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Kühne + Nagel Landverkehr auf Erfolgsspur

Kühne + Nagel Foto: Kühne + Nagel

Der Schweizer Logistiker Kühne + Nagel präsentiert bei der Bilanzvorstellung in Zürich einen Reingewinn von 720 Millionen Schweizer Franken (673 Millionen Euro) und erreicht damit nach eigenen Angaben eine neue Bestmarke.

Der Geschäftsbericht 2016 findet die passenden Metaphern: Kühne + Nagel hat seinen Landverkehr "auf Erfolgspur", die Luftfracht besticht durch eine fliegende Marktstrategie und die Seefracht hat Kurs gehalten auf rauer See.

Tatsächlich teilte Dr. Detlef Trefzger, Vorstandsvorsitzender von Kühne + Nagel International, bei der Bilanzvorstellung in Zürich einen Reingewinn von 720 Millionen Schweizer Franken (673 Millionen Euro) mit – damit sei eine neue Bestmarke erreicht. Und auch die Aktionäre können sich über ein Dividendenplus von zehn Prozent auf 5,50 Franken freuen. Dabei sind die Zeiten keine einfachen – die Unsicherheit in Bezug auf die USA, die Folgen des Brexits und ein verlangsamtes Exportaufkommen in Asien stehen im Vordergrund. Kühne + Nagel-Chef Trefzger ist dennoch mit dem Ergebnis zufrieden: "Wir haben in allen Segmenten Marktanteile gewonnen." Diesen Kurs wolle der Konzern auch 2017 fortsetzen.

Niedrigen Raten in der See- und Luftfracht

Zwar ging der Umsatz 2016 im Vergleich zu 2015 um 1,2 Prozent auf 16,5 Milliarden Schweizer Franken (15,4 Milliarden Euro) zurück – ursächlich waren laut Trefzger vor allem die niedrigen Raten in der See- und Luftfracht sowie Fremdwährungseffekte. Für den CEO viel maßgeblicher als der Umsatz ist aber der Rohertrag, der 2016 mit 6,5 Milliarden Franken (rund 6 Milliarden Euro) 4,8 Prozent über dem Vorjahreswert lag. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um 68 auf 918 Millionen (858 Millionen Euro), die Ebit-Marge betrug 5,6 Prozent.

Umsatz-Schwergewicht im Konzern ist dabei weiter die Sparte Seefracht, die 2016 mehr als vier Millionen 20-Fuß-Container (TEU) bewegte, 233.000 mehr als im Vorjahreszeitraum. Unruhe im Markt brachten nicht nur die niedrigen Frachtraten – "25 Dollar für einen 40-Fuß-Container nach Asien, das ist billiger als eine Taxifahrt in Zürich" –, sondern auch die Pleite der südkoreanischen Reederei Hanjin. Derzeit sind die Margen pro Container auf niedrigem Niveau, Trefzger setzt daher auf eine Erholung des Marktes und steigende Margen ab dem zweiten Halbjahr 2017.

In der Luftfracht behauptet sich Kühne + Nagel mit 1,3 Millionen Tonnen nach eigenen Angaben als Nummer 2 der globalen Luftfrachtanbieter. Laut CEO Trefzger waren daran alle Märkte beteiligt, auch die Ausrichtung auf Industriebranchenlösungen war maßgeblich für den Erfolg – etwa für die Branchen Pharma, Perishables oder Luftfahrt. Die operative Effizienz konnte vor allem durch Neugeschäft mit höheren Margen verbessert werden.

Wie in der Seefracht konnte der Logistiker ebenso in der Luftfracht seinen Rohertrag steigern, auch wenn aufgrund weniger Kapazität geringere Margen erzielt wurden. Laut Trefzger ist der Markt durch Überkapazität und weiteren Kapazitätsaufbau vor allem durch Frachtmitnahmen in Passagierflugzeugen gekennzeichnet.

Im Landverkehr Aktivitäten in Europa und den USA ausbauen

Im Bereich Landverkehr setzt der Konzern weiter auf starken Ausbau seiner Aktivitäten in Europa und den USA. Damit erzielte er 2016 ein Plus beim Netto-Umsatz um 11,9 Prozent. Beim Ebit steht in der Bilanz ein Plus von 300 Prozent – trotz einer Anti-Trust-Strafe, die Kühne + Nagel 2015 in Frankreich zahlen musste. Die Sparte voranbringen sollen insbesondere der Einsatz digitaler Plattformen und Lösungen wie KN Freightnet, das vor allem auf die Bereiche Landverkehr, Luftfracht und LCL (less than container-load) zielt. Kunden von KN Freightnet können digital buchen und ihre Sendungen verfolgen. Um die komplette Supply-Chain sicherer und vorhersehbarer zu machen, hat der Konzern zudem ein Predictive-Analytics-Produkt lanciert, das unter dem Namen global Kuehne + Nagel indicators (gKNi) läuft und täglich rund 150 Millionen Datenpunkte verarbeitet.
Auch in der Kontraktlogistik will der Konzern in Modelle investieren, die zur besseren Gestaltung und Vorhersage der Supply-Chain beitragen.

