E-Mobilität Elektroantrieb zum Nachrüsten

Innovation: Der Technikkonzern Edag und der Automobillogistiker Mosolf wollen den Lieferverkehr elektrifizieren. Mit ED-Powerdrive stellen sie einen Elektroantrieb zum Nachrüsten vor.

Eigentlich kennt man ihn als Autotransporteur. Doch Mosolf hat sich längst vom Fahrzeuglogistiker zum Automobildienstleister entwickelt. So wundert es nicht, dass sich der Technikkonzern Edag das Unternehmen mit Sitz im schwäbischen Kirchheim als Partner angelacht hat. Gemeinsam haben die Firmen ED-Powerdrive vorgestellt. Ein Konzept, das den Lieferverkehr elektrifizieren soll.
Bei dem von Edag entwickelten System handelt es sich um einen elektrischen Antrieb für Transport- und Lieferfahrzeuge, die im städtischen Zustellbetrieb im Einsatz sind. Das Elektro-Aggregat verfügt über eine Leistung von 47 kW, ein maximales Drehmoment von 92 Newtonmeter und bringt es auf maximal 65 km/h. In Verbindung mit der zweiten Ausbaustufe Second Shift für den Zweischichtbetrieb garantiert Edag eine Energiekapazität von acht Stunden und eine Reichweite von bis zu 85 Kilometer. Der modulare Elektroantrieb lässt sich in zwei Arbeitstagen in herkömmlich angetriebene leichte Verteilerfahrzeuge mit Dieselmotor nachrüsten.
»Diese Lösung ist als Zwischenschritt gedacht, bis das Stromnetz ausgebaut ist«, sagt Dr. Jörg Mosolf, Chef der Mosolf-Gruppe und beim Projekt ED-Powerdrive für das Umrüsten der Fahrzeuge verantwortlich. So lässt sich beispielsweise mit einem Kleintransporter die Überlandfahrt mit dem gewohnten Dieselaggregat erledigen. In Innenstädten und nachts kann der Fahrer bequem über einen kleinen Schalter am Armaturenbrett auf Elektroantrieb umschalten. Deshalb verstehen die Partner das System nicht als Hybridantrieb, sondern als bivalentes Antriebskonzept.

Der Nachrüst-Kit verfügt über eine sogenannte Zebra-Batterie, die hohe Temperaturen aushält und sich in sechs Stunden aufladen lässt. Das System wiegt 375 Kilogramm. Die Batterie ist für alle Fahrzeugtypen verwendbar und im Laderaum untergebracht. Der elektrische Antrieb funktioniert losgelöst vom konventionellen Frontantrieb. Stattdessen liefert das Batterie-Paket die benötigte Energie über eine eigene Antriebseinheit auf die Hinterachse. Im Dieselbetrieb bringt nach wie vor die Vorderachse die Kraft auf die Straße.
Wie viel ED-Powerdrive kostet, vermögen die Partner noch nicht zu sagen. Sicher aber noch zu teuer: »Die Kosten für die Komponenten müssen sich um die Hälfte reduzieren, damit das System in zehn Jahren wirtschaftlich ist«, erläutert Mosolf. Je mehr Kunden nun aber ein Nachrüst-Kit anfragen, desto schneller wird das Ganze billiger. »Der Bedarf ist da«, sagt er. Denn alleine die Deutsche Post DHL verfüge über eine Flotte von 60.000 Fahrzeugen, davon 20.000 in der Größe eines VW Caddy. Jetzt hänge alles vom Vertrieb ab, für den Edag und Mosolf noch einen geeigneten Partner suchen. Doch schon im nächsten Frühjahr soll aus dem Prototypen ein serienreifes Fahrzeug geworden und in den nächsten drei Jahren bereits 5.000 und 10.000 Transporter auf ED-Powerdrive umgerüstet sein. »Wir sind sowohl von der Technologie als auch von ihrem Erfolg überzeugt«, betont Edag-Chef Manfred Hahl.

In einem Test haben Edag und Mosolf die Umwelt- und Kostenbilanz von ED-Powerdrive gegenüber einem Standardfahrzeug ermittelt und herausgefunden, dass das neue Konzept die Energiekosten um rund 49 Prozent senkt und dabei rund 70 Prozent CO2 einspart, vorausgesetzt ED-Powerdrive fährt mit Ökostrom. Die Teststrecke betrug 28 Kilometer im Dieselmodus und in der Verteilung etwa 30 Kilometer im Elektrobetrieb. Die Gesamtbilanz: 3.932 Gramm CO2-Ausstoß. Das mit Diesel angetriebene Testauto verursachte 13.234 Gramm CO2. Da das Fahrzeug im Elektrobetrieb fast geräuschlos unterwegs ist, eignet es sich für die nächtliche Zustellung. Weiterer Vorteil: ED-Powerdrive soll Wartungs- und Lebenszyklus-Kosten reduzieren und die Betriebsdauer der Fahrzeuge verlängern. Derzeit läuft ein Test mit zwei umgerüsteten VW Caddy bei DHL. Zudem haben sich nach Angaben von Edag und Mosolf bereits verschiedene Interessenten gemeldet.

Die Partner
Automobildienstleister Mosolf mit Sitz in Kirchheim unter Teck unterhält weltweit mehr als 30 Technik- und Logistikzentren. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 330 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Die Gruppe setzt rund 800 Spezialtransporter ein, disponiert ein eigens auf den Automobiltransport ausgelegtes Binnenschiff und ist mit 300 eigenen Doppelstockwaggons sowie einem eigenen Eisenbahnunternehmen auf der Schiene aktiv. Mosolf baut Sonderfahrzeuge auf und um, darunter Kommunal- und Handwerkerfahrzeuge. Der Technikkonzern Edag mit Hauptsitz in Fulda ist weltweit mit Tochterunternehmen an 35 Standorten vertreten, beschäftigt 6.300 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2009 rund 570 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehmen entwickelt Lösungen für die nachhaltige Mobilität der Zukunft, darunter komplette Module, Fahrzeuge, Derivate und Produktionsanlagen.

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