Daimler Buses-Chef Hartmut Schick "Wir setzen Maßstäbe für Mobilitätslösungen"

Harmut Schick, Daimler-Buses-Chef Foto: Andy Ridder

Die Bussparte des Daimler-Konzerns hat trotz des teils schwierigen Marktumfeldes das Jahr 2015 mit einem verbesserten Ergebnis abgeschlossen. Dabei setzte der Hersteller zwar weniger Einheiten als im Vorjahr ab und verzeichnete auch einen niedrigeren Gesamtumsatz, doch weil einzelne regionale Märkte zugelegt haben, hat Daimler Buses den zusammenbrechenden Markt Brasilien kompensieren können.

Daimler Buses startet mit Schwung ins Jahr 2016, auch wenn die Vorzeichen nur teilweise positiv sind. So erwartet Spartenchef Hartmut Schick für dieses Jahr ein leichtes Wachstum in Westeuropa und ein Nachfrageplus in neuen Märkten Afrikas und Asiens. Allerdings wird der recht große Schlüsselmarkt Brasilien weiter schrumpfen. Ein Ende der Wirtschaftskrise ist dort nicht abzusehen. Im Gegenteil: Die schlecht angelaufenen Monate Januar und Februar geben weiterhin kaum Anlass, auf eine Verbesserung der Situation zu hoffen. Trotz dieser Widrigkeiten will Schick mit Daimler Buses im Jahr 2016 bei stabilem Absatz ein leichtes Plus beim Ebit holen.

Schick baut diese Hoffnungen auf vier wesentliche Erfolgsfaktoren: Wachstum jenseits der Kernmärkte, Technologieführerschaft, innovative Transportkonzepte und die Stärkung des internationalen Vertriebsteams. "Wir setzen Maßstäbe für Mobilitätslösungen", sagte er beim Jahrespressegespräch in Stuttgart am 8. März 2016 vor Journalisten.

Busmarkt Brasilien bricht weiter ein

Doch zunächst musste er schlechte Botschaften übermitteln. Im vergangenen Jahr hat Daimler Buses im von einer kapitalen Wirtschaftskrise geplagten Brasilien 47 Prozent weniger Einheiten abgesetzt, nämlich nur noch 7.200 Fahrzeuge. 2014 waren es noch 13.600 Einheiten (minus 47 Prozent). Dennoch hat Daimler Buses dort drei Prozentpunkte Marktanteile gewonnen. Das Buswerk vor Ort laufe dennoch zufriedenstellend, denn die schwache Landeswährung Real mache den Export in umliegende Regionen attraktiv.
So wird der Absatzeinbruch in Brasilien laut Schick zumindest teilweise durch die Nachfrage aus Mexiko und Argentinien aufgefangen. In Mexiko verbuchte der Fahrzeughersteller ein Plus von neun, in Argentinien von sechs Prozent. In Mexiko legte der Absatz nach seinen Angaben von 3.600 auf 4.000 Einheiten zu. In Argentinien wuchs der Absatz von 2.200 auf 2.300 Einheiten in einem insgesamt rückläufigen Markt. Ebenfalls positiv entwickelte sich die Türkei mit einem Plus von 250 auf insgesamt 1.000 Einheiten (Marktanteil 37 Prozent) sowie Westeuropa, wo der Absatzmarkt für den Konzern um drei Prozent von 7.600 auf 7.800 Einheiten gewachsen ist. Laut dem Spartenchef ist Daimler in Westeuropa mit einem Marktanteil von 31 Prozent die Nummer eins.

Absatz von Reisebussen legt zu, Stadtbusverkauf schwächer

In Deutschland rangiert Daimler Buses getrieben von der hohen Dynamik im Fernbussegment bei einem Marktanteil von 49 Prozent. Das Geschäft mit Linienbussen ist allerdings eher durchschnittlich verlaufen. Erfolgsgarant im Heimatmarkt sind vor allem die Reisebusse, befeuert durch das boomende Geschäft mit den Fernbuslinien. In diesem Segment reklamiert Schick einen Marktanteil von rund 55 Prozent für die Konzernmarken Mercedes und Setra. Bei den Doppelstockbussen im Fernlinienverkehr sollen es sogar 80 Prozent sein. "Damit sind wir klarer Marktführer im Fernbusgeschäft in Deutschland", sagt der Spartenchef.

