Martin Lundstedt Der neue Scania-Präsident im Interview

Martin Lundstedt, Scania Foto: Carl-Erik Andersson

Martin Lundstedt heißt der neue Präsident von Scania. Mit trans aktuell spricht er über die Zukunft des schwedischen Fahrzeugherstellers. Zum 1. September hat Martin Lundstedt seinen neuen Arbeitsplatz als Scania-Chef eingenommen. Im Interview mit trans aktuell-Redakteur Markus Braun gibt er einen Ausblick auf die ersten 100 Tage und vergisst dabei nicht, auch einen Blick in Richtung Fahrer zu werfen.

Herr Lundstedt, Sie sind seit Kurzem Vorstandsvorsitzender von Scania. Werden Sie mit Scania einen neuen Kurs einschlagen? Welche Geschäftsziele wollen Sie in Ihren ersten 100 Tagen erreichen?

Bei Scania läuft alles wie gewohnt. "Wie gewohnt" bedeutet für Scania stets das Beste für unsere Kunden und unser Geschäftsumfeld. Bei Scania dreht es sich immer darum, unseren Kunden für die jeweiligen Transportaufgaben angemessene und kosteneffiziente Produkte und Dienstleistungen zu liefern. Meine Aufgabe und die Aufgabe meines Teams besteht darin, Scania weiter zu stärken und am Markt auszubauen. Aus Marktperspektive bedeutet dies, dass Scania auch weiterhin profitable Kundenlösungen anbieten wird. Es geht darum, das Kundenvertrauen zu steigern und das zu liefern, was unsere Kunden im Tagesgeschäft von uns erwarten.

Scania verfügt über eine Hybridtechnologie für Busund Lkw-Motoren. Arbeitet Scania auch an einem komplett elektrischen Antriebsstrang?

Wir arbeiten an mehreren Projekten, um die Voraussetzungen und Bedingungen für einen elektrischen Antriebsstrang zu testen. Unsere Ingenieure nennen das Projekt "Power Electrification". Für die Zukunft ist es kommerziell nicht realistisch, Schwerlastfahrzeuge mit einem komplett elektrischen Antrieb zu erwarten. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird es allerdings eine immer größer werdende Anzahl von schweren Nutzfahrzeugen mit kombiniertem Verbrennungsund Elektroantrieb geben. Und das nicht nur im Verteilerund Personennahverkehr, sondern auch im schweren Güterfernverkehr.

Welchen Einfluss hat die Euro-Krise auf die Verkaufszahlen von Scania?

Die Aufträge aus Europa haben im zweiten Quartal 2012 im Vergleich zum Vorjahr leicht zugenommen, bleiben jedoch immer noch auf einem niedrigen Niveau.

In welche Märkte wird Scania in naher Zukunft investieren?

Ich würde es stattdessen vorziehen, darüber zu sprechen, in welchen speziellen Segmenten und Produktanwendungen Scania investieren wird. Wir stärken unsere Kompetenzen und Fähigkeiten, um Kundenlösungen anzubieten. Ich sehe großes Wachstumspotenzial in Bereichen wie dem Bergbau, der Forstwirtschaft und der Abfallentsorgung. Gleiches gilt für unser Motoren- und Busgeschäft. Dort wollen wir vermehrt Kunden gewinnen, die auf der Suche nach Qualitätsprodukten und -dienstleistungen bei gleichzeitig geringen Standzeiten und niedrigen Betriebskosten sind.

Wann präsentiert Scania die nächste Entwicklungsstufe für Euro-6-Motoren?

Wir liefern Euro-6-Motoren seit einer ganzen Weile an und werden diese Kompetenzen nutzen, um weiterhin Motoren mit steigender Leistung anbieten zu können. Auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge in Hannover werden wir einige neue Euro-6-Versionen präsentieren sowohl für Lkw als auch für Busse.

Mit der Einführung von Euro 6 nimmt fast jeder Fahrzeughersteller seine V8-Motoren vom Markt. Wie lange will Scania noch daran festhalten?

