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E-Transporter von Daimler und Emovum Hermes treibt Elektromobilität voran

Foto: Hermes Europe

Der Logistikdienstleister Hermes treibt die Elekrifizierung seiner Zustellflotte voran. Bis 2025 will das Unternehmen emissionsfrei in allen deutschen Großstädten unterwegs sein und erprobt dazu unterschiedliche Transportermodelle von Daimler und Emovum.

Als Ex-Formel-1-Pilot Mika Häkkinen als Markenbotschafter für Hermes zur Übergabe von fünf Mercedes-Benz Vito E-Cell an den KEP-Dienstleister in Berlin gekommen war, zeigte er sich überrascht: "Das ist ein fantastisches Auto. Die Hermes-Fahrer werden ihn mögen, denn der Motor antwortet schnell", sagte der ehemalige Autorennfahrer damals gegenüber KEP aktuell.

Hermes nahm zehn der Elektro-Transporter in Empfang, die er anschließend vier Jahre im Berliner Stadtgebiet erprobte. Insgesamt lieferte der schwäbische Autobauer 2010 deutschlandweit eine Kleinserie von 100 Fahrzeugen aus. Das mediale Interesse war groß, doch den Durchbruch schaffte Mercedes-Benz mit dem Vito E-Cell vor sieben Jahren noch nicht. "Bei seiner Einführung war die Zeit noch nicht reif für einen Elektrotransporter", sagte Volker Mornhinweg, Leiter Mercedes-Benz Vans, kürzlich in Hamburg.

Nun hat Mercedes-Benz eine neue Elektro-Strategie aufgelegt und will in den kommenden Jahren zusätzlich 150 Millionen Euro in die Elektrifizierung gewerblicher Fahrzeuge investieren. In einem ersten Schritt hat der Konzern mit Hermes eine umfassende strategische Partnerschaft zur Elektrifizierung der Fahrzeugflotte des Paketdienstleisters vereinbart. Die ersten batterieelektrischen Fahrzeuge sollen 2018 in Hamburg, Stuttgart, Berlin, Frankfurt und Köln starten. Bis 2020 will Hermes Germany 1.500 Mercedes-Benz Elektrotransporter der Baureihen Vito und Sprinter deutschlandweit in den Ballungsräumen einsetzen.

Emissionsfrei bis 2025

"Unser Ziel ist es, bis 2025 alle deutschen Großstädte lokal emissionsfrei durch batterieelektrische Fahrzeuge zu beliefern", sagt Oliver Lanka, Fuhrparkleiter von Hermes Germany. Daran führe aufgrund der weiter steigenden Paketmengen gerade in den Metropolen kein Weg vorbei. Den überwiegenden Teil seines Flottenbedarfes will Hermes mit Produkten aus Serienfertigung decken. "Dazu könnten zukünftig auch weitere umgerüstete Fahrzeuge zum Einsatz kommen", fügt er hinzu. Wie etwa die Lösung des Hamburger E-Mobility-Spezialisten Emovum.

Der Paketdienst hat sechs E-Transporter auf Ducato-Basis nach ersten Testfahrten im März 2017 in den Regeleinsatz überführt. "Aktuell kommen die Fahrzeuge ausschließlich von unserem Depot in Hamburg aus für Stadttouren innerhalb der Hansestadt zum Einsatz", erläutert Lanka. Der Schwerpunkt der Einsätze liegt bislang im Westen der Stadt, vor allem in den Stadtteilen Altona, St. Pauli, Sternschanze und Eimsbüttel. Dabei fahren die Fahrzeuge ganz normale Zustelltouren, die zuvor von Transportern mit konventionellen Verbrennungsmotoren erledigt wurden.

"Die Fahrzeuge bewähren sich gut. Bislang sind wir zufrieden", sagt der Fuhrparkleiter. Die Reichweite sei im Stadtverkehr ausreichend, die Batterien funktionieren zuverlässig und nicht zuletzt würden die Fahrer das Handling loben. Geladen werden die Fahrzeuge ausschließlich am Hermes-Depot in Hamburg, wo das Unternehmen entsprechende Ladevorrichtungen installiert hat. In der Regel sei der Akku nach sechs bis acht Stunden vollständig geladen und betriebsbereit. Durchschnittlich schaffen die Fahrzeuge eine Reichweite von 100 Kilometern. Durch eine Benzin-Standheizung gibt es auch in den Wintermonaten keine Reichweitenminderung aufgrund des Energiebedarfs für die Beheizung. Serienmäßig sind die Fahrzeuge zudem mit Android-Informationssystem mit Navigation, Rückfahrkamera sowie Bluetooth-Anbindung ausgestattet.

