IAA-Wiki Fachbegriffe auf den Punkt gebracht

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Bei so manchem Fachbegriff fehlen dem Leser buchstäblich die Worte. Eine Liste mit erklärungsbedürftigen Begriffen finden Sie hier.

Abgasrückführung (AGR)

Die Euro-6-Norm bedeutet für die Nutzfahrzeughersteller vor allem eines: die Abgasnachbehandlung der Motoren weiter zu verbessern und insbesondere den Ausstoß von Stickoxiden weiter zu senken. In modernen Lkw kommen bereits NOx-Speicherkatalysatoren und SCR-Katalysatoren zum Einsatz. Eine weitere Möglichkeit ist die Rückführung von Abgas in den Motor. Es wird gekühlt, mit Sauerstoff vermischt und in den Brennraum geleitet. Dadurch sinkt die Flammentemperatur und weniger Stickoxide entstehen - dafür aber mehr Ruß und Kohlenmonoxid.

Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz

Das Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) schreibt vor, dass alle Fahrer die ihre Fahrerlaubnis der Klassen D1, D1E, D, DE, C1, C1E, C oder CE nach dem 10. September 2008 (Personenverkehr) beziehungsweise nach dem 10. September 2009 (Güterkraftverkehr) erworben haben, eine Grundqualifikation oder beschleunigte Grundqualifikation brauchen. Eine Prüfung bei der IHK ist Plicht. Wer seinen Führerschein früher erworben hat, muss lediglich eine Weiterbildung von 35 Stunden nachweisen. Alle fünf Jahre muss sie aufgefrischt werden.

Dieselpartikelfilter

Abgase, Rußpartikel und Feinstaub - beinahe täglich begegnen uns diese Begriffe in den Medien. Seltener werden dagegen die Fahrzeuge, die eine dichte Rauchfahne hinter sich herziehen. Der Dieselpartikelfilter macht’s möglich. In seinen Poren setzt sich der Dieselruß ab, genauer: die unverbrannten, festen Partikel im Abgas eines Dieselmotors. Dazu wird der Abgasstrom entweder über Filterflächen oder durch eine Filterwand geleitet. Beide bestehen aus Metall oder Keramik. Damit der Filter nicht verstopft, muss der Ruß in regelmäßigen Abständen abgebrannt werden - zum Beispiel mit einer Kraftstoff-Nacheinspritzung.

Doppelkupplung (DK) 

Sie soll eine Unterbrechung der Zugkraft während des Schaltens vermeiden. Ein DK-Getriebe besteht aus zwei ineinander angeordneten Teilgetrieben, von denen eines für die geraden und eines für die ungeraden Gänge zuständig ist. Wenn sich beim Schalten die eine Kupplung öffnet, schließt sich im selben Moment die andere.

Erdgas/CNG (Compressed Natural Gas)

Erdgas (CNG) besteht, anders als Flüssiggas, größtenteils aus Methan. Bei seiner Verbrennung entsteht ein Viertel weniger CO2 als bei der von Benzin. Erdgasfahrzeuge sind meistens Bifuel-Fahrzeuge, bei denen der Motor mit Erdgas oder Benzin betrieben wird.

Flüssiggas/LPG (Liquefied Petroleum Gas)

Teurer Sprit und Abgasgrenzwerte machen seit einiger Zeit gasgetriebene Fahrzeuge attraktiver. Ein möglicher Brennstoff für weniger Schadstoffe zu günstigem Preis ist Flüssiggas (LPG). Vor allem aber ist es günstiger als herkömmliche Kraftstoffe. Flüssiggas, auch Autogas genannt, besteht aus einem Propan-Butan-Gemisch. Es ist je nach Region weiter verbreitet als Erdgas (CNG) und erzielt größere Reichweiten, kostet aber mehr.

Intelligente Nebenverbraucher

Was haben die Kraftstoffpumpe, der Lüfter und die Kühlmittelpumpe gemeinsam? Sie sind Nebenverbraucher und fressen in bestimmten Fahrsituationen mehr Energie als nötig. Durch eine bedarfsgerechte Steuerung ließe sich, wie neue Berechnungen zeigen, der Kraftstoffbereich von schweren Lkw und Bussen um bis zu fünf Prozent senken. Ein intelligenter Lüfter würde also bei Steigungen unter Volllast laufen und bei Gefällen, wenn der Motor weniger Kühlung benötigt, seine Leistung reduzieren. Intelligent bedeutet aber auch, dass die Nebenverbraucher optimal aufeinander abgestimmt sind, weiter in Gewicht und Verbrauch reduziert werden und vor allem eine ausfallsichere elektronische Steuerung besitzen.

