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Kolumne ITS und unsere Steuergelder

Professor Heinz-Leo Dudek, Hochschule Foto: Kai Loges/Andreas Langen

Intelligente Transportsysteme sind im Kommen. Zurzeit gibt es viele öffentliche Gelder, um die Technik zu fördern. Jetzt müssen nur noch die Verbraucher überzeugt werden. EIn Beitrag von Professor Heinz-Leo Dudek.

Mehr Sicherheit, flüssigeres Fahren, weniger Umweltbelastung im Straßenverkehr versprechen die Promotoren der intelligenten Transportsysteme (ITS). Diesen Zielen wird sicher niemand widersprechen und so fördern EU, Bund und Länder die Entwicklung entsprechender Systeme jährlich mit beträchtlichen Summen. Erste Puzzlestücke dieser schönen neuen Welt sind seit Jahren bereits Realität wie etwa die dynamischen Geschwindigkeitsbegrenzungen entlang diverser Autobahnteilstrecken. Und sie haben sich bewährt. Die eigentlichen ITS-Potenziale stecken jedoch in den kooperativen Systemen, bei denen die Fahrzeuge unter einander ("Car-to-Car"-Kommunikation, 
"C2C") und/oder mit der Verkehrsinfrastruktur ("Car-to-Infrastructure"-Kommunikation, "C2X") Daten austauschen. Dies ermöglicht es beispielsweise, nachfolgende Fahrzeuge vor einem Stauende oder Glatteis zu warnen oder Verkehrsteilnehmer auf einem bestimmten Straßenabschnitt mit der aktuellen Geschwindigkeitsbegrenzung und Baustellenhinweisen zu versorgen.

Wer sich nicht nur mit dem Straßenverkehr, sondern auch mit anderen Verkehrsträgern befasst, für den sind diese kooperativen Systeme ein alter Hut. In der Luftfahrt sind derartige Systeme unter den Bezeichnungen Transponder, TCAS, ADS, Datalink seit Jahrzehnten im Einsatz und haben dazu beigetragen, dass Flugzeuge trotz rasant steigendem Verkehrsaufkommen ein sehr sicheres Verkehrsmittel sind. Man könnte sich also fragen, warum der Straßenverkehr um Jahrzehnte hinterherhinkt, die notwendigen Kommunikations- und Informationstechnologien scheinen doch vorhanden zu sein? Muss das jetzt auch noch mit Steuergeldern finanziert werden? Doch Vorsicht, die beiden Verkehrsträger sind so einfach nicht miteinander zu vergleichen! In der Luftfahrt sind fast ausschließlich gewerbliche beziehungsweise behördliche Flugzeugbetreiber am Werk und Profis am Steuer.  Die Privatflieger werden aus einem Großteil des Luftraums einfach ausgesperrt. Die Straße hingegen wird vom Individualverkehr dominiert.  Am Lenkrad sitzt von der jungen Fahranfängerin bis zum eigentlich fahruntüchtigen Senior ein Querschnitt der Gesellschaft. Noch komplexer wird das auch dadurch, dass zu einem kooperativen System natürlich ein entsprechender Bordrechner im Fahrzeug sein muss und den muss jemand bezahlen. Erste zaghafte Versuche der Industrie um die Jahrtausendwende, dem privaten Fahrzeugbetreiber C2X-Geräte und Dienste zu verkaufen (z. B. der PASSO-Dienst), sind auf großes Desinteresse der privaten Fahrzeugbetreiber gestoßen. Diese waren nicht bereit, für die angebotenen Verkehrsinformationen zu zahlen. Doch es muss ja nicht immer Geld sein, man kann auch Informationen mit Informationen bezahlen. Gemäß dem allgemeinen Trend zu sozialen Netzwerken heißt es dann künftig im Straßenverkehr: "Gibst du mir deinen Blitzer, dann erzähle ich dir von meinem Stau." Ein bekannter Navigationsgerätehersteller hat damit ein Verkehrsinformationssystem aufgebaut und versorgt mit den Daten nach eigenen Angaben schon 1,6 Millionen Fahrzeuge. Es geht also doch.

Trotzdem ist es richtig, dass der weitere Ausbau der ITS-Infrastruktur mit öffentlichen Geldern gefördert wird, denn insbesondere die Kompatibilität der Bordsysteme untereinander und mit der europaweiten (!) Infrastruktur findet naturgemäß in privatwirtschaftlichen Initiativen wenig Beachtung. Länderübergreifende Projekte wie 
der ITS Corridor sind daher ausdrücklich zu begrüßen.

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