E-Transporter in Citys alternativlos

"Wir glauben fest daran, dass sich Elektrofahrzeuge durchsetzen werden und das zuallererst bei Nutzfahrzeugen", ergänzt Emovum-Geschäftsführer Florian Gaertner. Diese Entwicklung sei nicht mehr aufzuhalten: "Die kommenden verschärften Umweltzonen, etwa in den Innenstädten, machen elektrische Kleintransporter künftig im lokalen Lieferverkehr alternativlos", sagt er.

Die Technologie, die in den Emovum-Fahrzeugen stecke, habe in rund 300 Elektrofahrzeugen bereits Anwendungskilometer im höheren siebenstelligen Bereich erfolgreich gemeistert. Noch ab diesem Jahr forciert Hermes zudem den verstärkten Einsatz moderner Transporter, die der EURO 6-Norm entsprechen. Zum Einsatz kommen die Fahrzeuge sowohl in der unternehmenseigenen Flotte von Hermes als auch bei Servicepartnern, die für Hermes in der Zustellung tätig sind.

Die Deutsche Post DHL geht in Sachen E-Mobilität einen ganz anderen Weg. Sie setzt auf ihre Eigenentwicklung, den Streetscooter. Bis Ende 2017 will das Unternehmen die Streetscooter-Flotte in der Brief- und Paketzustellung auf 5.000 verdoppeln. Insgesamt sollen bis Ende des Jahres 20.000 Fahrzeuge produziert werden, die das Tochterunternehmen der Deutschen Post DHL inzwischen auch an Dritte verkauft.

Die Jahresproduktion der Streetscooter-Fahrzeuge wird sich laut Unternehmensangaben in etwa zu gleichen Teilen auf die Modelle Work (mit rund vier Kubikmeter Ladevolumen) und "Work L" (mit rund acht Kubikmeter Ladevolumen) verteilen. Der nächste noch größere Transporter mit etwa 20 Kubikmeter Ladevolumen ("Work XL"), den der Konzern gemeinsam mit Ford baut, wird als Vorserienfahrzeug mit 150 Stück bis Ende 2017 in der Paketzustellung zum Einsatz kommen.

Umrüst-Kit für Transporter

Emovum-Chef Florian Gaertner spürt Aufwind durch Dieselfahrverbote

KEP aktuell: Herr Gaertner, Dieselfahrverbote drohen. Spüren Sie dadurch eine verstärkte Nachfrage Ihrer Umrüstlösung?

Florian Gaertner: Tatsächlich nehmen die Anfragen nach Umrüstung vor dem Hintergrund der Dieselfahrverbote zu. Wegen deren möglicher Einführung in Innenstädten interessieren sich zum einen Unternehmen für eine Umrüstung, die sich schon länger mit nachhaltigen Transportkonzepten, auch in der gesamten Lieferkette, beschäftigen, zum andern aber auch Firmen, die nun konkreten Handlungsbedarf feststellen.

Welches Wachstum erwarten Sie denn?

Wir freuen uns, erfolgreich ins Jahr 2017 gestartet zu sein. Erst im Juni haben wir die Auslieferung sechs unserer E-Ducatos an Hermes bekannt gegeben, wobei die ersten beiden Fahrzeuge bereits seit Ende letzten Jahres erfolgreich im Einsatz sind. Für unser zweites volles Geschäftsjahr erwarten wir ein Wachstum im mittleren zweistelligen Bereich.

Was kostet Ihre Umrüstlösung und welche Fahrzeuge eignen sich dafür?

Bei Fahrzeugbereitstellung durch den Kunden ist die reine Umrüstung ab 40.000 Euro möglich und dauert in der Regel wenige Tage. Dennoch hängen die Gesamtkosten stark von den kundenindividuellen Ausstattungswünschen ab, wie etwa den verschiedenen Batterie-Paketen. Außerdem beraten wir unsere Kunden gerne hinsichtlich der vielen verschiedenen Fördermöglichkeiten. Grundsätzlich lassen sich mit unserem Umrüst-Kit alle Transporter mit Frontantrieb umrüsten. Neben dem Fiat Ducato eignen sich auch Citroën Jumper, Opel Movano und der Renault Master gut.

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