktuell: Herr Karlen, bei Logistik und Landverkehr ist Panalpina eigentlich auf einem guten Weg. Dennoch war der Bruttogewinn 2016 fast sechs Prozent geringer als im Vorjahr.


Karlen: Der Rückgang ist mit reduzierten Aktivitäten im Öl- und Gasgeschäft zu erklären, aber wir sind tatsächlich auf einem guten Weg – wir sind jetzt schon das zweite Jahr im positiven Bereich. Wir sind jetzt daran, speziell die logistischen Mehrwertdienste weiter auszubauen, zum Beispiel mit unserem neuen Hub in Dubai, gefolgt von Singapur nächstes Jahr.


Welche Mehrwertleistungen will Panalpina speziell für seine Luft- und Seefrachtkunden ausbauen?


Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, die weit über verhältnismäßig einfache Dienste wie Zwischenlagerung, Labelling und Umpacken hinausgehen. Ein gutes Beispiel sind unsere Logistics Manufacturing Services. Früher haben wir bei internationalen Transporten die Ware im Zielmarkt einem Drittunternehmen übergeben, damit dieses beispielsweise die Endmontage eines Produkts durchführen konnte. Heute machen wir das für Telekommunikationsunternehmen selber und verkürzen dadurch die Lieferzeit, weil die Lieferkette bis zur finalen Auslieferung an den Endkunden nicht mehr unterbrochen wird. Unsere Kunden werden so auch flexibler, weil sie im letztmöglichen Moment noch Änderungen oder Aktualisierungen an ihren Produkten vornehmen können. Letztendlich ist es das Ziel dieser Mehrwertdienste, schneller agieren zu können, das Produkt aufzuwerten oder Kosten aus der Supply Chain herauszunehmen


Was planen Sie im Landverkehr?


Da machen wir uns weiter Gedanken, wie wir den ausbauen können. Wir sind auch hier nach wie vor von unserer Asset-light-Strategie überzeugt und schauen uns verschiedene Möglichkeiten an, wie wir flexible Lösungen für unsere Kunden bereitstellen können, indem wir im Markt verfügbare Kapazitäten für unsere virtuellen Netzwerke nutzen.


Wie sind die Aussichten im Öl- und Gasgeschäft?


Unsere Abhängigkeit vom Öl- und Gasgeschäft ist mittlerweile kleiner. Das Geschäft macht heute noch zehn Prozent des Bruttogewinns aus – gegenüber 20 Prozent früher. Wir sehen jetzt gewisse Anzeichen für eine Besserung der Lage. Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres sollte der Markt mit verschiedenen Großprojekten wieder anziehen, da wollen wir natürlich mitmachen. Nichtsdestotrotz sind andere Industriebereiche bei Panalpina zwischenzeitlich stark gewachsen – wir haben daran gearbeitet, das Risiko breiter zu streuen. Branchen, die sehr stark wachsen, sind der Automobilbereich, Hightech und verderbliche Waren.


Wie bewerten Sie die globale politische Instabilität ?


Noch ist nicht klar, was auf uns zukommt. Aber wir sehen das eher als Möglichkeit – denn als global aufgestelltes Unternehmen ist es uns möglich, entsprechend den Handelsströmen zu reagieren und in einem anderen Bereich zu wachsen.

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