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Der Transport des Bieres Die badischen Bierlaster

Transport des Bieres, Brauerei Rothaus Foto: Küppers, Kühnl

Für den Transport des Bieres aus dem Schwarzwald zum Kunden hat die Brauerei Rothaus noch immer einen eigenen Fuhrpark.

In malerischer Landschaft im süddeutschen Hochschwarzwald liegt auf etwa 1.000 Metern die Brauerei Rothaus. Sie ist umgeben von Wald und kleinen Dörfern. Doch die Trinker des badischen Bieres finden sich in ganz Baden-Württemberg. Und auch über die Landesgrenzen hinaus, zum Beispiel in Berlin, schätzen die Menschen den badischen Gerstensaft.

Rothaus der größten Arbeitgeber der Region

Jedes Jahr werden in Rothaus bei Grafenhausen 850.000 Hektoliter Bier gebraut, und die müssen über die verwinkelten Landstraßen des Schwarzwalds in den Handel gelangen. Noch immer liefert der Getränkeproduzent einen Teil des Bieres mit einem eigenen Fuhrpark an Kunden aus. Das ist selten in der Branche. "Für uns gehört das ein Stück weit zur Tradition", sagt Max Sachs, Braumeister und technischer Betriebsleiter der Brauerei Rothaus. "Darüber hinaus sind wir einer der größten Arbeitgeber der Region." Daher wolle man den Fuhrpark nicht einfach aufgeben. Jedes Jahr fährt die Brauerei 250.000 Hektoliter Bier mit den eigenen Fahrzeugen aus.

"Unsere Flotte ist in zwei Bereiche aufgeteilt: Zum einen der Groß- und zum anderen der Kleinfuhrpark", sagt Sachs. Der Großfuhrpark besteht aus sieben 40-Tonnern, alles Mercedes-Benz Actros. Jeder von ihnen kann je nach Abfüllgefäß mit einer Fahrt etwa 136 Hektoliter des Gerstensaftes transportieren. Im Bereich um 14 Tonnen ergeben acht Fahrzeuge, etwa des Typs Atego von Mercedes, den Kleinfuhrpark.

Rothaus habe Actros aller Altersklassen im Fuhrpark

"Mit den schweren Fahrzeugen beliefern wir hauptsächlich den Großhandel in Süddeutschland sowie unsere beiden Verkaufsniederlassungen in Wehr im Kreis Umkirch und in Umkirch bei Freiburg", erklärt Sachs. Der Kleinfuhrpark fährt die Brauereiprodukte zu kleineren Abnehmern wie Gastronomiebetrieben oder lokalen Einzelhändlern.

"Die beiden Außenstellen setzen dann jeweils noch einmal vier Fahrzeuge der leichten Klasse ein, um ihrerseits Gastronomiebetriebe oder Getränkehändler zu beliefern." Weil die Fahrzeuge nur regional auf vergleichsweise kurzen Strecken auf Achse sind, hat die schwere Flotte eine niedrige jährliche Laufleistung von etwa 60.000 Kilometern. Das erlaube es zwar, die Fahrzeuge länger zu benutzen, aber: "Wir achten darauf, die Fahrzeuge regelmäßig zu tauschen, um auf dem Stand der Technik zu sein", sagt Sachs. So haben die schweren Verteiler-Lkw das Ende ihrer Einsatzzeit bei Rothaus im Schnitt nach sieben bis zehn Jahren und entsprechend etwa 600.000 Kilometern erreicht. Damit finde stets ein gleichmäßiger Austausch der Fahrzeuge statt und Rothaus habe Actros aller Altersklassen im Fuhrpark, sagt Sachs.

