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Automobillogistik Weltweites Zusammenspiel

Globalisierung: Lkw-Bauer MAN Foto: MAN Truck & Bus

Die beiden Verbände VDA und BVL machen sich gemeinsam für die Automobillogistik stark. Klar ist, die Arbeitsteilung und der Transport werden noch wichtiger.

Mit mehr als 500 Teilnehmern hat die Veranstaltung die Erwartungen deutlich übertroffen, erklärte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), in München. Das Forum Automobillogistik wird erstmals vom VDA und der  Bundesvereinigung Logistik (BVL) gemeinsam veranstaltet. Im Fokus standen einmal mehr sowohl Theorie als auch Praxis. So lockten unter anderem das MAN-Werk sowie die Produktionsstätte der F. X. Meiller Fahrzeug- und Maschinenfabrik mit Betriebsbesichtigungen.

Die Automobilindustrie steht vor einigen Herausforderungen

Bei den anschließenden Fachsequenzen wurde deutlich, dass die Automobilindustrie vor einigen Herausforderungen steht. Aber auch, dass die Logistik eine immer wichtigere Stellung im Produktionsprozess einnimmt.

"Die Produktionsnetzwerke der deutschen Automobilindustrie werden damit immer globaler und verflochtener. Im vergangenen Jahr ist die Auslandsproduktion der deutschen Pkw-Hersteller auf 7,7 Millionen Neuwagen gestiegen. Hinzu kommen 5,4 Millionen Autos im Inland", sagte Wissmann. Dabei stammen Teile und Komponenten eines Fahrzeugs oft aus verschiedenen Kontinenten. Die Zulieferer senden bei Bedarf just in time und häufig auch just in sequence direkt ans Montageband. Wie die dazu benötigte Kommunikation entlang der Wertschöpfungskette aussehen kann, lesen Sie auf Seite 19 dieser Ausgabe.

Die weiter zunehmende weltweite Arbeitsteilung bedeutet aber auch steigende Warenströme. Die Hinterlandanbindungen der Seehäfen sind dabei nur ein Thema. Zum Teil stellen die Unternehmen die multimodalen Verkehre komplett um. So etwa der Autobauer BMW. Der setzt bei der Materialversorgung seiner vier Werke im chinesischen Shenyang auf die Schiene. Partner dabei ist DB Schenker. "Die Hälfte der Fahrzeuge, die wir in China verkaufen, werden auch dort produziert", sagte Johann Schuberthan, der die Logistikplanung bei BMW leitet.

Münchner setzen aus Kostengründen aufs Schiff

Um die notwendigen Komponenten ins Reich der Mitte zu bekommen, setzen die Münchner schon aus Kostengründen aufs Schiff. Das dauert allerdings mindestens 51 Tage – zu lange für manche Teile. Garantiert nur rund 30 Tage ist hingegen die Bahn unterwegs. Etwa sieben Ganzzüge pro Woche mit je rund 40 Containern schickt BMW auf die Reise. "Im Durchschnitt braucht der Güterzug sogar nur 21 Tage", so Schuberthan.

Gerade mal zwei Prozent schafften es hingegen nicht in der Garantielaufzeit. Schuld daran seien zumeist fehlerhafte Zollpapiere, der Ausfall von Krananlagen sowie Fehlverladungen. Ganz ohne sei der Transport auf der Schiene allerdings nicht. Bis zu 60 Grad Temperaturunterschied, 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und Beschleunigungskräfte bis zu 6,2 g zeichnete ein Kontrollgerät auf. "Dafür haben wir eine Reduktion der Bestände sowie eine verbesserte Materialverfügbarkeit", erläuterte der BMW-Mann.

Wie so etwas auch in kleinerem Umfang gelingen kann, erklärte Jens Nöldner, Geschäftsführer DB Schenker Rail Automotive: "Denn immer weniger Kunden können einen ganzen Zug auslasten." Der Bahnexperte setzt dabei auf eine verkehrsübergreifende Steuerung – inklusive Lkw-Direktverkehre – und bindet dabei sogar bei Bedarf den Werksrangierdienst ein wie etwa beim Produktionswerk der A-Klasse von Daimler im ungarischen Kecskemét. "Wir haben dort aufgrund von Transparenz einen Schienenanteil von rund 80 Prozent realisiert", sagte Nöldner.

Informationen müssen perfekt vernetzt sein

Weniger optimistisch klang hingegen Prof. Dr. Frank Straube, Leiter des Fachbereichs Logistik an der Technischen Universität Berlin. "So furchtbar rund läuft das alles nicht", sagte er. Oft liege das an der fehlenden Einbindung des Logistikdienstleisters in den Informationsfluss. Bei bis zu 14 Akteuren sei das auch nicht einfach. Da helfe nur eine Indus­trialisierung entlang der Transportkette. "Die Informationen müssen perfekt vernetzt sein."

Dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, zeigt ein Blick auf eine aktuelle BVL-Umfrage. Demnach glauben zwar 75 Prozent der Logistik-Dienstleister, dass ihr Kunde mit ihnen zufrieden ist. Auf Kundenseite waren das aber gerade einmal 43 Prozent. Das dürfte dem einen oder anderen Forumsbesucher sicher zu denken geben.

Der Preisträger

Borg Warner Beru Systems ist Gewinner des VDA Logistik Award 2013. Das Unternehmen aus dem schwäbischen Ludwigsburg erhielt diesen Preis, den der VDA alljährlich auf dem Forum Automobillogistik vergibt, für ein Konzept zur "Automatisierten Früherkennung von Lieferantenrisiken". Der Automobilzulieferer hat ein System entwickelt, das mit modernsten mathematischen Methoden voll automatisiert Prognosen über Entwicklungen von Lieferperformance und Lieferantenrisiken treffen kann. Das neue System Lieferanten-Performance-Monitor 3.0 stütze sich dabei auf Informationen wie Lieferungen, Mengen- und Termintreue. Das Herz des Systems ist das sogenannte Hidden-Markov-Modell aus der Stochastik. Mit dessen Hilfe lässt sich aus der Vielzahl der Daten die tatsächliche Situation eines Lieferanten errechnen.

Das Forum

Unter dem Motto "Komplexität beherrschen" fand am 
23. und 24. Januar im MAN Truck Forum in München das Forum Automobillogistik statt. Die bisherigen Veranstaltungen – das Branchenforum Automobillogistik der Bundesvereinigung Logistik (BVL) sowie der Logistikkongress des Verbands der Automobilindustrie (VDA) – wurden damit erstmals zu einem europäischen Gipfeltreffen der Logistikexperten der Automobilindustrie zusammengeführt. Mehr als 500 Besucher nahmen an der Veranstaltung teil. Sie konnten aus zehn Themensequenzen und rund 50 Referenten wählen.

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