Unsere kraftvollen und von unseren Kunden sehr geschätzten V8-Motoren werden wir selbstverständlich ebenfalls in einer Euro-6-Version präsentieren.

Scania hat viele neue Motoren, aber immer noch die alte Kabine. Können wir hier Neuerungen erwarten oder bleibt Scania bei diesem Kabinenstil?

Sie können bei Scania immer Neuerungen erwarten. Unser aktuelles Kabinenkonzept wurde in den letzten Jahren stets weiterentwickelt und ist am Markt immer noch konkurrenzfähig.

Lassen Sie uns über das Scania-Nachhaltigkeitsprinzip Ecolution sprechen. Wird Scania die Treibstoffeffizienz verbessern? Wenn ja, was können wir diesbezüglich in Zukunft erwarten?

Auf der Prioritätenliste von Scania steht immer die Verbesserung der Treibstoffeffizienz. Je höher die Kraftstoffwirtschaftlichkeit ist, desto geringer sind die Umweltbelastung und die Kosten für den Betreiber. Eine Verbesserung stellt somit einen dreifachen Gewinn dar: für Scania, unsere Kunden und für die Gesellschaft. Auf der IAA werden wir sowohl Hardware-Technologien als auch Software-Erweiterungen und -anwendungen vorstellen, die es unseren Kunden ermöglichen, ihre Fahrzeuge effizienter und damit profitabler zu betreiben.

Wie wichtig werden in Zukunft elektronische Systeme wie CCAP? Was will Scania außerdem tun, um den CO2- Ausstoß bei Lkw zu verringern?

Systemunterstützungen wie die vorausschauende Geschwindigkeitsregelung Scania Active Prediction sowie weitere Anwendungen und Dienstleistungen, die dem Fahrer helfen, den Treibstoffverbrauch zu senken, werden bei uns auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Vieles davon kann bereits heute erreicht werden. Schauen Sie sich zum Beispiel an, was wir mit Scania Ecolution anbieten können.

Wird Scania sein Platooning-Projekt weiter voran treiben? Was sind die Ziele von Scania in diesem Bereich?

Platooning wird viel dazu beitragen, den Treibstoffverbrauch zu senken. Doch bevor wir hier in die Entwicklungsphase eintreten, müssen wir die Auswirkungen auf den Verkehr, das Fahrerverhalten und viele weitere Faktoren genau bestimmen. Wir betreiben zusammen mit einer technischen Hochschule und der schwedi schen Straßenbaubehörde Autobahntests mit unserer Scania-Transportlabor-Flotte.

Scania arbeitet mit dem Slogan "King of the Road". Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach das Markenimage von Scania für den Fahrer?

Es ist sehr wichtig. Deshalb organisiert Scania beinahe auf der ganzen Welt immer populärer werdende Fahrerwettbewerbe. Wir haben zum Beispiel rund 47.000 Teilnehmer alleine in Brasilien. Diese Wettbewerbe rücken den Fahrer in den Fokus des Transporteurs – als wichtigsten und wertvollsten Aktivposten.

Zur Person Martin Lundstedt

Martin Lundstedt hat 1992 nach seinem Masterstudium zum Wirtschaftsingenieur als Trainee bei Scania begonnen. Nach der Ausbildung übernahm Scania den heute 45 Jahre alten Schweden im Bereich Motorenproduktion. 2001 ging Lundstedt im Auftrag von Scania nach Frankreich, um in Angers die dortige Lastwagenproduktion zu leiten. Vier Jahre später kehrte er nach Schweden zurück und übernahm die Leitung des Marketings. 2007 stieg er dann zum Vize-Präsidenten des Unternehmens auf und verantwortete zugleich den Vertrieb bei Scania unter Dr. Leif Östling. Zum 1. September berief der VW-Aufsichtsrat Östling zum Vorstand der VW-Nutzfahrzeug- Sparte. Nachfolger auf dem Scania-Chefsessel wurde zeitgleich Martin Lundstedt.

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