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Peter Ulber im Gespräch "Den Erfolgsdruck mache ich mir selbst"

Panalpina, Peter Ulber, CEO und Präsident der Konzernleitung Panalpina Welttransport Foto: Hofer/Panalpina

Das Schweizer Logistikunternehmen Panalpina will sein Engagement in der Logistik weiter vorantreiben. Voraussetzung sei aber, dass sich diese Aktivitäten mit dem Kerngeschäft, der Luft- und Seefracht, vertragen. Für solche Geschäfte habe Panalpina allein in den vergangenen Monaten mehrere hundert neue Mitarbeiter eingestellt, sagt Peter Ulber im Gespräch mit trans aktuell-Redakteur Matthias Rathmann. Seit Juni lenkt der frühere Kühne + Nagel-Manager als CEO und Präsident der Konzernleitung die Geschicke von Panalpina Welttransport.

trans aktuell: Herr Ulber, Basel oder Zürich - wo gefällt es Ihnen besser?

Ulber: Ich habe schon in vielen Städten gewohnt, nicht nur in Zürich oder Basel. Und man hat mich immer schon gefragt, wo es mir am besten gefällt. Ich muss ehrlich sagen: Mir gefällt es an vielen Plätzen, und ich möchte am liebsten von jedem etwas mitnehmen. In Basel fühle ich mich sehr wohl, das internationale Flair dort beeindruckt mich schon sehr.

Die Frage nach den Städten rührt daher, dass Sie jahrelang in verantwortlichen Funktionen bei Kühne + Nagel gearbeitet haben. Der Konzernsitz ist bei Zürich, Panalpina sitzt in Basel. Unabhängig von den Städten: Wie groß sind die Parallelen zwischen beiden Unternehmen?

Panalpina und Kühne + Nagel sind sicherlich zwei grundverschiedene Organisationen, auch wenn sie beide in der Logistik erfolgreich tätig sind. Vergleichbar ist vielleicht das Luft- und Seefrachtgeschäft. Insgesamt ist die Ausrichtung beider Unternehmen aber sehr unterschiedlich.

Von welchen Erfahrungen bei Kühne + Nagel profitieren Sie aktuell ganz besonders?

Kühne + Nagel gehört sicherlich zu den erfolgreichen Unternehmen in der Logistik, und ich blicke somit auf eine gute und anspruchsvolle Zeit zurück. Durch die globale Ausrichtung und die vielfältigen Geschäftsfelder bekommt man einen großen Erfahrungsschatz, den man in seinem weiteren Logistikleben gut einbringen kann.

Sie waren bei Ihrem alten Arbeitgeber maßgeblich an einer Vielzahl an strategischen Akquisitionen beteiligt. Sind solche Zukäufe auch bei Panalpina zu erwarten?

Das kann man sicherlich erwarten, wenn auch nicht ganz kurzfristig. Wir werden uns vordringlich darauf konzentrieren, unsere eigenen Strukturen zu verbessern. Denn wenn man Akquisitionen tätigt, sollte man das aus einer Position der Stärke machen.

Das heißt konkret?

Dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren Zukäufe in Betracht ziehen werden. Grundsätzlich wird das in den Kernsegmenten sein, die wir auch heute schon bedienen.

"A passion for solutions" lautet der Slogan von Panalpina. Wie groß ist nach dem ersten halben Jahr Ihre Leidenschaft für das Unternehmen?

Der Leidenschaft kann man sich nur sehr schwer entziehen. Ich muss sagen, dass ich mich nach kurzer Zeit schon zu Hause gefühlt habe. Panalpina ist ein sehr offenes Unternehmen. Was mich überrascht hat, ist die hohe Bereitschaft, Dinge neu zu betrachten, zu bewerten und dann auch neue Wege zu gehen. Das ist eine der großen Stärken von Panalpina. Das internationale Geschäft verändert sich sehr schnell. Wenn man Mitarbeiter hat, die sich sehr schnell neuen Situationen anpassen können, ist das ein großer Vorteil.

Sie haben das Ziel geäußert, das am besten auf den Kunden ausgerichtete Unternehmen zu sein. Wie muss man sich das vorstellen?

Das muss man sich so vorstellen, dass wir die Kundenwünsche im Auge haben und weniger den Ehrgeiz haben, eigene Netzwerke aufbauen wollen. Dieser Anspruch zielt auf den Logistikbereich ab. Unsere großen Wettbewerber gehen meist einen anderen Weg: Sie bauen Kapazitäten auf und versuchen anschließend, Kunden dafür zu gewinnen. Panalpina macht es umgekehrt: Wir versuchen, uns auf unser Kerngeschäft Luft- und Seefracht zu konzentrieren und die Logistikdienstleistungen drum herum zu bauen.

