Iveco Stralis CNG Power aus dem Erdgas-Motor

Foto: Cerchez

Gasbefeuerte Lkw sind zwar leise, aber auch lahm. So lautet bislang das gängige Urteil über Lastwagen mit Fremdzündung und gasförmigem Brennstoff.

Dazu kommen die Themen Tankgewicht und -unterbringung sowie die geringere Reichweite. Und so verwundert es nicht, dass die CNG-Typen (Compressed Natural Gas) im Segment der schweren Lkw bislang eine Ausnahmeerscheinung sind.
Niedrige Temperatur im Brennraum
Iveco schickt sich nun an, bessere Voraussetzungen für den Einsatz solcher Aggregate zu schaffen. Einen Gasmotor gibt es bereits im Programm des Herstellers. Allerdings ist der mit einer Leistung von 272 PS und einem Drehmoment von 1.100 Newtonmeter eher auf Solofahrzeuge wie zum Beispiel Müllsammler ausgelegt. Um noch mehr Leistung aus dem bereits aufgeladenen Sechszylinder zu kitzeln, mussten die Ingenieure ans Eingemachte – nämlich die Temperatur im Brennraum. Je niedriger diese ist, um so effektiver funktioniert die Aufladung und damit die Verbrennung.
Miller Cycle
Dabei kommt das Patent eines gewissen Ralph Miller ins Spiel, der in den 1940er Jahren das Prinzip des Viertakt-Ottomotors so modifizierte, dass das Einlassventil beim Ansaugtakt erst deutlich später schließt (»Miller Cycle«). Später heißt: während der Kolben schon wieder auf dem Weg nach oben ist. Der Effekt: eine geringere Verdichtung und damit eine geringere Gemischtemperatur. Diese begünstigt den Einsatz eines Laders, der auch den Leistungsverlust durch die unvollständige Zylinderfüllung ausgleicht. Das Kunststück besteht darin, die Parameter Ventilsteuerung, Ladedruck und Einspritzmenge so abzustimmen, dass ein leistungsstarkes, dabei aber möglichst verbrauchsarmes Aggregat das Ergebnis ist.
Fiat hat den Cursor 8-Motor umgerüstet
Fiat Powertrain scheint nun eine Abstimmung gelungen zu sein, die bei Iveco ab dem Sommer serienmäßig angeboten werden soll. Maximal 330 PS und ein Drehmoment von 1.300 Nm holen die Italiener jetzt aus dem umgerüsteten Cursor 8-Aggregat. Für erste Demonstrationsfahrten ließ Iveco den neuen Gasbrenner in zwei Fahrzeugen antreten: In einem Stadtbus, der primär durch die kaum vorhandene Geräuschkulisse beeindruckte, und in einer Zugmaschine, die ganz selbstverständlich einen beladenen Trailer im Kreuz hatte. Also hinauf ans Steuer und einige Proberunden im Iveco-Oval zu Ulm gedreht.
Klangbild und Laufkultur sind hervorragend
Erste Erkenntnis: Das Drehzahlniveau ist zwar höher als gewohnt, Klangbild und Laufkultur hingegen dezent respektive hervorragend. Der zweite Gang reicht zum Anfahren. Allerdings sollte dabei auch der Gasfuß ein wenig mithelfen. Und dann geht es hurtig nach oben: Der Bereich des maximalen Drehmoments reicht bis gut 1.800 Touren, wo sich das Plateau mit der höchsten Leistung direkt anschließt. Der CNG-Cursor fährt sich also im Prinzip wie ein Diesel, nur mit höherem Drehzahlniveau. Und ja, er kommt mit den 25 Tonnen Zuggewicht gut zurecht. Prinzipiell könnten es auch deren 40 sein – nur will heute niemand mehr einen ausgeladenen Lastzug mit 330 PS fahren, unabhängig von der Treibstoffart. Für Citysättel im Verteilerverkehr könnte der erstarkte Stralis CNG aber genau das Richtige sein.
Technische Daten
Motor: Iveco Cursor 8 F2G
Wassergekühlter Sechszylinder-Viertakt-Ottomotor mit Erdgasbetrieb (CNG). Sequentielle Multipoint-Einspritzung, vier Ventile pro Zylinder, Ventilsteuerung gemäß Miller-Zyklus. Turbolader, Ladeluftkühlung. Verteilerlose elektronische Kennfeldzündung. Drei-Wege-Katalysator, Lambdasonde, schadstoffarm gemäß EEV.
Bohrung x Hub:  115 x 125 mm
Hubraum:  7.790 cm3
Leistung:  243 kW (330 PS) bei 1.785/min
Drehmoment:   1.300 Nm bei 1.200 bis 1.785/min
Mittlere
Kolbengeschwindigkeit:
 10 m/s bei Nenndrehzahl
Gewicht (trocken): 775 kg

 

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