ITS

Das Kürzel ITS steht für Intelligent Transport System, im Deutschen meist als
Verkehrstelematik bezeichnet. Wobei hier nicht nur der Güterverkehr sondern auch der Personenverkehr gemeint ist. Die Verkehrstelematik beinhaltet das Erfassen, Übermitteln, Verarbeiten und Nutzen verkehrsbezogener Daten. Mit deren Hilfe sollen dann die Verkehrsströme intelligent gelenkt werden. Dabei kommen moderne Informations- und Kommunikationstechnologien zum Einsatz. Die Fahrzeuge tauschen sich sowohl untereinander (Car2Car) wie auch mit der Infrastruktur wie etwa Verkehrswechselzeichen (Car2X) aus.

Kitas-Sensor

Der Kienzle-Tachographen-Sensor (Kitas) ist Teil des Analogen wie auch des Digitalen Tachografen. Er liefert die Impulse für Geschwindigkeit und Wegstrecke. Ein elektronisches Verschlüsselungsverfahren soll dabei für die Sicherheit vor Manipulationen sorgen. Der Name kommt vom Dienstleister Kienzle Automotive, der seit Jahrzehnten Systempartner von VDO ist, dem weltweit größten Tachographen-Hersteller. Der Kitas kommt aber auch in den Geräten von Stoneridge und Intellic zum Einsatz.

Platooning 

Dicht auffahren ist beim Platooning ausdrücklich erwünscht. Auf den Vordermann folgen in möglichst kurzen Abständen mehrere Fahrzeuge, die dessen Windschatten nutzen, um Kraftstoff zu sparen. Spurhalte- und Abstandsassistenten sorgen dabei für ein sicheres Fahren in der Kolonne. Verbunden sind die Fahrzeuge über die sogenannte elektronische Deichsel, an deren Spitze ein mit spezieller Kommunikationselektronik ausgerüstetes Führungsfahrzeug steht.

Rekuperation

Den Bremsvorgang zur Energiegewinnung nutzen – für dieses Konzept steht der etwas sperrige Begriff Rekuperation. Eine „Nutzbremse“ wandelt dabei die Bewegungsenergie in elektrische Energie um. Diese wird in Akkus gespeichert oder, zum Beispiel bei einem Oberleitungsbus, wieder in das Stromnetz eingespeist. Genau genommen sind nur Elektro- und Hybridfahrzeuge dafür geeignet, da deren Motor – wie bei einer Eisenbahn – zum Generator umfunktioniert werden kann. Außerdem lohnt sich die Rekuperation nur bei häufigen Bremsvorgängen, also innerorts oder auf Strecken mit Gefälle.

Selektive katalytische Reduktion (SCR)

So mancher Autofahrer fragt sich bestimmt, was die Zapfsäulen mit Adblue an den Tankstellen zu suchen haben. Dabei ist der Stoff aus der Abgasnachbehandlung moderner Lkw nicht mehr wegzudenken. Ziel ist die Verringerung des Ausstoßes von Stickoxiden (NOx), die im Verbrennungsmotor entstehen. Hinter Adblue verbirgt sich eine wässrige Harnstofflösung, die während der Fahrt in den Abgasstrom gespritzt wird. Es kommt zur selektiven katalytischen Reduktion, bei der Stickoxide in die unschädlichen Substanzen Wasser und Stickstoff umgewandelt werden.

Turbolader

Fast jeder Dieselmotor ist heutzutage turboaufgeladen. Aufgeladen bedeutet, dass die vom Motor angesaugte Luft verdichtet und dadurch dessen Leistung gesteigert wird. So vergrößert sich das Drehmoment, gleichzeitig sinkt der Kraftstoffbedarf. Wichtigster Bestandteil eines Aufladegeräts ist ein Verdichter, der entweder mechanisch, über eine Druckwelle oder von einer Turbine angetrieben wird. Beim Turbolader, korrekt: Abgasturbolader, dreht sich diese Turbine mithilfe des Abgasstroms.

Vorausschauender Tempomat 

Sprit sparen auf unbekannten Strecken lautet die Devise: Mithilfe von Topographie- und GPS-Daten errechnet der vorausschauende Tempomat hierfür permanent die bestmögliche Geschwindigkeit. Unter der Bezeichnung CCAP (Cruise Control with Active Prediction) hatte Scania Ende 2011 einen solchen Tempomat vorgestellt. Kurz darauf präsentierte Daimler Predictive Powertrain Control (PPC) im neuen Actros. Neben der reinen Beschleunigungs- und Bremsregelung greift das System auch in die Schaltarbeit des automatisierten Getriebes ein. Beide Systeme sorgen für Spriteinsparungen von bis zu drei Prozent. Doch nicht nur bei Steigungen und Gefällen, auch bei Dunkelheit sowie bei schlechter Witterung zahlen sie sich aus.

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