Cloud Computing Firmen geben Daten ungern aus dem Haus

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Immer mehr speditionelle Lösungen gibt es als Anwendungen, die auf externen Servern laufen. Ob die IT in fremden Händen besser aufgehoben oder Logistikkompetenz ist, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.

Die eigenen Daten in fremde Hände geben? Das ist für viele Spediteure und Logistiker nach wie vor unvorstellbar. Dies wurde auch bei einer Diskussionsrunde auf der Messe Transport Logistic in München deutlich. Selbst wenn der Initiator Active Logistics als Lösungsanbieter von Transport-Management-Lösungen sich für die Cloud stark macht.

„Für mich zählt die IT zu den Kernkompetenzen eines Logistikers“, eröffnete Hans-Jörg Hager, Präsident des Unternehmer-Colloquiums Spedition (UCS) die Diskussionsrunde. Er dürfte damit vielen Kollegen aus der Seele sprechen. Ist er doch als ehemaliger Schenker-Chef auch als Praktiker bekannt. „Ohne IT-Kompetenz ist heute keine Ausschreibung zu gewinnen“, so sein Credo.

Abwägen ist für kleine Unternehmen angesagt

Dem schloss sich Michael Küppers, Sprecher der Geschäftsführung des Logistikers Trans Service Team, zwar an – allerdings mit einer entscheidenden Einschränkung: „Kleinere Unternehmen haben gar nicht die Möglichkeit, eine entsprechende IT-Kompetenz aufzubauen“, gab Küppers zu bedenken. Richtig sei allerdings, dass die Verlader auf sie zugeschnittene Lösungen verlangen. Das sei ohne entsprechende Software gar nicht mehr möglich. Daher stelle sich vor allem bei den kleineren Unternehmen diese Frage so nicht. Vielmehr gelte es abzuwägen, bei welchen Anwendungen eine Cloud-Lösung infrage kommt – und wo man lieber die Datenhoheit behält.

Ein Praktiker, der sich für den Schritt in die Wolke entschieden hat, ist André Theilmeier, Geschäftsführer der Frankenfeld Spedition. „Wir hatten einen eigenen Server, der in die Jahre gekommen ist“, berichtete er. Das Unternehmen stand folglich vor der Frage einer Ersatzinvestition oder einem Neuanfang. „Wenn Sie heute eine IT anschaffen, ist sie entweder schnell zu klein – oder aber oft vollkommen überdimensioniert“, erklärte er. Schließlich gilt es Auftragsspitzen abzudecken. Die dafür nötige Rechnerleistung braucht der Spediteur allerdings selten.

Die Cloud bringt Flexibilität

Bei der Cloud-Lösung könne das Unternehmen hingegen immer so viel Kapazität buchen und zahlen, wie es gerade braucht. „Zudem sind auch die Anforderungen der Kunden an die IT-Sicherheit gestiegen. Als kleineres Unternehmen können Sie dem schon baulich kaum gerecht werden“, berichtete er. Die heutige Cloud-Lösung ist seiner Meinung nach „mindestens drei Stufen sicherer, als es unser eigener Server zuvor war.“

Bei Thomas Schleife, Geschäftsführer der Transco Süd Internationale Transporte, kommt wiederum eine Mischform zum Einsatz. Er stellte klar, dass es sich bei der Cloud ja ohnehin nur um ein Modewort handelt. Lösungen, die auf einem externen Server laufen, gäbe es schließlich schon seit vielen Jahren.

Deutsche sehen Cloud besonders kritisch

Einen übergeordneten Blick brachte Uwe Kopf, Cloud-Experte beim IT-Ausrüster IBM ins Spiel. „Auch wir können bei unseren Kunden alle Ausprägungen beobachten. Tatsächlich muss das jeder für seine eigene Strategie im Unternehmen prüfen“, sagte er. Denn schließlich bringe die Cloud gewisse Risiken mit sich – und koste natürlich ebenfalls Geld. Doch während in den USA, Asien und in den BRIC-Staaten die externen Lösungen Siegeszüge feiern, sind die Europäer hier eher zurückhaltend. „Und in Deutschland läuft es besonders zäh“, berichtete Kopf.

Für Hager liegt diese Zurückhaltung auf der Hand. Mit Grausen denkt er an einen Stromausfall. Er habe einmal den Ausfall eines operativen Systems im Stückgut morgens um 6.30 Uhr mitterlebt. „Da brauchen Sie loyale Mitarbeiter, die alles daran setzten, damit möglichst schnell wieder alles läuft“, sagte er. „Für mich stellte sich da eher die Frage, wo ich den IT-Verantwortlichen um die Zeit auftreibe“, konterte Transco-Süd-Chef Schleife. Und für seinen Kollegen Theilmeier von Frankenfeld kommt noch hinzu, dass die technische Entwicklung ja nicht stehen bleibt. Mit der Cloud sei man da immer auf der Höhe der Zeit. Außerdem sei es ja auch so, dass man selbst als Dienstleister Möglichkeiten zum Outsourcing  für seine Kunden anbiete. „Dienste an jemanden heraus zu geben, der das besser kann, gilt auch für uns“, sagte er.

Evolution statt Revolution

Bis sich diese Einschätzung durchsetzt, dürfte es allerdings noch etwas brauchen. „Die Cloud ist eine Evolution und keine Revolution“, erklärte IBM-Mann Köpf. Und wie wir wissen, brauchen die einfach etwas mehr Zeit. Irgendwann wird sich die Frage dann in vielen Fällen gar nicht mehr stellen, ob man als Unternehmen zumindest die operativen Daten außerhalb speichert.

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