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ITS Das Dreierbündnis

ITS, Dreibündnis, Strassenverkehrstelematik Foto: Daimler, Johanning

Niederlande, Österreich und Deutschland starten durch. Die drei Länder wollen im Jahr 2015 erste intelligente Transportsysteme auf den Autobahnen haben.

Noch ist es nur eine Absichtserklärung, die Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und seine Amtskolleginnen Doris Bures aus Österreich und Melanie Schultz aus den Niederlanden am 10. Juni 2013 unterzeichneten. Doch damit wäre zumindest schon der Anfang für die Einführung intelligenter Transportsysteme (ITS) gemacht.

Nach dem Willen der drei Staaten wird zuerst ein Korridor von Rotterdam über Frankfurt nach Wien mit einer Baustellenwarnung und einer Verkehrslageerfassung ausgestattet. Dadurch sollen die Fahrer rechtzeitig über die aktuelle Verkehrssituation und Gefahrenzonen informiert werden. Darüber hinaus erhalten die Verkehrszen-tralen präzise und umfassende Informationen über die Verkehrssituation im Baustellenbereich. Auf diese Weise wäre es möglich, den Verkehrsfluss präziser, effizienter und schneller zu steuern.

Infos fliessen lassen

Doch noch ist das Zukunftsmusik. Denn auch in den Fahrzeugen ist nur selten die entsprechende Technik eingebaut, um die Daten des Fahrzeugs wie Standort und Geschwindigkeit weiterzugeben. Doch genau diese Daten benötigen die Rechenzentren, um zu ermitteln, wie der Verkehr gerade fließt. Weitere Informationsquellen sind zudem Verkehrsüberwachungssysteme. Dass diese Systeme kommen müssen, ist für Staatssekretär Rainer Bomba klar: "Personen- und Güterverkehr werden in den kommenden Jahren gewaltig zunehmen. Um die Verkehre flüssig und unfallfrei abwickeln zu können, müssen wir mehr aus der vorhandenen Infrastruktur herausholen. Dabei helfen uns moderne Telematiksysteme und innovative Technologien. Mit ihnen wird der Verkehr intelligent gelenkt. Die Autobahnen werden noch sicherer."

So zumindest der Plan. Für den Korridor von den Niederlanden bis nach Österreich sollen schon in zwei Jahren erste Anwendungen existieren. Die Informationen über mögliche Gefahren sollen dann über Baustellenwarnanhänger und Verkehrszentralen laufen. Ein Warner soll den Fahrer über unmittelbar bevorstehende Baustellen auf der Fahrroute und die damit verbundenen Behinderungen informieren. Er weiß dann schon vorab, ob es auf dem Streckenabschnitt Spursperrungen oder eine geänderte Spurführung geben wird. Dafür müssen jedoch die Autos und Lkw ebenfalls mit kooperativen Systemen ausgestattet sein. In welcher Form die Informationen im Fahrzeug lesbar sind, hängt von den Herstellern oder Drittanbietern solcher Systeme ab. Es wäre aber vorstellbar, dass die Warnhinweise ins Navigationssystem einfließen. Nach Aussage des Bundesverkehrsministeriums hat sich die Automobilindustrie im Rahmen einer Selbstverpflichtung dazu bekannt, ab 2015 für einen Teil der Fahrzeugflotte diese Systeme anzubieten.

An Realität annähern

Eine weitere Funktion wird die Erfassung der Verkehrslage sein. Schon heute sind moderne Fahrzeuge mit vielen Sensoren ausgestattet, die auch die Geschwindigkeit bestimmen können. Fährt beispielsweise ein Auto unmittelbar mit 80 km/h am Baustellenwarnanhänger vorbei, lässt sich dort ein Stau ausschließen. Sollte es hingegen nur mit 15 km/h unterwegs sein, ist stockender Verkehr wahrscheinlich. Je mehr Pkw und Lkw mit der Technik ausgestattet sind, desto eher nähert sich die Prognose der Realität an. Technisch betrachtet, soll die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Infrastruktur über den WLAN-Standard 802.11p oder Mobilfunk laufen. Das Bundesverkehrsministerium kündigte an, die Systemarchitektur offen zu gestalten. So können andere Dienste, die in der Zukunft entwickelt werden, jederzeit hinzugefügt werden.

Des Weiteren heißt es aus dem Ministerium, dass auf Arbeitsebene bereits eine Projektstruktur entwickelt wurde und verschiedene Gruppen entstanden sind, die sich mit den unterschiedlichen Komponenten und Themen im Projekt befassen. Jedes Land hat dabei sein eigenes Entwicklungsprojekt, das den Rollout vorbereitet. Innerhalb dieses werden Prototypen sowohl für das Fahrzeug und die Straße entwickelt, getestet, bewertet, verbessert und schließlich in das Gesamtsystem integriert.

Erste Ergebnisse aus den Entwicklungsprojekten werden ab Mitte 2014 erwartet. Ab 2015 erfolgt die Ausstattung im Korridor Rotterdam–Frankfurt/M.–Wien. Dann sollen erstmalig gemeinsam mit der Industrie entwickelte Anwendungen aufgebaut werden. Die fertigen Komponenten werden sowohl in den Fahrzeugen als auch auf 
der straßenseitigen Infrastruktur von 2016 an zur Verfügung stehen. In Deutschland wird zunächst in Hessen das technische System entwickelt und erprobt. Anschließend statten die Verantwortlichen die Baustellen auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern aus. Im Anschluss soll das Autobahnnetz deutschlandweit mit dieser neuen Technik ausgerüstet werden.

Projektplan Straßenverkehrstelematik 2015

Er enthält rund 140 Projekte zum Bau von Verkehrslenkungsanlagen auf hoch belasteten oder unfallträchtigen Autobahnabschnitten. Zu den Maß­nahmen gehören Strecken-, Netz- und Knotenbeeinflussung, Stauwarnanlagen, Ampelanlagen an Autobahnauffahrten sowie Anzeigen, die Fahrstreifen zuteilen oder Seitenstreifen freigeben. Hierfür stehen 300 Millionen Euro zur Verfügung. Im Rahmen dieses Programms wird auch das heute unterzeichnete Vorhaben umgesetzt.

Die Projektpartner

Die Partner im Projekt "Kooperativ-ITS (C-ITS) Korridor Rotterdam–Frankfurt–Wien" sind Fahrzeughersteller und die Straßenbetreiber. Projektpartner auf Seiten der Straßenbetreiber sind die niederländische Rijkswaterstaat (RWS), das Bundesverkehrministerium (BMVBS) und das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) in Österreich. Ebenfalls beteiligt sind die fünf deutschen Automobilhersteller BMW, Daimler, Ford, Opel und Volkswagen und die deutschen Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Die deutsche Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) unterstützt die Aktivitäten wissenschaftlich. Ebenfalls an dem Projekt beteiligt sind der niederländische Straßenbetreiber und das österreichische Pendant, die ASFINAG. Das BMVBS leitet das Projekt. Alle Projektpartner tragen ihre Kosten selbst. Die erwarteten Kosten für Deutschland in Höhe von rund 20 Millionen Euro werden aus den Bundesmitteln für Straßenverkehrstelematik finanziert.

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