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Hochwasser in Deutschland Überflutet und unterspült

Das Hochwasser in Deutschland Foto: © dpa/Weigel

Das Hochwasser hat in Deutschland enorme Schäden verursacht. Auch das Transportgewerbe ist stark betroffen. Wie schlimm die Folgen für die Infrastruktur sind, ist völlig offen. Verkehrsminister Ramsauer sprach von dreistelligen Millionenbeträgen – bevor die Flut Magdeburg erreichte.

Mit den 100 Millionen Euro, die die Kanzlerin als Hilfe angekündigt hat, würden die Schäden an der Infrastruktur nicht abgedeckt, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU).  Er geht von Kosten in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags aus. "Das ist so einfach nicht zu stemmen", sagte er. Das Parlament müsse entscheiden, ob Haushaltsmittel aufgestockt werden.

Der Verkehr muss so schnell als möglich rollen

Würden keine Sondermittel bereitgestellt, müssten andere Gelder gekürzt werden, betonte Ramsauer. Er will nun erst einmal das tatsächliche Ausmaß der Kosten ermitteln lassen. Aus seinem Ministerium hieß es zu Wochenbeginn, Aussagen hierzu seien noch nicht möglich. "Wichtig ist, dass den Menschen unbürokratisch geholfen wird und der Verkehr so schnell wie möglich wieder rollt", sagte ein Sprecher trans aktuell.

Der Deutsche Städte- und Gemeinde-
bund (DStGB) hat Bund und Länder aufgefordert, ein "Investitionsprogramm Fluthilfe" zum Wiederaufbau der Infrastruktur aufzulegen. "Experten gehen nach derzeitigem Stand von Schäden in Höhe von mindestens zehn Milliarden Euro aus. Daher benötigen die betroffenen Bürger und die betroffenen Städte und Gemeinden schnelle und unbürokratische Hilfe", sagte der DStGB-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerd Landsberg in Berlin. Nach dem Vorbild des Konjunkturpakets II müssten Bund und Länder kommunale Infrastrukturinvestitionen infolge der Hochwasserkatastrophe finanziell unterstützen.

Schwerpunkte sind kommunale Straßen, Brücken und öffentliche Wege

Schwerpunkte seien unter anderem kommunale Straßen, Brücken und öffentliche Wege. Auch die Europäische Union sei gefordert, da es sich um eine grenzüberschreitende Katastrophe handele, sagte Landsberg. Nach Auffassung des DStGB muss begleitend die Vergabe von öffentlichen Aufträgen erleichtert werden. Insbesondere Erstmaßnahmen zur Verkehrssicherung, die Beseitigung von Schlamm und Treibgut sowie der Wiederaufbau der technischen und baulichen Infrastruktur setze eine beschleunigte Vergabe von Aufträgen voraus.

Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) konnte zunächst keine größeren Störungen der Lieferketten ausmachen, auch wenn es in den Hochwassergebieten zu Verzögerungen gekommen sei. Die meisten Firmen hätten aus vergangenen 
Krisen gelernt und ihr Risikomanagement modifiziert.

Die Schäden dürften in die Milliarden gehen

Dazu gehörten Maßnahmen, um bei Naturkatastrophen akute Lieferengpässe vermeiden oder wenigstens begrenzen zu können. "Die Unternehmen verfügen heute in der Regel über ausreichende Sicherheitsreserven in ihren Lagern", sagte BME-
Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt. Die Auswirkungen der Jahrhundertflut auf den weiteren Konjunkturverlauf in Deutschland seien zurzeit noch nicht abzuschätzen. Die Schäden dürften aber in die Milliarden gehen und die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen.

Prof. Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), befürchtet, dass die notwendigen Reparaturen zu Lasten des Straßenneubaus gehen. "Das Geld kann Ramsauer nicht einfach aus dem Hut zaubern, das muss er aus seinem Etat nehmen", sagte er trans aktuell.  Bei den Schienenreparaturen sei zunächst die Deutsche Bahn als Eigentümerin gefragt, sagte Schmidt. "Angesichts der Millionengewinne, die sie als Infrastrukturbetreiber macht, muss sie einen Teil davon verwenden und ihre Schienen wieder instand setzen. Da ist unmittelbar Geld verfügbar."

Alternativrouten für Kunden

In Teilen Deutschlands, Österreichs und Tschechiens stand der Schienengüterverkehr teilweise still oder wurde großräumig umgeleitet. In Süddeutschland entspannte sich die Lage zuletzt etwas, entlang der Elbe mussten Strecken neu gesperrt werden. Hinzu kam ein Hangrutsch am Gotthard. Das hatte "erhebliche Einschränkungen im europäischen Netzwerk" zur Folge, sagte Dr. Alexander Hedderich, Geschäftsführer von DB Schenker Rail. Man habe den Kunden jedoch rasch Alternativrouten anbieten können.

Auch zu Wochenbeginn war der Brenner nur eingleisig und mit eingeschränkter Geschwindigkeit befahrbar, rund 40 Züge Richtung Österreich waren deshalb in Deutschland abgestellt, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Wirtschaftliche Einbußen durch verzögerte Transporte ließen sich noch nicht abschätzen. Es gebe erhebliche Schäden sowohl in Bayern als auch im Südosten der Republik, sagte ein Sprecher von DB Netz. "Wir haben sehr viele Gleisunterspülungen und Brückenschäden." Auch die Leit- und Sicherungstechnik sei betroffen.

Schwierigkeiten bei der Paketzustellung bei DPD und GLS

Der Paket-Dienstleister DPD konnte seine Sendungen in den Hochwassergebieten zum Teil nicht zustellen und legte sie wieder aufs Lager. Erstversand und Rücktransport betroffener Pakete von Geschäftskunden sollten nicht berechnet werden, kündigte DPD an. Sobald sich die Lage entspannt habe, könnten Kunden die Pakete erneut zu ihren jeweiligen Konditionen verschicken. Auch der Paketdienstleister GLS musste den Betrieb zum Teil einstellen und Pakete zwischenlagern.

Das Hochwasser ist eine Katastrophe

"Für uns ist das Hochwasser eine Katastrophe", sagte Anton Mitiska aus Freilassing trans aktuell. Seine 16 Fahrzeuge konnte er in Sicherheit bringen, aber Hof und Werkstatt standen bis zu drei Meter unter Wasser. 
Mitiska schätzt den Schaden auf rund 300.000 Euro. Jetzt heißt es für den Mittelständler, der Silo-, Tank- und Schüttguttransporte fährt, zu improvisieren. Immerhin blieb das Büro verschont und die meisten Kunden zeigten Verständnis.

Die Transportbranche sei von der Flut  genauso betroffen, wie der Rest der Wirtschaft, sagte BGL-Chef Schmidt. Andererseits bedeuteten die anstehenden Aufräumarbeiten aber auch  – genau wie für die Bauindustrie – zusätzliche Beschäftigung.

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