Der menschliche Rücken hat schwer zu tragen - in unserer fortschrittlichen Gesellschaft ist er durch Fehlhaltung und mangelnde Bewegung belastet wie selten zuvor. Lkw-Fahrer sind hier besonders betroffen. Mercedes-Benz macht sich deshalb Gedanken um Fahrerfitness und leistungssteigernden Komfort im Lkw.
Hand aufs Herz: Welche Lkw-Fahrerin, welcher Fahrer hatte nicht schon mal mit Rückenschmerz zu kämpfen? Laut Rückenexperte Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer hat keine Zivilisationskrankheit, bis auf den Bluthochdruck, solche Ausmaße erreicht, wie Rückenleiden. Dabei hätten rund 70 Prozent der auftretenden Schmerzen keine klare Diagnose. Was jedoch fest stünde, sei, dass 80 Prozent der Fälle akuter Beschwerden ihre Ursachen in muskulären Verspannungen finden. Dagegen würden vielfach vermutete Verschleißerscheinungen lediglich mit zehn Prozent und Bandscheibenvorfälle sogar nur mit vier Prozent in die Statistiken eingehen. Aus Erhebungen der Betriebskrankenkasse gehe außerdem hervor, dass die Zahl der Rückenerkrankungen stetig ansteige. In den letzten zehn Jahren um fast 30 Prozent.
Rückenleiden - vorbeugen statt operieren
Der renommierte Mediziner und Spezialist für Mikrotherapie stellt deshalb klar: "Maßnahmen, die die Kondition des Fahrers verbessern, sind die beste Prävention." Denn ständige Fehlhaltung bei sitzenden Tätigkeiten lässt sich schließlich nicht wegoperieren, sondern nur aktiv vom Betroffenen selbst ändern.
Wohlbefinden des Fahrer sollte alle interessieren
Sich für das Wohlbefinden der Fahrer einzusetzen sehen die Verantwortlichen von Mercedes-Benz aus diesem Grund auch als eine der zukünftigen Top-Herausforderungen der Branche. Sowohl für Nutzfahrzeughersteller als auch für Spediteure. Denn gesunde, ausgeruhte und fitte Fahrer seien nicht nur sicherer unterwegs, sondern auch wirtschaftlicher. Hier müsse man sich vor Augen führen, dass Arbeitsausfälle, die aus Rückenleiden resultieren, insgesamt 1,5 Millionen Mann/Frau-Tage betragen und Einbußen von 20 bis 30 Milliarden Euro verursachen. Außerdem hätten Testfahrten im Rahmen der Forschungen ergeben, dass Kollegen in guter körperlicher Verfassung überdies ökonomischer unterwegs sind, sprich Verschleiß am Fahrzeug und Dieselverbrauch lassen sich ebenfalls beeinflussen.
Mobile Muckibude und Wellnessoase im Actros
Die Mercedes-Forschungsabteilung "Human Factors" stellt deshalb das Konzept AktivKomfort vor. Es beschäftigt sich damit, wie Mercedes-Fahrer – egal ob Pkw oder Lkw – aus dem Komfort, den ihr Fahrzeug bietet, eine Leistungssteigerung gewinnen können. Hier liegt im Bereich Lkw der Schwerpunkt aktuell auf einem maßgeschneiderten Fitnessprogramm für den Fahrer und die Fahrerin. Mit dem Interieur des sogenannten "TopFit Truck", einem Actros 1860, demonstrieren die Nutzfahrzeugentwickler, wie diese mobile Muckibude und Wellnessoase aussehen könnte. In der Kabine der Zugmaschine befindet sich zum Beispiel ein Fahrersitz mit Massagefunktion. Hier haben die Experten vor allem die Pausen im Auge. Die sollen effektiver genutzt werden, um einen erfrischenden "Power Nap", ein Nickerchen, zu machen. Hierzu fährt der Sitz per Knopfdruck in eine erhöhte Position und der Fahrer legt seine Beine auf ein spezielles Kissen auf dem Lenkrad. Dazu gibt es via Soundsystem beruhigende Musik und eine eingebaute Beduftungsanlage strömt Orangenduft in die Kabine. Während der Schlafphase herrscht Ruhe und zum Aufwachen gibt es eine Rückenmassage und motivierende Musik.
"Eine der häufigsten Unfallursachen im Güterverkehr ist Müdigkeit am Steuer", erklärt hierzu Siegfried Rothe, Verantwortlicher für den TopFit Truck. "Unsere Forschungen haben nachgewiesen, dass Fahrer mit zu wenig oder schlechtem Nachtschlaf unregelmäßiger fahren und mehr Diesel verbrauchen." Neben dem Nickerchen-Feature bietet der TopFit Truck Verbesserungen in Sachen Lärmdämmung und Frischluftmanagment, die bereits in den neuen Actros mit eingeflossen sind.
Sport an Bord - turnen im Lkw geht wirklich
Das sportliche Moment kommt aber auch nicht zu kurz: Um Rücken und Muskeln trainieren zu können, ohne vor dem ganzen Autohof den Hampelmann geben zu müssen, gibt es im Innenraum am Boden und im Kabinenhimmel Ösen zu Befestigung von Expander-Zügen. Zusammen mit Medizinern und Physiotherapeuten haben Rothe und seine Truppe ein spezielles Übungsprogramm für Lkw-Fahrer entwickelt. Diese Übungen gibt es als Video, auf dem vorgeturnt und eine Anleitung gegeben wird. Das Programm funktioniert außerdem auch gut zu Musik. Wer sich auch auf Tour fit halten möchte, kann also jetzt einfach die Vorhänge zuziehen und loslegen. Die technischen Features der TopFit Trucks gibt es zum Teil schon im neuen Actros beziehungsweise sie können als Sonderausstattung bestellt werden.
Und hier zu investieren, lohnt sich wirklich, denn wie Prof. Dr. Grönemeyer es schön zusammenfasst: "Was wären wir ohne die Tragkraft unseres Rückens? Seine Muskulatur hat uns aufgerichtet und erst mit dem aufrechten Gang sind wir Mensch geworden."