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Frauen in der Logistik Tilsner leitet Logistikabteilung beim BGA

BGA, Meike Tilsner, Verkehr und Logistik Foto: Annett Melzer

Meike Tilsner verantwortet beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) in Berlin die Abteilung Verkehr und Logistik und möchte mehr Frauen für die Branche begeistern.

Das Leben ist ein Fluss, alles ist in Bewegung: So beschreibt Meike Tilsner ihr Leben und so gefällt es ihr auch. Die 31-Jährige leitet beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) in Berlin die Abteilung Verkehr und Logistik sowie das Büro des Hauptgeschäftsführers und das des Präsidenten. "Kein Tag ist wie der andere", erklärt die Volljuristin, die seit November 2016 beim BGA arbeitet, im Gespräch mit trans aktuell. Anfragen zu Rechtsthemen der Mitgliedsverbände bearbeiten, den Kontakt mit anderen Verbänden pflegen, Pressemitteilungen verfassen, Meetings im In- und Ausland – ihr Alltag ist abwechslungsreich, aber auch anstrengend. "Mich stört das nicht. Ich bin gerne gefordert und mag keine Langeweile", sagt Tilsner.

Denn ein reiner Schreibtischjob ist nichts für die aufgeweckte Juristin: "Ich lerne gerne neue Leute kennen und mag Meetings." Kommunikation liegt ihr, peinliche Gesprächspausen kommen im Smalltalk mit Meike Tilsner nicht vor. Eine wichtige Voraussetzung in ihrem Job. "Ein bisschen Extrovertiertheit kann nicht schaden", erklärt sie mit einem Augenzwinkern. Sie geht aber auch auf andere ein, "sucht immer einen Kompromiss und weniger die Konfrontation". Einer der Gründe, warum sie die Verbandsarbeit der Tätigkeit als Anwältin in einer Kanzlei vorzieht, obwohl sie als Volljuristin die Berechtigung dazu hätte. Bereits nach ein paar Monaten Arbeit in einer Kanzlei merkte sie: "Zu viele Akten, zu wenig Menschen."

Jura durch Zufall

Zum Studium der Rechtswissenschaften kam sie durch Zufall: Tilsner studierte ein Semester BWL in Kiel bevor ihr damaliger Rechtsprofessor sie für Jura begeisterte. Nach dem ersten Examen war sie bei Airbus unter anderem im Arbeitsrecht tätig. Das habe genau zu ihrer Vorliebe für Verkehrsträger gepasst. Zum ersten Mal Verbandsluft schnupperte Tilsner am Ende des Referendariats, das bei Juristen zwischen dem ersten und dem zweiten Staatsexamen üblich ist, beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie in Brüssel. Dort bekam sie "Lust auf einen Verband".

Darum zog es sie nach dem zweiten Staatsexamen, das sie 2015 am Oberlandesgericht (OLG) Celle ablegte, und den sieben Monaten Kanzleiarbeit, zu Lufthansa Technik in Hamburg. Die Arbeit dort gefiel ihr zwar, füllte sie aber nicht aus.

Komplett ohne Vitamin B

Zufällig stieß sie dann auf die Stellenanzeige des BGA, der eine Referentin für die Abteilung Verkehr und Logistik suchte. Die damals 29-Jährige bewarb sich und wurde prompt zum Vorstellungsgespräch eingeladen, das fast ihre Urlaubspläne durchkreuzte. "Ich bin von Hamburg nach Berlin zum BGA gefahren und dann direkt weiter mit dem Flieger in den Urlaub. Vom Urlaub ging es dann direkt zum zweiten Gesprächstermin in Berlin und wieder zurück nach Hamburg." Entsprechend entspannt muss ihr Eindruck gewesen sein, denn die Zusage für den Job kam postwendend. "Komplett ohne Vitamin B. Es war wirklich reiner Zufall, dass ich die Stellenanzeige gelesen habe", erzählt Tilsner, die in Hamburg studiert und dort das erste Staatsexamen abgelegt hat. Der Umzug nach Berlin störte sie nicht. Nur ihr langjähriger Freund war nicht ganz glücklich. "Aber natürlich freut er sich vor allem für mich."

Die Beziehung hat für sie einen hohen Stellenwert, ebenso regelmäßige Treffen mit Freunden und der Familie. Ihre Eltern leben noch immer in Jork, einer Gemeinde der Region Altes Land, die sich über Teile des Elbufers in Niedersachsen und Hamburg erstreckt. Ihre ältere Schwester wohnt in der Nähe der Eltern. Die Elbe sucht sie immer gerne auf, wenn sie in Hamburg ist. "Ich jogge oder spaziere gerne am Elbufer entlang und schaue mir die großen Schiffe an." Die Nähe zu Verkehrsträgern sucht sie also auch in ihrer Freizeit. Zum Glück legt sie das Interesse an der Transportbranche nicht mit dem Verlassen des Büros ab. Denn nur so kann sie die Unmengen an Wissen in Verkehrsrecht bewältigen, die sie sich nach wie vor aneignen muss. "Mittlerweile verfüge ich über ein solides und gutes Grundwissen, aber ich habe noch lange nicht ausgelernt." Die überzeugte Netzwerkerin tauscht sich daher gerne mit Kollegen aus. "Kommunikation ist einfach enorm wichtig."

Oft die einzige Frau unter Männern

Beim BGA hat sie sich auf jeden Fall bewährt: Als Referentin für Verkehr und Logistik hat sie begonnen, seit Juli 2017 ist sie Abteilungsleiterin und hat entsprechend viel Verantwortung. Oft ist sie bei Veranstaltungen oder in Meetings die einzige Frau unter Männern. "Die Transportbranche ist nach wie vor eine Männerdomäne." Das stört sie zwar nicht, doch sie wünscht sich mehr weiblichen Nachwuchs. "Oft haben Frauen die Logistik als Arbeitsmarkt gar nicht im Blick."

Das merke sie zum Beispiel schon bei Gesprächen mit ihren Freundinnen. Da scheine es noch gewisse Hürden zu geben. Dass mit Dr. Heike van Hoorn nun eine Frau an der Spitze des Deutschen Verkehrsforums (DVF) steht, freut sie daher besonders. Tilsner appelliert vor allem an junge Frauen, eine Karriere in der Logistik anzustreben. Die Branche sei so vielfältig und spannend. Alles befinde sich im Fluss – wie sie es eben mag.

Zur Person

  • Meike Tilsner (31) studierte Jura in Hamburg, 1. Staatsexamen in Hamburg, 2. Staatsexamen am OLG Celle
  • Seit November 2016 beim BGA, seit Juli 2017 Abteilungsleiterin Verkehr und Logistik
  • Zuvor berufliche Stationen bei Airbus, dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, in einer Kanzlei und bei Lufthansa Technik
  • Lebt in Berlin und in Hamburg
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