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Dudek und Kling Mehr Frauen ans Steuer

Dudek und Kling, Anna Maihoff, Berufskraftfahrer Foto: Bergrath

Dudek und Kling ist ein Frachtführer für Bremer Speditionen. Gemeinsam mit regionalen Partnern setzt sich das Unternehmen stark für mehr Fahrerinnen in der Branche ein.

Anna Maihoff kommt aus Delmenhorst, ist gerade mal 20 Jahre alt und hat bei Dudek und Kling ihre dreijährige Ausbildung zur Berufskraftfahrerin beendet. So richtig zart besaitet, wie es das gängige Klischee behauptet, ist sie aber nicht. Als sie bei einem Kunden an der Rampe die Türen eines Wechselkoffers öffnen wollte, verklemmte die Verriegelung zuerst und knallte ihr danach mit voller Wucht ins Gesicht. Doch für die junge Frau war der Unfall kein Grund zu jammern. "Drei Zähne sind mir nach hinten gebogen und zum Teil angebrochen", erzählt sie. Zwei Tage war sie anschließend krank geschrieben. "Danach bin ich mit einer Schiene wieder auf Tour gegangen und passe heute beim Öffnen der Türen besser auf." Zwei oder drei Jahre möchte sie noch im Fahrerhaus sitzen, am liebsten in einem leistungsstarken Scania. Danach möchte Maihoff eine Ausbildung zur Kraftverkehrsmeisterin dranhängen.

Maihoff  könnte als Verbindungsfrau zur weiblichen Belegschaft fungieren

Dem speziellen Wunsch nach der Zugmaschine will 
Dariusz Dudek, einer der drei Geschäftsführer von ihrem Ausbildungsbetrieb Dudek und Kling aus Bremen, gerne nachkommen. Denn er möchte Anna Maihoff auch weiterhin im Betrieb halten. Mit ihrer Qualifikation passt sie gut in das Ausbildungskonzept des Frachtführers. Sie könnte dann als Verbindungsfrau zur weiblichen Belegschaft fungieren.

Seit 2008 bildet Dudek aus. Er ist selbst zehn Jahre lang Lkw gefahren ist, bevor er sich mit seinem Vater und einem Partner selbstständig machte. Nun hofft er, dass die Nachwuchsfahrerin auch tatsächlich bleibt. "Denn auch in Bremen herrscht ein Mangel an qualifizierten und motivierten Fahrern.   Unser Geschäft ist hart kalkuliert, wir brauchen vernünftiges und zuverlässiges Personal."

Frauen sind im Kommen

Anna Maihoff wiederum kennt ihren Wert und vielleicht gibt es in der Region eine Spedition, die ihr ein paar Euro mehr bietet. Im Fokus steht bei ihr allerdings der Scania – und ein wenig Restfreiheit unterwegs auf der Straße. Die Verhandlungen laufen jedenfalls. "Das ist das Risiko jedes Ausbildungsbetriebes. Aber das gehen wir gerne ein. Denn auf alle Fälle bleibt sie der Branche erhalten", sagt Dudek.

Eines ist dabei zu beobachten: Die Frauen sind im Kommen. 
Waren es 2007 laut der aktuellen Statistik des Deutschen Industrie- und Handels-
kammertags (DIHK) noch 84 Ausbildungsverträge, so zählte man 2011 bereits 237 weibliche Auszubildende. "In meiner Klasse war ich die einzige Frau", sagt Maihof.

Aus einem anderen Ausbildungsverhältnis ausgelöst

Dennoch hätten sie die männlichen Lehrlinge respektiert. "Auch mein Freund akzeptiert, dass ich in einem männerdominierten Beruf arbeite."

Dass Anna Maihoff die im Vergleich mit anderen Lehrberufen erschreckend hohe Abbrecherquote von bis zu 40 Prozent nicht um einen weiteren Fall bereichert hat, liegt mithin an Dariusz Dudek. Er hat sie nach zwei Jahren aus einem anderen Ausbildungsverhältnis ausgelöst.

Im alten Betrieb, so klagt Maihoff, sei sie nicht nur ausgenutzt, sondern regelrecht gemobbt wurden. Gerade von Männern, die nicht damit klar kamen, dass eine junge Frau die selbe Leistung bringt. Sie sprach erst mit ihrem Lehrer, die Berufsschule in Bremerhaven schaltete die IHK ein und die wiederum wandte sich an Dudek.

