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Fuhrparkverwaltung Analyse: Kostenverwaltung im Fuhrpark

Fuhrparkverwaltung: Die Consulting-Sparte des DienstleistersMB Tech hat in ihrer Studie »Trend Monitor 2010« die Kosten von leichten Nutzfahrzeugen systematisch analysiert.

Eines der interessantesten Nutzfahrzeugsegmente ist gleichzeitig eines der am schwersten zu klassifizierenden: Die wunderbare Welt der Transporter beginnt einerseits an der Grenze zum Pkw-Segment mit leichten Lieferfahrzeugen der Zweitonnen-Klasse und reicht bis hinein zu den Leicht-Lkw um sieben Tonnen. Das Angebot reicht vom klassischen Kastenwagen über Pritschen- und Kofferfahrzeuge bis hin zu Sonderfahrzeugen mit aufwendigen Spezialaufbauten.
So vielfältig wie die Einsatzzwecke sind auch die Betreiber der Fahrzeuge und ihre Fuhrparkgrößen: vom Einmann-Handwerksbetrieb bis zur Stadtverwaltung, vom Kurierdienst bis zur Autovermietung. Trotzdem haben sich die Experten von MB Tech Consulting daran gewagt, die Entscheidungsprozesse, Kaufkriterien und das Kostenbewusstsein der Transporterklientel einmal ausführlich zu beleuchten.
Zu diesem Zweck führten die Berater ausführliche Interviews mit mehr als 50 Fuhrparkleitern, Firmeninhabern und anderen Entscheidern aus den Segmenten Öffentliche Hand, Logistik und verarbeitendes Gewerbe, die zusammen knapp 60 Prozent der Transporterkäufe im Segment von 2,0 bis 3,5 Tonnen in Deutschland verantworten (Stand: 2008). Die zentralen Fragestellungen lauteten dabei: Welches sind die wichtigsten Kaufentscheidungskriterien der Transporterkäufer? Welche Rolle spielt dabei die Betrachtung der Fahrzeug-Gesamtkosten (Total Cost of Ownership, kurz: TCO)? Und wie entwickeln sich diese Kosten unter dem Einfluss neuer Technologien und Rahmenbedingungen?
Nur rund 60 Prozent der Befragten aus den untersuchten Segmenten gaben an, überhaupt eine detaillierte Messung ihrer TCO vorzunehmen. Der Rest gibt sich mit der Auswertung der Tankkarten-Daten zufrieden oder schiebt einen Full-Service-Vertrag oder personelle Engpässe als Begründung vor. Laut den Autoren der Studie belegt dies das vielerorts noch fehlende Bewusstsein für die TCO-Thematik im Segment, zumal die Dunkelziffer noch höher sein dürfte. »Viele stellen sich unter TCO Anschaffungspreis, Sprit und Reifen vor – und das war es dann«, beschreibt Stefan Herzog, bei MB Tech Consulting verantwortlich für den After Sales-Bereich, die Einstellung nicht weniger Transporterkunden. »Auf diese Weise fallen aber zahlreiche andere Kostentreiber unter den Tisch,« warnt er.

Auf einer Skala von eins (»unwichtig«) bis zehn (»sehr wichtig«) nannten die Befragten als wichtigste Kriterien bei der Kaufentscheidung Zuverlässigkeit und Umweltverträglichkeit noch vor Ersatzteilverfügbarkeit, Unterhaltskosten und dem Anschaffungspreis. Aufgrund der heterogenen Nutzerprofile bestehen hier teilweise erhebliche Bandbreiten bei den Antworten. Eine gute Sicherheitsausstattung mit den gängigen Systemen wurde aber allgemein vorausgesetzt. Die Verfügbarkeit von Telematiksystemen hingegen sei für die befragten Transporterkunden eher unwichtig bei der Kaufentscheidung.
Auf die Frage nach der Kompromissbereitschaft zugunsten neuer Technologien gaben die Probanden an, bei Sicherheitsausstattung, dem Ladevolumen und der Nutzlast nur geringe Abstriche machen zu wollen. In Bezug auf die Reichweite ergab sich ein differenzierteres Bild: Während das Segment der Öffentlichen Dienstleister eine Reduktion hier eher tolerieren würde, äußerten sich die Logistiker weniger kompromissbereit. Grundsätzlich sei aus den Antworten aber herauszulesen, dass die meisten der Befragten in der Lage und bereit wären, ihre Fahrzeuge über mehrere Stunden elektrisch zu laden.
Bei der Frage nach dem zukunftsträchtigsten Technologiekonzept wurde der Hybridantrieb noch vor den batterieelektrischen Fahrzeugen durch die Probanden am besten beurteilt. »Hierbei zeigte sich, dass die Kunden überwiegend sehr gut informiert waren, was die technischen Innovationen angeht«, berichtet Martin Schwarz, Senior Consultant bei MB Tech.

»Die Fuhrparkleiter sind tief im Thema drin und können sofort die verschiedenen Antriebsformen diskutieren.« Deutliche schwächer schnitten Gas- oder Biodiesel-Konzepte ab, bei denen die Schaffung der nötigen Infrastruktur oder die Kapazität der natürlichen Ressourcen angezweifelt wurde.
Zur Kostenbewertung künftiger Fahrzeugkonzepte führten die Experten von MB Tech zunächst eine TCO-Analyse der drei wichtigsten Fahrzeugmodelle des betrachteten Segments durch. Darin flossen neben Kraftstoff, Wartung und Reifen auch Posten wie Steuer, Versicherung und Fuhrparkmanagement ein. Daraus ergab sich, dass bei den heutigen Fahrzeugen die Blöcke Anschaffungspreis und Kraftstoffkosten die höchste Bedeutung haben. Letztere variieren je nach Hersteller zwischen 17 und 22 Prozent der Gesamtkosten.
Vor allem bei hohen Kilometerleistungen kann dies dazu führen, dass ein Hersteller mit zwar geringem Anschaffungspreis, aber höherem Verbrauch und kürzeren Wartungsintervallen in der TCO-Bilanz deutlich schlechter dasteht als die vermeintlich teurere Konkurrenz. Fazit: Bereits bei der Kaufentscheidung sollten die künftigen Gesamtkosten berücksichtigt und der Anschaffungspreis nicht überbewertet werden.

Das Vergleichsszenario mit verschiedenen alternativen Antriebskonzepten schließlich zeigt, dass sich die Gewichtung innerhalb der Kostenstruktur je nach Antriebskonzept und Nutzungserhalten bei alternativen Antrieben deutlich verschieben wird. Einzelne Konzepte können in der Betrachtung je Kilometer bereits heute Kostenvorteile erzielen. Je nach Fahrleistung und Antriebstyp wird es aber nicht allen Anwendern gelingen, ohne Incentivierung durch Gesetzgeber oder Energieversorger die zum Teil erheblich höheren Einstandskosten zu kompensieren.
Die Verfasser der Studie schließen daraus, dass moderne Dieselmotoren aus Kostensicht auch weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Für die Hersteller haben die Sindelfinger allerdings auch einen Auftrag: Sie sollen mit effektivem Leichtbau, neuen Dienstleistungen und der Anpassung ihres Verkaufs- und Servicenetzes die Durchsetzung neuer Technologien vorantreiben und den Kunden je nach Einsatzzweck unterschiedliche Antriebskonzepte anbieten. Denn den »einen« Universal-Antrieb wird es in Zukunft im heterogenen Transportermarkt nicht mehr geben.

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Jan Bergrath Jan Bergrath Journalist
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