Die Flüchtlingsproblematik in Calais beschäftigt die Branche. Wir haben die fünf wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema zusammengetragen.
Das Problem, dass Flüchtlinge am Kanaltunnel in Frankreich ausharren, um unbemerkt auf die andere Seite zu gelangen, ist fast so alt wie der Tunnel selbst. Ursache ist, dass Großbritannien auf Sonderregelungen beim Wegfall der Grenzkontrollen zwischen den EU-Mitgliedstaaten bestanden hatte und nur eingeschränkt am Schengen-Abkommen teilnimmt. Ein Abkommen mit Frankreich berechtigt das Land, dort vorgezogene Einreisekontrollen abzuhalten. Für Großbritannien hat diese Vorgehensweise den Vorteil, dass es diese Asylbewerber nicht aufnehmen muss, um ein Asylverfahren durchzuführen. Die Zahl bereits in Frankreich zurückgewiesener Einwanderer ist drastisch gestiegen.
Sicherheitsmaßnahmen wie höhere Zäune reichen allein nicht aus, um die Lage in Calais zu entschärfen. Darauf hat das Uno-Flüchtlingshilfswerk hingewiesen und Großbritannien und Frankreich aufgefordert, zu handeln. Seit Anfang Juni seien mindestens zehn Flüchtlinge ums Leben gekommen, die Situation an sich mit insgesamt 3.000 Flüchtlingen sei aber nicht unbeherrschbar. "Es geht um Flüchtlinge, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung aus Afghanistan, Somalia, dem Sudan und Syrien geflohen sind", betonte eine Sprecherin. Sie seien vielfach schutzbedürftig. Es gehe darum, Lücken im Asylrecht zu schließen, besser zu koordinieren und gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Warum wollen die Flüchtlinge nach Großbritannien?Die Flüchtlinge von Calais wollen nicht in Frankreich bleiben und stellen deshalb dort in der Regel keinen Asylantrag, obwohl die französische Regierung sie dazu aufgefordert hat. Sie haben teilweise Familienangehörige in Großbritannien, sprechen Englisch und kein Französisch und wissen, dass es in England leicht ist, eine illegale Beschäftigung zu finden.
Die Tunnelgesellschaft berichtet, dass die Arbeiten für ergänzende Sicherheitsmaßnahmen nahezu abgeschlossen sind. Die Versuche von Flüchtlingen, auf das Eurotunnel-Gelände einzudringen, könnten jetzt von den verstärkten Ordnungskräften leichter abgewiesen werden. Eurotunnel hatte von Frankreich und Großbritannien 9,7 Millionen Euro für Schutzmaßnahmen verlangt.
Wie viel Geld schießt die EU zu?Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise in Calais erhält Frankreich eine erste Teilzahlung in Höhe von 20 Millionen Euro aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU. Großbritannien hat bereits eine Vorfinanzierung von 27 Millionen Euro aus dem Fonds erhalten.