96 Prozent Auslastung der Lagerflächen und das bei zehn Millionen bewirtschafteten Quadratmetern – 2016 war für die Sparte Kontraktlogistik ein gutes Jahr, etwa auch im Hinblick auf 100 neue Logistikprojekte und die weitere Stärkung des E-Commerce-Geschäfts.

2017 wird "fokussiert und ambitioniert", um noch mal den Geschäftsbericht zu zitieren. "Wir sind zuversichtlich, Marktanteile in allen Geschäftsbereichen und auch das Volumen nochmals zu verbessern und damit das Ebit weiter steigern zu können", sagte Trefzger in Zürich. Ein wichtiger Termin dürfte dabei der Capital Market Day am 20. September sein, an dem Kühne + Nagel seine neue Strategie für die nächsten Jahre kundtut.

"Datenmanagement ist Treiber"

Kühne + Nagel-Vorstandschef Dr. Detlef Trefzger über Landverkehr und Logistik.
 


trans aktuell: Herr Dr. Trefzger, im Landverkehr und der Logistik hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Sind Sie zufrieden mit dem Erreichten?


Trefzger: Wir sind nie zufrieden! Nein, im Ernst, wir sehen immer Verbesserungsmöglichkeiten. Der Landverkehr hat sich hervorragend entwickelt und hat seit langen Zeiten sein bestes Ergebnis 2016 gezeigt, durch organisches Wachstum und Restrukturierungsmaßnahmen. Die Verbesserung im Operativen beträgt, wenn man die Kartellbuße für Frankreich herausrechnet, zehn Millionen Franken. Im Gesamtspiel unserer Organisation fällt das vielleicht nicht so auf, aber ich möchte das betonen, weil das Ergebnis ein wichtiger Bestandteil unserer integrierten Lösungen am Markt ist.


Und die Kontraktlogistik?


Die Kontraktlogistik befindet sich seit vier Jahren in der Konsolidierung und ist ebenfalls im Aufwind. Hier hat sich das Portfolio der Kundenverträge deutlich verändert. Wir haben Kunden, mit denen wir Lösungen immer wieder an verschiedenen Standorten skaliert umsetzen. Gleichzeitig ist die Komplexität der Lösungen deutlich höher als früher – wir sind noch stärker verzahnt mit den Kernprozessen unserer Kunden. Auch hier ist der Ergebnisanstieg rein operativ eine hervorragende Leistung.


Auf der Welt geht es turbulent zu, auch in Europa, Stichwort etwa Brexit. Was bedeutet das für Kühne + Nagel?


Wir haben 2016 in Europa keine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr verspürt. Der Brexit hat in Großbritannien zu einem starken Konsum und einem Export-Boom geführt. Wir werden noch sehen, was die Umsetzung des Brexits für uns bedeutet und uns dem offen stellen. In Europa haben wir im letzten Quartal 2016 ebenfalls Exportrekorde gesehen. Gleichzeitig sind die Importe aus Asien im Vergleich zu 2016 wieder angestiegen. Wir haben also wieder stabile Verhältnisse.


Wie wichtig ist das Thema Digitalisierung?


Für uns bedeutet die Digitalisierung die Automatisierung von Prozessabläufen und der Informations- und Datenaustausch zwischen Unternehmen oder Beteiligten einer Prozesskette. Das Datenmanagement, also das Erfassen und Auswerten und die Nutzung der Daten für einen Gebrauch in der Zukunft, ist einein ganz wesentlicher Treiber, um Effizienz- und Produktivitätssteigerung zu erreichen.


Und das Thema 3D-Druck?


Das ist eine von vielen Techniken, die es heute im Produktionsbereich gibt, etwa in der Automobilindustrie. Ich möchte stattdessen lieber die Klebetechnik erwähnen – was früher gedübelt und geschraubt wurde, wird heute unter Druck erwärmt und geklebt. Das alles ist aus unserer Sicht eine normale Evolution und keine massive Veränderung.

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