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Gewerbe Effiziente Rundläufe erzielt

Andreas Marquardt Foto: Rathmann

Das Transport- und Logistikgewerbe ist dem Vorwurf ausgesetzt, zu billig und zu ineffizient zu arbeiten. Zu Unrecht, findet Andreas Marquardt, Präsident des Bundesamts für Güterverkehr (BAG).


 

Wirtschafts- und Verkehrswachstum voneinander entkoppeln? Ein frommer Wunsch. Wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP), legt immer auch der Verkehr zu - und zwar meist in höherem Maße als das BIP. Eine Regel, die seit Jahrzehnten Bestand hat. Denn noch keiner deutschen Regierung ist es gelungen, Wachstum ohne das entsprechende Verkehrsaufkommen zu erzielen.

Auslastung der Fahrzeuge ist Indikator für Effizienz

"Und es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass das Verkehrswachstum irgendwann zum Erliegen kommt", sagte Andreas Marquardt, Präsident des Bundesamts für Güterverkehr (BAG), bei der Jahrestagung des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) in Köln. Doch diese für die Branche positive Entwicklung birgt seiner Ansicht nach Gefahren. Denn während das BIP-Wachstum mehrheitlich erwünscht ist, gilt dies nicht für das Verkehrswachstum. "Es könnten daher Äußerungen kommen wie: Die Fahrzeuge sind nicht effizient genug oder die Transporte sind zu billig", sagte Marquardt.  Es gibt seiner Ansicht nach aber gute Argumente, um solche Vorwürfe zu entkräften. Was die Effizienz angehe, sei die Auslastung der Fahrzeuge ein guter Indikator. Hier gelte es aber aufzupassen.

Effizienz an Leer- und Lastkilometer messen

Marquardt warnt davor, nur auf die gewichtsmäßige Auslastung zu schauen. Die sinke schon allein deshalb, weil die schweren Güter - konkret die Abteilung Bau, Steine, Erden - im Straßentransport seit Jahren an Bedeutung verlieren. "Wir messen die Effizienz besser an gefahrenen Leer- und Lastkilometern", erläuterte der BAG-Präsident. Das ergebe ein effektiveres Bild. Hier hat die Transport- und Logistikbranche seiner Ansicht nach riesige Fortschritte erzielt. Mit großem Erfolg habe es das Gewerbe verstanden, effiziente Rundläufe zu organisieren. Das Ergebnis: Bei Distanzen von mehr als 300 Kilometern liege der Anteil der Lastkilometer heute bei mehr als 90 Prozent. "Das muss erst einmal jemand nachmachen", sagte Marquardt. Und was Vorwurf Nummer zwei angeht, die Transporte seien zu billig, nimmt der BAG-Präsident die Unternehmen ebenfalls in Schutz.

Niedrige Frachten bedeuten auch hohen Wettbewerb

Er hält niedrige Frachten nicht für ein schlechtes Zeichen - außer, sie gehen zulasten der Mitarbeiter. Ein geringer Transportkostenanteil im Verhältnis zu den Gesamtkosten zeuge vielmehr von einer hohen Effizienz der Transport- und Logistikunternehmen, meint der BAG-Präsident. Überhaupt sei die weltweite Arbeitsteilung doch nur aufgrund effizienter Logistikprozesse möglich, erklärt Marquardt. Niedrige Frachten seien auch Ausdruck eines hohen Wettbewerbs. Und der sei nicht von vornherein schlecht. Denn Wettbewerb sei auch der Antrieb für Innovationen.

Der BAG-Präsident verweist auf Entwicklungen in der Grünen Logistik - ein Bereich, in dem sich immer mehr Speditionen positionieren. Marquardt hält dieses Engagement für unverzichtbar. Er glaubt, dass sich die Branche angesichts der Energie- und Klimaschutzziele der Bundesregierung, aber auch aufgrund der Abhängigkeit vom Öl verstärkt einer nachhaltigeren Logistik verschreiben muss. Doch sieht Marquardt die Betriebe auf einem guten Weg.

63 Prozent der Fahrleistung entfällt auf Euro-5-Lkw

Etwa 63 Prozent der Fahrleistung auf Autobahnen entfalle bereits auf Euro-5-Lkw. Hätten die Unternehmen in den vergangenen Jahren Investitionen in Grüne Logistik primär aufgrund von Umweltschutzauflagen oder des hohen Ölpreises getätigt, sei das Engagement heute auch auf die zusätzliche Komponente Klimaschutz zurückzuführen. BAG-Chef Marquardt ist überzeugt, dass der Druck in Richtung Nachhaltigkeit weiter steigen wird - auch durch die Verlader. Eine wachsende Zahl von ihnen erstelle bereits CO2-Bilanzen. Das bedeute, dass früher oder später auch die Dienstleister einbezogen würden und ihren Beitrag leisten müssten.

Für die Umwelt engagieren

Zwar seien Auftraggeber nicht immer bereit, das Ganze auch finanziell zu honorieren. Doch geht der BAG-Präsident davon aus, dass sich das Engagement in Sachen Grüne Logistik trotzdem rechnet - zum Beispiel, weil es Vorteile bei Ausschreibungen mit sich bringe. Für die Umwelt engagieren kann sich laut BAG jeder. Ein breites Spektrum an Möglichkeiten stehe Unternehmen zur Verfügung - sei es der Einsatz von nachhaltig produzierten Kraftstoffen oder der Wechsel auf alternative Verkehrsträger. Beim Einsatz von Schiene und Wasserstraße sieht Marquardt ohnehin noch großes Potenzial.

So sei die Entwicklung im Kombinierten Verkehr (KV) bereits auf einem guten Wege. Sowohl der Seehafenhinterlandverkehr als auch der nicht maritime KV hätten in den vergangenen Jahren starke Zuwachsraten erzielt und werden nach Einschätzung von Marquardt in Zukunft eine noch größere Rolle spielen.

Alle müssen an einem Strang ziehen

Um Unternehmen den Umstieg schmackhaft zu machen, müssten aber auch die Rahmenbedingungen stimmen. Beispielsweise lasse sowohl die Taktung der Verkehre als auch die Dichte des Terminalnetzes - zum Beispiel in Form von Güterverkehrszentren - noch zu wünschen übrig. Doch Marquardt ist zuversichtlich, dass die Branche den steigenden Umweltanforderungen gerecht wird. Dies verlange aber Anstrengungen bei allen Akteuren in der Logistikkette. "Wir müssen alle an einem Strang ziehen - Gewerbe, Politik und öffentliche Meinung", forderte der BAG-Präsident. Dann bestehe die Chance, die Anforderungen zu meistern.

Wachstum ungebrochen

Der Straßengüterverkehr in Deutschland wächst und wächst. Davon profitieren vor allem Unternehmen aus dem Ausland. Nach der BAG-Mautstatistik für das vergangene Jahr stieg die Fahrleistung der deutschen Lkw um 3,6 Prozent, die der gebietsfremden um fast zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von Januar bis Juli 2011 hat sich dieser Trend fortgesetzt. Auf deutsche Lkw entfiel ein Plus von 3,1 Prozent, auf ausländische ein Wachstum von 7,7 Prozent. Besonders deutlich legen Lkw aus den EU-Neulingen Bulgarien und Rumänien zu. Sie bringen es auf Zuwachsraten von 20 bis 30 Prozent. In der Top Ten der Mautstatistik, in der die Fahrleistungen festgehalten sind, befinden sich gleich sieben junge EU-Staaten. Allein auf Lkw aus Polen entfällt rund zehn Prozent der Fahrleistung

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