So zeichnet sich trotz der sich weltweit uneinheitlich entwickelten Absatzmärkte ein gutes Ergebnis für die Bussparte ab, für die Schick die Marktführerschaft in den Kernmärkten im Segment für Busse mit einem zulässigen Gesamtgewicht von acht Tonnen und mehr reklamiert. Während der Gesamtabsatz um 15 Prozent von 33.200 auf 28.100 Einheiten zurückging, sank der Umsatz nur leicht um zwei Prozent von 4,2 auf 4,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis legte sogar um neun Prozent von 197 auf 214 Millionen Euro zu. "Mit 5,2 Prozent sind wir der Rendite-Weltmeister im Busgeschäft", sagte Schick. Im Vorjahr waren es noch 4,7 Prozent. Im Ergebnis enthalten sind aber auch Sondereffekte wie der Verkauf der Anteile an New MCI Holdings (USA) sowie die Aufwendungen für die Restrukturierung des konzerneigenen Händlernetzes.

Durch Regionalzentren nah am Kunden

Damit Daimler Buses auf Wachstumskurs bleibt, hat der Konzern die Weichen gestellt. Dazu beitragen soll laut Schick die Aufstellung mit sechs sogenannten Regionalzentren. Daimler hegt insbesondere für aufstrebende Märkte in Asien wie Indonesien, Thailand sowie in Afrika, Südafrika und Kenia große Erwartungen. Während es bislang keine geeigneten Fahrzeuge für diese Regionen im Konzern gab, soll nun die indische Tochter Bharat-Benz die passenden technischen Plattformen liefern. Diese Märkte bedient Daimler jetzt schon mit Fahrgestellen aus indischer Fertigung. Fast 300 Chassis hat Bharat-Benz 2015 nach Ägypten exportiert, eine anerkennenswerte Stückzahl, nachdem dort erst Mitte des vergangenen Jahres die Busproduktion in Chennai angelaufen ist. Es sei auch denkbar, Komplettbusse in Kooperation mit Bharat-Benz-Aufbaupartner Wrightbus anzubieten. Die sechs neuen Regionalzentren zeichnen für die aufstrebenden Märkte Mittlerer Osten/Nordafrika, Südafrika und Zentralafrika sowie Südostasien, Südasien und Lateinamerika.

Weiterhin hält Schick große Stücke auf den gerade für europäische Produkte geöffneten Iran. Hier gebe es einen erheblichen Modernisierungsbedarf. "Wie erfolgreich wir dort sind, hängt maßgeblich davon ab, dass wir vor Ort mit den richtigen Partnern arbeiten", erklärte er. Wichtig sei auch, möglichst schnell lokale Wertschöpfung zu realisieren, da die Importzölle für Busse etwa 40 Prozent betragen. Die Geschäfte dort werden vom Regionalzentrum Mittlerer Osten/Nordafrika in Dubai gesteuert.

Einheitliche Technologieplattform für batterie-elektrischer Antrieb und Brennstoffzelle

Während in den Märkten der aufstrebenden Industrienationen eher bewährte Technologien gefragt sind, fordern Kunden hierzulande Innovationen, die dazu beitragen die Betriebskosten im Zaum zu halten. Schick verweist dabei auf die 2. Generation des Reihensechszylinders OM 471, die der Hersteller bereits im Lkw-Segment eingeführt hat. Im Bus soll sie eine um vier Prozent verbesserte Kraftstoffeffizienz ermöglichen. "Gut für die Umwelt, gut für den Geldbeutel", fasste Schick zusammen. Die Dieselpalette ergänzt Daimler Buses im Stadtbussegment mit dem Erdgas-angetriebenen Mercedes Citaro NGT.
Künftig will Schick den beiden Baureihen noch E-Cell- und F-Cell-Varianten zur Seite stellen, also Busse mit Batterie-elektrischem Antrieb und mit Brennstoffzelle als Energiespeicher. Eine einheitliche E-Mobility-Plattform soll die Basis bieten; Serienreife 2018. Dabei geht es Schick nicht um grüne Leuchtturmprojekte: "Grundsätzlich muss das Konzept auch wirtschaftlich sein", sagte er. Den Fuhrparkbetreibern will er zudem eine Systemberatung anbieten, die auf Basis der jeweiligen Einsatzdaten die am besten passende Alternative zum Dieselantrieb kalkuliert.

Neuer Bereich Mobility Solutions plant die Zukunft der Mobilität

Neu ist auch der Bereich Mobility Solutions, der sich unter anderem mit Themen der Vernetzung von Fahrzeugen, Telematik-Anwendungen, Urbanisierung sowie mit vorbeugender Wartung von Fahrzeugen auseinandersetzt. "Wir stellen ein kompaktes Team mit etwa 15 Mitarbeitern zusammen – teils gestandene Busleute, teils junge Fachkräfte, die Erfahrung mit Start-ups haben. Sie werden sich mit der Zukunft der Mobilität auseinandersetzen", erklärte Schick.

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