Angelika Burgel gab der Transportbranche eine zweite Chance – und leitet heute die Sparte Landverkehr und Logistik bei dem Dienstleister ITG in München. An ihrem Beruf schätzt sie vor allem die Vielseitigkeit.
Director Logistics + Truck Transportation, Prokuristin – so steht es auf der Visitenkarte von Angelika Burgel. Nicht alles findet Platz auf der kleinen Karte. "Das Spektrum, das mein Job abbildet, bekommt man nicht in einem Titel unter", sagt Burgel lachend. Gerade wegen dieser Vielfalt liebt sie ihren Beruf.
Die ITG übernimmt auch die Kontraktlogistikdienstleistungen
Die Bandbreite ihrer Aufgaben ist so groß wie die ihrer Kunden. Die ITG Internationale Spedition und Logistik bietet neben Landverkehr, See- und Luftfracht auch Kontraktlogistikdienstleistungen an, primär für Kunden aus dem Bereich Lifestyle. Allein am Firmensitz in der Nähe des Münchner Flughafens betreibt ITG drei große Logistikzentren mit mehr als 140.000 Quadratmeter Lager- und Handlingfläche.
Burgel arbeitet mit kleinen und mittelständischen Kunden aus dem Bereich Onlinehandel, die Lager- und Logistiklösungen suchen und für die Burgel ein E-Shop-Kompetenzzentrum errichtet hat. "Es macht Spaß mitzuverfolgen, wie solche Unternehmen online gehen – und wir direkt einbezogen werden", sagt sie.
Gleichzeitig kümmert sie sich um durchgängige Logistiklösungen für große internationale Kunden, beispielsweise aus dem Textilbereich, oder auch die Erweiterung der Logistikstandorte für Firmen, die etwa ein Außenlager in Panama oder Hongkong benötigen. Eine aktuelle Herausforderung ist die neue ITG-Landesgesellschaft, die Burgel in Moskau eingerichtet hat und die seit März vor allem für einen großen deutschen Premium-Anbieter aus dem Bereich Sportartikel Dienstleistungen in Russland übernimmt. Angelika Burgel ist immer noch begeistert von dem Ergebnis. Wie ihre Mitarbeiter: "Alle sind jetzt total stolz darauf, dass wir eine eigene Niederlassung in Russland haben."
Burgel liebt den Kundenkontakt
"Was richtig Spaß macht, ist, mit Kunden zu sprechen und ihre Anforderungen zu verstehen, welche Service- oder Qualitätsmerkmale da sind", erklärt sie. "Und dann das Vertrauen für einen Auftrag zu bekommen und diesen gemeinsam mit ITG-Kollegen aus den verschiedenen Bereichen engagiert umzusetzen." Auch wenn das Projekt schon längst implementiert ist, freut es sie, den Kundenkontakt weiter zu halten.
Außerdem ist das Ergebnis ihrer Arbeit für sie auch im Alltag sichtbar. "Wenn ich in einem Laden ein Bekleidungsstück erkenne, das wir von ITG im Logistikzentrum hatten und an dem unsere Mitarbeiter etwa die Etiketten angebracht haben – das ist ganz toll." Gleichzeitig sei es immer wieder eine Herausforderung, Verständnis für die Arbeit in der Logistik zu finden.
Erst beim zweiten Besuch überzeugt
Dabei brauchte die Transportbranche einen zweiten Anlauf, um die gebürtige Stuttgarterin überhaupt für sich zu gewinnen. Ein Schnuppertag in der Spedition ERA in Kornwestheim im Bereich nationale Verkehre löste bei der damaligen Realschülerin Angelika Burgel keine Begeisterung aus. Doch die Unternehmenschefin Renate Conrad-Kuchenbeiser überredete sie zu einem zweiten Besuch – und konnte mit der Aussicht auf internationales Flair in der Export- und Importabteilung Burgel zu einer Ausbildung als Speditionskauffrau überzeugen. 1981 fing sie an. "Diese Lehre hat mich wahnsinnig geprägt«, sagt Burgel heute, "und mit Frau Conrad-Kuchenbeiser hatte ich eine strenge Ausbilderin. Aber ich war hinterher total begeistert."
Infiziert von der Internationalität wechselte sie nach der Ausbildung zu einer Spedition mit Schwerpunkt Türkei-Verkehre. Telefonisch die Sendungsabrufe nachzufassen wurde ihr bald zu langweilig, sodass sie dazu überging, zuerst Termine für den Vertrieb auszumachen und schließlich selbst telefonisch Sendungen und Aufträge erarbeitete – bis daraus eine eigene Abteilung für Türkei-Importe wurde. Dabei sammelte sie schon erste Erfahrungen mit Kunden aus dem Bekleidungsbereich. Auf die Zusatzausbildung zum Verkehrsfachwirt folgte der Wechsel zur Spedition Ballauf, bei der sie von der Niederlassungsleitung in Gärtringen 1992 in die Zentrale nach München wechselte und buchstäblich vor einem leeren Schreibtisch stand. Aufgabe: die Osteuropa-Verkehre neu aufzubauen. "Mit dem Spediteurs-Adressbuch vor mir habe ich telefoniert«, sagt sie. Kurze Zeit später hatte sie eine richtige Abteilung an der Hand.
1997 fing Burgel bei ITG an
1997 dann fing Burgel bei dem Unternehmen ITG, das sich damals gerade in einer extremen Expansionsphase befand, als Assistentin der Geschäftsleitung an. "Die besprochenen Aufgaben habe ich aber nie gemacht", lacht sie. Stattdessen übernahm sie gleich zu Anfang die Logistikimplementierung eines Sportartikelherstellers für ein Lager in Stuttgart. "Ich war beim Kunden und habe mit dem Logistikleiter geredet – und auf einmal hast du einen riesigen Berg vor dir."
Mit Begeisterung machte sie sich ans Abtragen: suchte vor Ort eine Immobilie, redete mit dem Bürgermeister, erstellte Verträge, stellte Mitarbeiter ein und kümmerte sich um deren Schulung, entwickelte ein Lagersystem. Die nächste Aufgabe wartete in den Niederlanden: "Ein Lager implementieren mit jeder Menge Zusatzleistungen – unter anderem mussten wir Schuhe zusammenbauen", erzählt sie. Danach folgt ein Projekt dem nächsten.
In der Freizeit kocht sie gerne
Mit dem gleichen Einsatz, mit dem sie sich ihren beruflichen Aufgaben widmet, redet sie über ihre Hobbys. Sie kocht gerne in großem Stil, vor allem mit Freunden. Und sie liebt Fernreisen. "Da kann ich wirklich unersättlich sein", sagt sie. Bei der Auswahl der Ziele sei sie sehr Asien-lastig, Myanmar und Indien heißen die bevorzugten Länder.
Berufliche Ziele verfolgt Angelika Burgel nicht – "ich habe in der Hinsicht nie etwas geplant". Stattdessen wünscht sie sich für ITG die weitere Expansion und noch mehr Standorte. "Aber eigentlich ist das kein Wunsch – ich weiß, das wird kommen."