Miniatur Tradition Jubiläumsbesuch bei Conrad

25 Jahre Conrad Modelle Foto: Thomas Kueppers 20 Bilder

Seit sechs Jahrzehnten produziert das fränkische Familienunternehmen Conrad feine Modelle von Baumaschinen und anderen Nutzfahrzeugen. Ein Besuch zum Jubiläum.

Ob aus beruflicher Verbundenheit oder rein als schönes Hobby, die Freude der Menschen an den Diesel-Riesen ist groß. Die Begeisterung gilt nicht nur den Originalen, sondern auch den vielfach verkleinerten Nachbildungen. Davon gibt es Massen im Bereich der Spielwaren, gerade die kleinsten Menschen können sich sehr dafür begeistern. Weniger zum Kinderspiel und mehr zur stillen Freude ihrer Besitzer oder als wertiges Werbegeschenk dienen feinere und aufwendiger produzierte Miniaturen. Darauf hat sich Conrad aus Kalchreuth spezialisiert, einem kleinen Ort östlich von Erlangen. Das Familienunternehmen – und das im wahren Sinn des Worts, hier arbeiten mehrere Nachkommen und Verwandte des Firmengründers – feierte jüngst sein 60. Jubiläum.

Ludwig Conrad reparierte im Nachkriegsdeutschland zunächst die Funkgeräte der US-Armee, kurz darauf war er ein Pionier für die Technik, Transformatoren in Kunstharz zu versiegeln. Und ihm verdanken wir auch die Handregler von Carrera, Mitte der 50er-Jahre eine tolle Neuheit, um kleine Modellrennwagen über ihre Schienenfahrbahn zu treiben. Ein weiteres Geschäftsfeld im vordigitalen Zeitalter waren Gleisbild-Bausteine für Bahnstellwerke. 1956 entstand aus all diesen Aktivitäten die heutige Firma.

Spezialität ist Miniaturisierung außergewöhnlicher Fahrzeuge

Durch die Zusammenarbeit mit einem Blechspielzeughersteller aus Nürnberg wurde die Ingenieurskunst auch schnell für die Produktion von Modellfahrzeugen angewendet. Das war der Grundstock für das, was Conrad nach 60 Jahren zum herausragenden Spezialisten für anspruchsvolle Miniaturtechnik gemacht hat. Die Anerkennung und Wertschätzung dafür wird sichtbar, wenn rund 1.800 Freunde des Hauses aus nah und fern zum Geburtstag kommen. Und nicht nur die, sondern auch viele Originalfahrzeuge, die als Vorlage für Conrad-Modelle dienten, haben den Weg nach Franken gefunden. Oliver Thum aus Rum bei Innsbruck ist eigentlich technischer Außendienstleister beim Schwerlast- und Kranspezialisten Prangl. Zusätzlich ist er begeisterter Modellsammler, der uns mit Freude die Nachbildung des Autokrans zeigt, mit dem er extra zum Jubiläum angereist ist. Nicht minder eindrucksvoll ist die immense Vielfalt der Typen, die zum Fest auf riesigen Tischen Aufstellung beziehen.

Lastwagen mit Standardaufbauten sind zwar auch einige dabei, aber die große Spezialität von Conrad ist die Miniaturisierung außergewöhnlicher Fahrzeuge. Zu entdecken gibt es unter anderem Abschleppwagen, Autokräne, Bagger, Feuerwehrautos, Schwerlastmodule, Steinbrecher, Gabelstapler, Betonpumpen, Muldenkipper, Walzen, Schneepflüge und vielerlei mehr. Dazu kommen noch unzählige Turmdrehkräne, für die es eine eigene Sammlerschaft gibt. Conrad rühmt sich zu Recht, noch immer auf heimische Produktion und Arbeitskräfte zu setzen, auch wenn die globalisierte Weltwirtschaft dafür billigere Alternativen anbieten würde. Knapp 90 Menschen sind mit dem feinen Modellbau beschäftigt.

Herstellung im Zinkdruckguss Verfahren

Am Jubiläumstag wird in der miniaturisierten Fahrzeugfabrik demonstriert, wie ein sechsachsiger Autokran, Typ GMK 6300 L von Grove, zum perfekten Abbild seiner großen Vorlage wird. Fast alle Teile werden im Zinkdruckguss Verfahren hergestellt. Jürgen Conrad, für den Formenbau zuständig, beschreibt die Vorteile: "Dieses Material ist leichter gießbar und ermöglicht uns, Stücke von weniger als einem Millimeter Stärke zu gestalten. Dafür müssen allerdings von uns exakte Metallkörper gefertigt werden, in die das 420 Grad heiße Rohmaterial dann eingefüllt wird. In den frühen Jahren mussten die Negativvorlagen, die den Positivstücken beim Gießen ihre endgültige Form geben, noch aufwendig auf Holzmodellen gedengelt werden. Heute geht das mit 3D-Stereo-Lithografie und exaktem Laserschnitt wesentlich präziser und einfacher."

Die Produktion der Kleinen erinnert in vielen Punkten an die der Großen. So gibt es zum Beispiel eine Maschine, die täglich Tausende von Felgen und Reifen zusammenfügt. Aber auch die massenhafte Nachbereitung der Gussteile, anspruchsvolle Werkzeuge aus eigener Konstruktion oder moderne Reinigungssysteme nach ökologischen Standards folgen den Gegebenheiten der modernen Fahrzeugindustrie.

Freude an Miniaturen ist generationenübergreifend

Manches ist sogar noch schwieriger als bei den Großen, so etwa feinste Beschriftungen, die beim üblichen Maßstab von 1 : 50 schon ganz schön winzig werden. Wesentlich aufwendiger als bei Standard-Lastzügen sind ebenfalls die Nachbildungen von technischen Extras, wie zum Beispiel ein hochmoderner Palfinger-Ladekran, ein angebauter Schneepflug bei einem Kommunalfahrzeug oder das Rohrgewirr einer Betonpumpe. Kein Wunder, dass die kompliziertesten Fahrzeuge von Conrad aus mehr als 1.500 Einzelteilen bestehen. Wie geschichtsbewusst das Unternehmen ist, zeigt das eigene Museum (bei Interesse: telefonische Anmeldung unter 09 11/51 85 60), in der die Produkte von den besagten Carrera-Reglern der Frühzeit bis zu den neuesten Modellen sichtbar werden. Wem das gleich die Augen zum Leuchten gebracht hat, der kann direkt nebenan das aktuelle Sortiment betrachten und kaufen. Zusätzlich gibt es auch einen weiteren Verkaufsraum, in dem Einzelteile vom Lkw-Fahrerhaus bis zum Kettenlaufwerk für Technikbastler angeboten werden.

Im zum Jubiläum aufgebauten Festzelt kommen dann die unterschiedlichsten Menschen von ganz jung bis ziemlich alt zusammen, die generationenübergreifend die Freude an Miniaturen von Nutzfahrzeugen und Baumaschinen vereint. Günther Conrad, der das Unternehmen heute leitet, seine Frau Gerdi, die weiteren Verwandten und alle Mitarbeiter des Unternehmens freuen sich sichtlich über diese Anerkennung für ihre Arbeit und die Fortsetzung der Familientradition.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 10 Titel
FERNFAHRER 10 / 2016
8. September 2016
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