Commerzbank legt Branchenbericht vor Zulieferer unverzichtbare Technologiepartner

Bremse Scheibe Foto: Knorr-Bremse

Die Commerzbank hat den Branchenbericht Automobilzulieferer vorgelegt. Darin weist die Bank Chancen, Herausforderungen und Risiken für das Segment auf. 

Zwei langfristige Megatrends beherrschen die Automobilbranche. Das erklärte anlässlich der Vorlage des Branchenberichts Autozulieferer Edith Weymayr, Bereichsvorständin Commerzbank-Mittelstandsbank. Zum einen müssen Fahrzeugantriebe immer schadstoff- und verbrauchsärmer werden. Der rein elektrische Antrieb sei hierbei ein Hoffnungsträger, werde aber wohl vor 2025 keine signifikanten Stückzahlen erreichen, berichtete Analyst und Co-Autor der Studie Dr. Olaf Labitzke. Die CO2-Ziele der Politik ließen sich aber nicht ohne den hocheffizienten Dieselmotor erreichen. Zum anderen werden mittelfristig immer mehr Fahrfunktionen vom Fahrzeug selbst übernommen. Am Ende dieser Entwicklung stehe das (weitgehend) autonom fahrende Fahrzeug. Auch das wird laut den Commerzbank-Experten sicherlich nach dem Jahr 2020 der Fall sein.

Geschäfte im Westen stagnieren auf hohem Niveau

Neben diesen beiden Megatrends gibt es Rahmenbedingungen, die gravierende Effekte auf die Zulieferbranche haben. Zwar laufen in Europa die Geschäfte auf hohem Niveau, jedoch stagnieren sie ebenso wie die Nachfrage in den USA. Und einige andere wichtige Absatzmärkte sind ins Straucheln geraten. Etwa Brasilien, das mit schweren wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat. Russland ebenso. Und wie es in der Türkei weitergeht, sei noch nicht absehbar. Der von England angestrebte Brexit wird ebenfalls Druck auf die Branche ausüben. VDA-Geschäftsführer Klaus Bräunig, der als Gastredner auftrat, betonte, dass das Land mit einem Exportwert von vier Milliarden Euro wichtigster Ausfuhrmarkt für deutsche Unternehmen im Bereich Automobil innerhalb der EU ist und weltweit an dritter Stelle steht. Kurz: Die Entwicklungsdynamik im Automobilmarkt nimmt spürbar ab. Die Experten der Commerzbank erwarten für 2016 für die Automobilzulieferer nur noch eine moderate Steigerung der Produktion von zwei Prozent, weltweit vier Prozent. 

Kürzere Innovationszyklen üben Kostendruck aus

Gleichzeitig zu diesen verhaltenen Aussichten werden die Innovationszyklen kürzer, die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie für die eng verzahnten Lieferketten der Industrie 4.0 höher. Das erzeuge Kostendruck, sagte Thomas Gronemeier, Analyst und ebenfalls CO-Autor des Berichts. Neue, teils starke Wettbewerber würden durch die Digitalisierung und damit einhergehende neue Geschäftsmodelle in den Automobilmarkt eintreten. Sie heißen beispielsweise Google und Apple und haben den IT-Markt schon im Griff. Auch würden von den Zulieferern weniger Einzelkomponenten verlangt, sondern Systemlösungen. Zudem erzeugten Einfuhrbestimmungen und Produktionskosten Druck, um lokal zu produzieren (local sourcing) beziehungsweise den Weg der Fahrzeughersteller in Emerging Markets mitzugehen. Ein Lichtblick sei dagegen das Geschäft im Aftermarket – insbesondere in den Emerging Markets, wo die Haltezyklen von Fahrzeugen noch wesentlich länger als in (West-)Europa sind. 

Konsolidierung setzt in der Zulieferbranche ein

Die Experten der Commerzbank schlussfolgern daraus, dass eine Konsolidierung der Zulieferbranche einsetzt. Besonders kleine und mittelständische Zulieferbetriebe (KMU) müssten Netzwerke aufbauen und Kooperationen eingehen, um sich zu behaupten. Elefantenhochzeiten wie die von ZF und TRW folgten indes einer industriellen Logik, argumentierte der VDA-Geschäftsführer. Einigkeit herrscht darin, dass nur, wer weltweit aufgestellt ist und gemeinsam mit den Fahrzeugherstelllern Technologien entwickelt, die im Zusammenhang mit den zwei Megatrends stehen, wird im Wettbewerb bestehen. Bräunig sprach von den Autozulieferern als unverzichtbaren Technologiepartnern. 

Internationale Kooperationen nehmen zu

Aus den Herausforderungen ergeben sich auch Chancen und viele Zulieferer liegen auf Kurs. So arbeiten deutsche Zulieferer immer häufiger mit ausländischen OEMs zusammen, insbesondere mit US-amerikanischen. So ist die Quote von 80 Prozent deutsch-deutscher Zusammenarbeiten im Zeitraum 2011 bis 2014 auf 57 Prozent gesunken. Die Studie der Commerzbank weist aus, dass die Zulieferunternehmen anteilig immer mehr Umsatz in den Emerging Markets machen. Ganz vorne steht hier China. Auch dieser Trend soll sich weiter fortsetzen.

Kosten durch Emissionsvorschriften überfordert womöglich die Konsumenten

Die Studie weist aber auch Risikofaktoren aus. Eine Nachfrageschwäche in China würde schwerwiegende Folgen für die Branche haben. CO2- und Emissionsauflagen könnten wegen der aufwändigen Reinigungssysteme die Kaufkraft der Kunden überfordern. Auch bei der Batterietechnologie erwarten die Studienbetreiber keine signifikanten Fortschritte, weswegen die elektrischen Fahrantriebe nicht durchstarten. Und gerade Zulieferbetriebe aus dem KMU-Segment könnten womöglich die Internationalisierung nicht mitgehen und würden dann durch Global Player verdrängt. Auch die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung könnten sie überfordern genauso wie die Kosten für großangelegte Rückrufaktionen.          

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