Im Raum Bremen ist Dudek mittlerweile dafür bekannt, dass er die Sorgen und Nöte von Arbeitnehmerinnen versteht. "Ich bekomme ganz gezielt Bewerbungen von jungen Frauen, die einen Ausbildungsplatz in unserer Branche suchen. Aber wir wählen sorgsam aus, wem wir einen Vertrag geben."

Dudek bildete bis jetzt drei junge Frauen aus

Drei junge Frauen hat er bis jetzt ausgebildet. Dazu nutzt er auch die Möglichkeiten der Ausbildungspartnerschaft. Den fahrzeugtechnischen Teil können die jungen Leute bei Mercedes-Benz im Güterverteilzentrum (GVZ) Bremen absolvieren. Diesen Teil kann Dudek und Kling nicht anbieten. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben extrem schlank organisiert. Die Verwaltung sitzt mit zwei anderen Speditionen in einem Bürohaus am Hansator, die Fahrzeuge stehen bei Kunden oder auf dem großen Parkplatz des GVZ. Den Part des Eco-Trainings übernimmt die Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG), die dort ebenfalls einen Standort hat.

Auch mit der örtlichen Agentur für Arbeit kooperiert Dudek eng, so etwa bei 
Mariana Schlesselmann. Nach 13 Jahren als Gastronomin in Zewen gab sie mit 41 Jahren ihre Selbstständigkeit auf und bewarb sich bei Dudek. Den Lkw-Führerschein hatte sie bereits zwei Jahren zuvor selbst finanziert. Nach einem von der Agentur für Arbeit bezahlten vierwöchigen Praktikum fährt sie jetzt zunächst auf einem Zwölftonner im Nahverkehr.

Schlesselmann möchte auf einen großen Lkw umsteigen

Demnächst will sie eine Wohnung in Bremen beziehen, um ihre Anreise zu verkürzen. Möglichst bald möchte Schlesselmann auf einen großen Lkw umsteigen. "Die Bewerbung bei Dudek war mein erster Versuch und gleich ein Volltreffer", sagt sie. "Als Frauen bekommen wir hier selbstverständlich den selben Lohn wie die Männer. Denn wir leisten auch die gleiche Arbeit." Selbst wenn es insbesondere im Stückgut manchmal an die Grenzen gehe. Auf Treffen mit anderen Bremer Unternehmen versucht Dudek deshalb, die nach wie vor große Skepsis gegenüber Frauen auszuräumen. Ein Vorurteil sei die geringere körperliche Kraft. "Aber selbst zierliche Frauen wie Anna erarbeiten sich etwa beim Umbrücken eine ganz eigene, kraftsparende Technik. Und kommen gut damit klar", erklärt Dudek. Derzeit beschäftige kein anderes Transportunternehmen in Bremen so viele Fahrerinnen, nämlich fünf. Wo ihre großen Vorteile liegen, hat er längst herausgefunden: "Sie reagieren in der Ausbildung nicht so kopflos wie manche Männer und sind weitaus pünktlicher. Vor allem sind Frauen, was die Kontrolle der Frachtpapiere oder den Tausch der Leerpaletten angeht, wesentlich akribischer." Das gleiche den körperlichen Nachteil bei Weitem aus.

Das Unternehmen

Dariusz Dudek, Ceslaw Dudek und Harold Kling gründeten Dudek und Kling im Jahr 2003. Das Unternehmen mit Sitz in Bremen am hafennahen Hansator hat sich als reiner Frachtführer für Speditionen und Logistikkonzerne, die überwiegend ihre Umschlagzentren im Bremer GVZ haben, schnell einen zuverlässigen Namen gemacht. Zu den 60 eigenen Fahrzeugen gehören 32 Wechselbrückenzüge, acht Sattelzüge und 20 Zwölftonner von DAF, Mercedes-Benz und Scania. Die Fahrzeuge sind überwiegend in Wechselschicht eingesetzt. Daher sind derzeit 104 Fahrer beschäftigt, darunter fünf Frauen. Seit 2008 bildet Dudek und Kling jedes Jahr drei weitere junge Leute aus.

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