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Logwin Solutions Logwin kombiniert Sparten

Foto: Rathmann

Strategie: Logwin will die Aktivitäten im Geschäftsfeld Solutions weiter vernetzen,
um Linien und Kapazitäten besser auszulasten. So nimmt der Fahrer neben Zeitungen auch eilige Textilien mit.

Dass Zeitungsleute exklusive News verbreiten wollen, liegt auf der Hand. Dass Verlage auch eine exklusive Beförderung ihrer Titel fordern, verwundert dagegen schon. Früher hätten Verlagshäuser darauf großen Wert gelegt, sagt Berndt-Michael Winter, der Vorsitzende des Executive-Committees beim Logistikkonzern Logwin, im Gespräch mit trans aktuell.
 
 »Die Verlage haben darauf geachtet, dass jeder Titel auf einem separaten Fahrzeug fährt«, ergänzt Wolfgang Rodig, Managing Director Transport and Retail Networks im Geschäftsfeld Solutions, in dem Lösungen für die Kontraktlogistik gebündelt sind. Das Ergebnis waren Transporter, die oft nur zu einem Viertel beladen waren und nicht selten noch dieselben Empfänger ansteuerten.
 
 Rodig kann viele solcher Geschichten erzählen. Er betreut die Verlage seit 25 Jahren – lange Zeit als Chef der Spedition Eichberg, nun als Spartenchef beim Logwin-Konzern aus Luxemburg, der sich Eichberg 2003 einverleibt hatte. Damals agierte Logwin noch unter dem Namen Thiel Logistik.

Logistik muss funktionieren und kostengünstig sein

Wie sich die Dinge ändern: Heute haben Verlage kein Problem mehr damit, wenn ihre Titel gemeinsam reisen. »Sie sagen: Die Logistik ist kein differenzierendes Merkmal mehr. Sie muss einfach funktionieren und kostengünstig sein«, so Rodig.usive News verbreiten
 
Logwin kommt das entgegen. Schließlich bringt das Bündeln der Zeitungs- und Zeitschriftentitel enorme Effekte. Das gilt erst recht angesichts der Zahl von einer Milliarde Exemplaren, die der Konzern jährlich ausliefert. Aktuell hat der Verlagsriese Axel Springer seine Zusammenarbeit mit Logwin um fünf Jahre verlängert. Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung ihre Geschäfte mit dem Logistikdienstleister ausgeweitet.
 
Die Medienlogistik stellt besondere Herausforderungen: Logwin lässt die Titel an den Druckorten abholen und liefert sie in aller Herrgottsfrühe an Bahnhöfe, Flughäfen, Grossisten oder Regionalzeitungen. Anspruchsvoll ist vor allem die Logistik der »Bild«-Zeitung. Das liegt an der hohen Aktualität, aber auch an Sportereignissen wie Fußball-Weltmeisterschaften: Beides hat zur Folge, dass der Druck erst spät erfolgt, was das Zeitfenster für die Logistik zusammenschmelzen lässt.
 
»Während der Normalbürger also entspannt im Fernsehsessel sitzt, sind wir besonders angespannt«, sagt Konzernchef Winter. Es bestehe die permanente Gefahr, dass Fahrzeuge und Linien verpasst würden. Das gelte besonders im Rhein- Main-Gebiet, wo Logwin gleich zehn Verlagshäuser betreut – und sich jeden Tag auf neue Überraschungen einstellt.

In beiden Branchen gut aufgestellt

Wegen der besonderen Kompetenz in Sachen Medien sehen sich die Logwin-Chefs in diesem Segment gut aufgestellt. Gleiches trifft auf das Retail Network zu, das Logwin aus seinem Fashion-Netz und einem Teil des Media- sowie des General- Cargo-Stückgut-Netzes weiterentwickelt. Zwischen diesen Sparten gebe es beträchtliche Synergien, sagt Rodig.
 
»Die Tendenz in der Fashion- Branche geht dahin, dass die Ware immer später bereitgestellt und trotzdem am frühen Morgen in exakten Zeitfenstern zugestellt werden soll«, berichtet Dr. Stephan Freichel, Managing Director Sales and Logistics Engineering im Geschäftsfeld Solutions.
 
Logwin fühlt sich aber gewappnet: Das Unternehmen betreibt eine große Flotte an Auslieferfahrzeugen. Wo die Zeitfenster und Warenströme passen, werden die Fahrzeuge zunehmend übergreifend eingesetzt – sowohl für die Zeitungsauslieferung als auch für eilige Textilsendungen. »Die meisten unserer Kleintransporter haben wir dafür so ausgestattet, dass wir auch Stangen für hängende Ware einbauen können.«
 
Im Bereich Retail mache Logwin so schnell keiner etwas vor, meint Firmenchef Winter. Der Konzern greift auf jahrzehntelanges Know-how der übernommenen Spedition Birkart und ihrer Tochter Deutsche Kleiderspedition (DKS) zurück. Dieser Bereich sei der Nucleus für das Retail Network, das die speziellen Anforderungen des Filial-Einzelhandels gerade in den Bereichen Fashion, Lifestyle und Konsumgüter abdeckt.

