Zum 1. Juli gilt auf rund 1.100 weiteren Kilometern auf Deutschlands Bundesstraßen die Lkw-Maut. Ab Oktober sind auch Lastwagen ab 7,5 Tonnen mautpflichtig.
Seit 2005 ist auf Deutschlands Straßen die Maut für Lkw los und es kommen immer mehr kostenpflichtige Strecken dazu. So auch jetzt: Zum 1. Juli werden auf rund 1.100 weiteren Kilometern auf Deutschlands Bundesstraßen Gebühren fällig. Bereits 2012 hat der Bund die Mautpflicht für etwa 1.200 Kilometer Bundesstraßen erhoben.
Gebühr gilt ab Oktober auch für Lkw ab 7,5 Tonnen
Im Oktober kommt noch eine weitere Neuerung: Dann sind auch Lastwagen ab 7,5 Tonnen aufwärts mautpflichtig. Eine neue Tarif-Tabelle gibt es ab Oktober obendrein. Derzeit tourt Toll Collect zusammen mit Kontrolleuren vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) durch 16 deutsche Städte, um über die Änderungen aufzuklären.
In Reutlingen bei Stuttgart sind Frank Weibrecht und sein Team vom BAG Südbaden vor Ort. 16 Kontrolleure sind im Süden Baden-Württembergs derzeit unterwegs, immer mit zwei Mann pro Fahrzeug. "Wegen der Mautausdehnung wird mehr Personal eingestellt – nicht nur in meiner Kontrolleinheit", erklärt Weibrecht. Bundesweit sind zur Zeit 470 Kontrolleure im Einsatz.
Vorschriften für Maut-Strecken sind bekannt
Die zusätzlichen Straßen hat der Bund ausgewählt, zu den Mehreinnahmen gibt es noch keine verlässlichen Zahlen. 2014 hat der Bund jedenfalls 4,46 Milliarden Euro an der Lkw-Maut verdient. Die Vorschriften für die 1.100 Kilometer sind bekannt: Die Straßen müssen vier- oder mehrspurig und an mautpflichtige Autobahnen oder Bundesstraßen angeschlossen sein und sie dürfen nicht durch Ortschaften führen. Es gibt ab dem 1. Juli erstmals 44 sogenannte Inselstrecken – also Straßen, die nicht ans bestehende Mautnetz angeschlossen sind. Eine "Inselstrecke" muss aber mindestens vier Kilometer lang sein.
Zum 1. Oktober tritt eine weitere Neuerung in Kraft: Lkw ab 7,5 Tonnen fallen dann unter die Mautpflicht. Bisher sind nur Fahrzeuge mit einem Gewicht von zwölf Tonnen aufwärts von der Maut betroffen. Toll Collect-Sprecherin Claudia Steen schätzt, dass von der neuen Regelung etwa 250.000 Fahrzeuge im In- und Ausland betroffen sind, allein 160.000 in Deutschland. Derzeit sind mehr als eine Million Lkw in 44 Ländern registriert. Wegen des verringerten Gesamtgewichts hat Toll Collect beim Thema Maut nun auch die kleineren Speditionen, Handwerk- oder Baubetriebe im Blick. Für diese Unternehmen besteht Aufklärungsbedarf.
Toll Collect empfiehlt On-Board Unit für Fahrzeuge
Toll Collect empfiehlt, sich ein Gerät zur automatischen Mauterhebung ins Fahrzeug bauen zu lassen. "Die sogenannte On-Board Unit steht den Unternehmen kostenfrei zur Verfügung, bleibt aber Eigentum von Toll Collect", erklärt Steen. Es gibt auch die Möglichkeit, sich im Internet zu registrieren. Das sei aber ungleich aufwendiger und unflexibel. "Die Firmen müssen die Strecke drei Tage im Voraus buchen – bei kurzfristigen Änderungen wegen Baustellen oder Staus muss alles storniert und neu gebucht werden", erklärt Steen.
Die Kontrolle gestaltet sich mithilfe der On-Board Unit einfach. Der Fahrer bleibt davon vollkommen unbehelligt – Infrarot-Sensoren auf dem Dach des BAG-Fahrzeugs lesen die Daten des Bordcomputers ab. Wenn kein Gerät im Fahrzeug ist, greifen die Kontrolleure auf das Kennzeichen zurück. Hohe Kosten können anfallen, wenn die Maut nicht bezahlt wird: Neben der Rechnung für die verpasste Zahlung kann auf die Unternehmen ein Bußgeld in einer Höhe von bis zu 10.000 Euro zukommen. "Wir sprechen aber nicht von Maut-Prellern", erklärt BAG-Mann Weibrecht. Denn meistens handele es sich nicht um mutwillige Vergehen. Viele gibt es laut Steen sowieso nicht. "Verstöße gegen die Mautpflicht rangieren bei unter einem Prozent", erklärt die Sprecherin.