Mercedes Antos wurde auf den schweren Verteilerverkehr zugeschnitten

Aufgrund des Einsatzprofils liebäugelt Rothaus mit dem neuen Mercedes Antos, einem Lkw, der speziell auf den schweren Verteilerverkehr zugeschnitten wurde. "Wir können gar nicht alle Funktionen des Actros ausnutzen, da dies eigentlich ein Langstreckenfahrzeug ist", erklärt Sachs. "Wir setzen es aber maximal auf Tagestouren ein." Doch mit dem Actros ist man keineswegs unzufrieden: Grund für den Erwerb des Actros sei ursprünglich das Leistungsplus gewesen: "Da wir sehr hoch liegen, brauchen die Fahrzeuge eine entsprechende Motorisierung, um die Berge hier erklimmen zu können", sagt Sachs. Vor 30 Jahren habe man kleinere Lkw mit weniger starken Motoren eingesetzt. "Doch für die Fahrer war es nicht besonders angenehm, mit 290 PS die Steigungen des Schwarzwaldes zu fahren", erzählt Sachs. Man setze nun durchgängig auf 
510 PS. Sachs legt neben der Wirtschaftlichkeit auch Wert darauf, den Fahrern Fahrzeuge an die Hand zu geben, auf die sie stolz sein können.

Doch wie kommen die restlichen 600.000 Hektoliter Bier, die nicht von Rothaus selbst ausgefahren werden, an den Kunden? Vor einiger Zeit fuhr Rothaus noch fast die ganze Produktion selbst aus. "Viele Großabnehmer haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten dazu entschieden, das Bier selbst bei uns abzuholen", sagt Sachs. Selbstabholer bekommen eine Abholerpauschale, also wird das Bier an sich günstiger. "Doch der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass die Kunden ihre Lkw besser auslasten können, da sie auf einer Fahrt noch Ware von anderen Herstellern zuladen können", meint Sachs. Auch seien die Kunden zeitlich flexibler, was die Belieferung ihrer Lager angeht.

Rothaus beschäftigt 14 Fahrer an ihrem Stammsitz

Doch dieser Prozess habe keineswegs zu Entlassungen beim Fahrpersonal geführt: So hat man die Transportkapazitäten nicht der steigenden Braumenge angepasst und altersbedingte Abgänge nicht mehr ersetzt. Auf diese Art sei auch vor einigen Jahren der Haushaltslieferdienst Schritt für Schritt abgeschafft worden.

Derzeit beschäftigt die Brauerei 14 Fahrer an ihrem Stammsitz in Rothaus bei Grafenhausen. Dort betreibt sie auch immer noch eine eigene Werkstatt mit zwei Mann für kleinere Reparaturen an den Fahrzeugen. Die beiden Niederlassungen beschäftigen noch einmal vier Fahrer in Wehr beziehungsweise fünf in Umkirch.

Keine Lieferprobleme auch im Winter

Gebraut wird das traditionell würzige Bier übrigens nur in Rothaus, die Niederlassungen fungieren nur als Außenstelle. Dort wird das Gebraute gelagert, um Kunden schnell beliefern oder Engpässe abfedern zu können. Auch die Selbstabholer bekommen ihre Ware auf Wunsch dezentral in Wehr und Umkirch, was vor allem im Winter bei verschneiten Straßen vorkomme. Doch Lieferprobleme habe man wegen Eis und Schnee bislang nicht gehabt: "Unsere Fahrzeuge sind natürlich mit Winterreifen ausgerüstet", erklärt Sachs. "Selten ist die Zufahrt nach Rothaus gesperrt. Aber so etwas können wir gegebenenfalls mit unseren Außenstellen ausgleichen." So hat Wehr einen Durchsatz von 30.000 Hektolitern im Jahr und Umkirch einen von 50.000.

80 Prozent der Bierflaschen aus Rothaus öffnen Durstige in Baden-Württemberg und jede davon hat die Fahrt über die malerischen Landstraßen des Hochschwarzwalds hinter sich.

Das Unternehmen

Die Brauerei wurde bereits 1791 durch das Kloster St. Blasien bei der Gaststätte "Zum Roten Haus" gegründet. 1897 kaufte man das erste »motorisierte Transportfahrzeug" für die Auslieferung des Bieres. Seit 1922 trägt die Brauerei ihren heutigen Namen und seit 1956 gibt es das bekannte Tannenzäpfle in der 0,33-Liter-Flasche. Heute führt man diverse Sorten, unter anderem Hefeweizen, Märzen und Alkoholfreies. Die Brauerei ist heute auch ein Ausflugsziel: Neben Brauereiführungen gibt es auch einen Brauereigasthof.

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