Kombination von hängender und liegender Ware

Um Synergien zu erzielen und Netze sowie Kapazitäten besser auszulasten, kombiniert Logwin hängende mit liegender Ware. »Der Koffer verträgt ohne Probleme beide Güterarten, auch Zeitschriften oder saubere Sendungen im Bereich General Cargo kann man mitgeben oder in getrennten Aufbauten auf einem Hängerzug transportieren«, sagt Freichel.
 
Auch organisatorisch lässt sich viel machen: Die Logwin- Philosophie sieht vor, dass es zwischen den Bereichen keine Berührungsängste geben darf. »Wir bohren das System auf«, sagt Rodig. Das geschieht, indem passende Aktivitäten vor Ort zusammengelegt und einer gemeinsamen Leitung unterstellt werden. In Hamburg ist der frühere Bereich Media zum Bereich Fashion gezogen, sodass dort Retail-Aktivitäten vereint sind. Und in Karlsfeld bei München bündeln General Cargo, Retail Network sowie Logistics and Warehousing ihre Kräfte.
 
Obgleich die Textilbranche für Logwin eine hohe strategische Bedeutung hat, wachsen die Bäume nicht zum Himmel: Der Versand von hängenden Textilien nimmt ab, weil Verbraucher zunehmend im Netz bestellen und nicht nur im Einzelhandel ihr Geld lassen. Die Folge sind mehr Pakete, was primär die Kep-Dienste erfreut. Doch Logwin sieht sich in der Lage, auch Mehrwertdienste zu erbringen, was wegfallendes Transportvolumen für den stationären Einzelhandel kompensieren kann. Dort gebe es enormes Potenzial. »Wir kombinieren den Transport mit Warehousing und Value Added Services«, erläutert Freichel. Soll heißen: Die Mitarbeiter bügeln die Textilien auf Wunsch auch auf, etikettieren sie oder übernehmen Retouren.
 
Logwin sieht darüber hinaus weitere Möglichkeiten, um die Netze auf Effizienz zu trimmen. Die Verkehre lassen sich zum Beispiel auch dadurch besser auslasten, dass das Fashion-Netzwerk um andere Güter angereichert wird. »Wir haben es bereits um Parfümerieartikel erweitert und sehen auch bei Schuhen, Leder oder Geschenkartikeln Möglichkeiten«, sagt Freichel. Die Folge: Die Transporteinheiten werden nicht nur voller, es sinkt auch die Abhängigkeit vom Saisongeschäft – wie der Frühjahrs- oder Winterkollektion bei Mode.

Logwin nutzt auch Stückgutkooperationen

Die Netzwerke setzen getaktete Verkehre auf der Straße voraus. Firmenchef Winter betont daher: »Wir bekennen uns klar zum Landverkehr.« Durch Anschluss an die Kooperationen 24plus und CTL sei Logwin im Stückgutgeschäft aktiv, auch betreibe man die klassische Speditionssparte General Cargo. Als Logwin den Bereich Rail + Road vor etwas mehr als einem Jahr verkaufte, habe man solche Punkte erläutern müssen. »Manch einer dachte, dass wir uns aus dem Landverkehr zurückziehen würden«, sagt Winter. Das sei mitnichten der Fall.
 
Überhaupt glauben die Logwin-Verantwortlichen, dass es sich gelohnt hat, eine Vielzahl an Aktivitäten aus dem früheren Thiel-Konzern abzuspalten und Logwin auf den Säulen Luft und Seefracht beziehungsweise Solutions aufzubauen. »Wir fühlen uns auf dem neuen Fundament seit einem Jahr sehr wohl«, sagt Winter. Die Zahlen sprächen für sich: Das Unternehmen habe eine hohe Eigenkapitalquote, die Nettoverschuldung sei deutlich gesunken und beim Ergebnis habe Logwin mit einer Steigerung von 9,7 auf 24,1 Millionen Euro einen klaren Schritt nach vorn gemacht.
 
»Wir sind überzeugt, dass wir 2011 an den Zuwächsen partizipieren werden und bei unseren Renditezielen von drei Prozent einen weiteren Schritt vorangehen können«, erklärt Winter. Eine Prognose fürs laufende Jahr gibt er nicht ab. Fest steht für ihn aber eines: »Logwin wird durchstarten und manch einer wird sich wundern.«

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