Die Logistik ist bei Panalpina auch die Sparte, in der Sie am stärksten wachsen und auch neue Mitarbeiter einstellen wollen. Welche Erfolge haben Sie dabei in den vergangenen Monaten erzielt?

Wir betrachten die Logistik als Ergänzung zu unserem Kerngeschäft, der Luft- und Seefracht, als strategisch für sehr wichtig. Daher wollen wir den Bereich weiter ausbauen. Wir haben in den vergangenen Monaten schon einige Akzente setzen können, besonders in den Segmenten Technologie und Fashion. Zum Beispiel hat Panalpina in Brasilien kürzlich für einen Kunden aus der Telekommunikationsbranche ein anspruchsvolles Logistikprojekt mit erheblichen Mehrwertleistungen gestartet. Wir haben für eine Reihe an Projekten in den vergangenen Monaten mehrere hundert Mitarbeiter eingestellt.

Das heißt, in der Kontraktlogistik sind Sie gänzlich sorgenfrei?

Das würde ich so nicht sagen. Es gibt auch Aktivitäten in der Logistik, aus denen wir uns zurückziehen wollen. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um das klassische Stand-Alone-Warehousing-Geschäft, das wir nicht als strategisch ansehen. Soll heißen: Lagerhaltung ohne Mehrwertdienste oder Anbindung an unsere Luft- und Seefrachtaktivitäten.

Sie haben das Ruder bei Panalpina in einer schwierigen Phase übernommen. Wie groß ist der Erfolgsdruck?

Den Erfolgsdruck mache ich mir in erster Linie selbst. Insofern leide ich nicht unter externen Zwängen. Die Situation ist wegen des Margendrucks weiterhin angespannt, das gilt aber für alle Mitbewerber. So lange es im Markt zu hohe Kapazitäten gibt, wird der Margendruck auch weiter bestehen bleiben. Doch ich denke, dass wir uns in diesem schwierigen Umfeld erfolgreich bewegen. Wenn man zum Kreis der Top-Five-Unternehmen in der Luft- und Seefracht gehört, kann man sich insgesamt wahrscheinlich besser behaupten als andere.

Zu den Top-Five gehören Sie heute schon?

Ja. Und das soll auch so bleiben. Wir glauben, dass es einen Wert an sich hat, zu den besten Fünf zu gehören. Dadurch wird man sehr stark wahrgenommen und bei praktisch jedem größeren internationalen Geschäft zur Angebotsabgabe aufgefordert.

Als Sie bei Panalpina angetreten sind, haben Sie dem Unternehmen eine strikte Kostenkontrolle verordnet. Sind die Erfolge schon eingetreten?

Die ersten Erfolge sind eingetreten. Wenn man ein Unternehmen in einem schwierigen Markt führen will, wird man ohne Kostenkontrolle nicht auskommen. Auf der anderen Seite muss man die Balance finden. Man muss auch bereit sein, in Aktivitäten zu investieren, die für die mittelfristige Entwicklung notwendig sind. Panalpina ist in der glücklichen Lage, sich das leisten zu können.

Gelingt 2013 die Rückkehr in die schwarzen Zahlen?

Es ist sicherlich richtig, dass wir den Ehrgeiz haben, uns vom jetzigen Niveau in die positive Richtung zu entwickeln und uns in den nächsten zwei bis drei Jahren an die Profitmargen annähern wollen, die die besten Mitbewerber heute erreichen. Die Rückkehr in die schwarzen Zahlen ist 2013 sicherlich erreichbar.

Worauf stellen Sie sich 2014 ein?

Mit Blick auf 2014 beurteilen wir die weiteren Aussichten insgesamt als positiv und denken, dass wir uns in einem schwierigen Umfeld weiter verbessern werden. Eine Umsatzprognose ist schwierig und wahrscheinlich auch nicht zielführend. Das steht und fällt mit den Frachtraten. Hohe Raten bedeuten hohe Umsätze. Umsatz ist jedoch kein guter KPI. Wichtig ist, dass wir unsere EBIT-Marge verbessern können.


ZUR PERSON 
 
Peter Ulber, Jahrgang 1960, lenkt seit Juni als Vorstandsvorsitzender und Präsident der Konzernleitung die Geschicke des Logistikunternehmens Panalpina Welttransport. Von 1985 bis 2011 war er in verschiedenen Führungsfunktionen beim ebenfalls in der Schweiz beheimateten Logistikkonzern Kühne + Nagel tätig. Seit 2008 gehörte er dort auch der Konzernleitung an, auch war er bei einer Reihe von Akquisitionen involviert und trieb damit die Expansion des Unternehmens voran. Zuletzt war er beratend in der von ihm mitbegründeten Charleston Enterprise Group tätig. Ulber wurde in Bremen geboren und wuchs in Hamburg auf, wo er auch ein Studium an der Hochschule für Logistik, Spedition und Verkehrswesen absolvierte.

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