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Entladeteppich für Lkw Wenn die Päckchen purzeln

Lkw-Entladeteppich von PHS Foto: PHS

Mit dem Entladeteppich den Lkw schneller leeren, das ist die Idee des Start-ups PHS, das große Pläne mit der kreativen Lösung hat.

Junge Menschen, die in coolen Lofts residieren oder in der Garage sitzen, um mit ihren kreativen Ideen die Welt zu erobern, so werden Start-ups gern beschrieben. Doch die Realität ist eine andere. Einerseits, weil nicht alle Start-ups so anfangen. Andererseits, weil nicht jedes frisch gegründete Unternehmen mit Mitarbeitern um die 20 als Start-up zu sehen ist. Im Fall des österreichischen Start-ups PHS ist es eine Lagerhalle in der steirischen Hauptstadt Graz, wo gerade zwei Jungunternehmer mit einer interessanten Entwicklung durchstarten und die Logistik-Welt entern.

In der Lagerhalle geht es so zu, wie man sich den Start vorstellt: kleines Büro in der Halle, Kaffeemaschine, Auf­bruch­stim­mung, Pio­nier­geist und zwei junge Männer, Andreas Wolfschluckner und Matthias Fritz, die Großes mit ihrer Erfindung vorhaben und dafür weltweit einen potenten Markt sehen.

Beide sind studierte Maschinenbauer, haben an der TU in Graz jeweils zum Doktor der Technik dissertiert und einen Entladeteppich für Lkw erfunden, mit dem sich Pakete vom Lkw schnell und sicher vollautomatisch entladen lassen. "Mit unserer Entwicklung werden KEP-Lkw beispielsweise schnell entladen, ohne dass irgendein menschlicher Handgriff notwendig ist", sagt Fritz in der angemieteten Lagerhalle im Grazer Gewerbegebiet, wo schon bald die Produktion der vollautomatischen Schnellentladelösung starten soll.

Braucht man derzeit rund eine Stunde für das manuelle Entladen eines mit vielen Paketen beladenen Lkw, so verringert sich mit dem Entladeteppich die Zeit um 50 Prozent. Damit wird die Stehzeit des Lkw an der Rampe verringert und erhöht sich die Wirtschaftlichkeit des Umschlags, was in Zeiten des ständig steigenden Internet-Handels ein Vorteil ist.
Um ihre Erfindung, an der sie seit dem Jahr 2015 tüfteln, professionell zu vermarkten, haben sie ihr Unternehmen PHS gegründet, das im Untertitel die Bezeichnung Parcel Handling Solutions führt und in dem beide Gründer als geschäftsführende Gesellschafter fungieren.

An PHS beteiligt ist mit 26 Prozent ein namhaftes österreichisches Unternehmen, nämlich die Österreichische Post. An diesen Partner kann sich PHS nicht nur wirtschaftlich anlehnen, in deren Verteilzentren werden die ersten Teppiche installiert und es steht für das weltweite Vorgehen ein profilierter Referenzkunde zur Seite. "Das ist für uns wichtig", betonen beide Erfinder ausdrücklich. Als Partner bei der Entwicklung dieses Start-ups involviert ist auch das österreichische Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), weil die Entwicklung des Teppichs aus dem kooperativen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben Eagle heraus entstanden ist, das vom BMVIT im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms "Mobilität der Zukunft" gefördert worden ist.

Realisiert wurde die Erfindung von den beiden Unternehmern an der TU Graz gemeinsam mit dem Unternehmen TAG-Pilot und der Österreichischen Post. Der bereits europaweit patentierte Entladeteppich ist primär für sortierfähige Pakete gedacht, aber auch geeignet für Stückgüter, Reifen oder ähnliche Waren, die schneller als bisher vom Lkw entladen werden sollen.

Entladesystem lässt sich problemlos nachrüsten

Das Entladesystem lässt sich unkompliziert jederzeit in Lkw beziehungsweise bei den Hallentoren installieren. Der Teppich auf dem Lkw (für alle Lkw-Typen nachrüstbar) ist ein mechanisches Teil, die raffinierte Technik steckt im stationären Teil der Anlage.
Wolfschluckner und Fritz, vor dem Sprung in die Selbstständigkeit Dozenten an der TU Graz, sehen für ihr System gute Ab­satz­chan­cen.

Für Deutschland, Österreich und die Schweiz schätzen sie den Umsatzmarkt auf 310 Millionen Euro, europaweit auf 920 Millionen Euro und weltweit sogar auf stolze zwei Milliarden Euro. Das deshalb, weil zum einen der E-Commerce förmlich explodiert und zum anderen die Verteilzentren mit der Abfertigung des Paketaufkommens langsam an ihre Grenzen stoßen. Das heißt: Der Umschlag zwischen Lkw und den Verteilzentren muss schneller werden und hier setzt "unser System optimal an", ist Wolfschluckner überzeugt.

Ein Teppich für die Entladung

  • Das Entladesystem ist eine sogenannte Dock-and-go-Lösung und besteht aus einer mit Gurten ausgestatteten Auflage auf dem Lkw und einer stationären Vorrichtung beim Hallentor, wo das System mit dem Lkw verbunden wird.
  • Die Pakete werden auf diesem Teppich aus dem Lkw gezogen, wobei sie beim Herausziehen in einem zeitlich genau berechneten Ablauf nach vorne fallen und dann direkt – in einem Paket-Verteilzentrum beispielsweise – auf die vorhandenen Aufschlusslinien weiterbefördert und in weiterer Folge auf Förderbändern identifiziert und sortiert werden.
  • Der Teppich auf dem Lkw (für alle Lkw-Typen nachrüstbar) ist mechanisch, die raffinierte Technik steckt im stationären Teil der Anlage. Einen Prototyp des Entladesystems gibt es bereits, in diesem Jahr wird daraus ein Serienmodell entwickelt und es soll in weiterer Folge mit der Vermarktung in Europa und weltweit begonnen werden.
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