Clever einkaufen Außer Spesen ...

Foto: Jan Bergrath

... nichts gewesen, sagt der Volksmund. Deutsche Fernfahrer können ein Lied davon singen. Sie müssen mit 120 Euro in der Woche auskommen. Geht das überhaupt?

Jeden Freitagabend, wenn Mike Örtel aus Masburg in den Kühlschrank seines Lkw schaut, sieht er außer ein paar Joghurt nichts als gähnende Leere. Mike ist unser Profi aus FERNFAHRER 11/2015 und der typische deutsche Lkw-Fahrer im nationalen Fernverkehr. In der Regel geht er in der Nacht zum Montag auf Tour und bleibt die ganze Woche draußen. An diesen Rhythmus hat er sich gewöhnt – Hauptsache, er ist am Wochenende bei seiner Familie. "Für die ersten beiden Tage habe ich immer zwei Gerichte dabei, die ich am Sonntagabend zusammen mit meiner Frau Sabine vorkoche und mir unterwegs auf dem Kocher draußen am Lkw warmmache", erzählt er. "Deswegen gehe ich meist schon am Freitag unmittelbar nach der letzten Tour bei Lidl einkaufen. Die Filiale in Bendorf liegt praktisch drei Minuten vom Standort meiner Spedition entfernt."

Alles wird teurer, aber das Geld bleibt gleich

Die Spesensätze in Deutschland wurden 2014 zwar neu gestaffelt, aber an der Höhe selbst hat sich nichts geändert. Seither gilt – hier vereinfacht: Bei Tagestouren mit über acht Stunden Abwesenheit von der eigenen Wohnung kann Mike pro Kalendertag maximal zwölf Euro Werbungskosten mit seiner Lohnsteuererklärung beim Finanzamt geltend machen. Für Tage, an denen er die kompletten 24 Stunden unterwegs ist, sind es 24 Euro. Für das Ausland gelten etwas andere Sätze.

24 Euro darf ihm Andreas Normann, sein Chef, also pro Tag netto ausbezahlen. Macht zusammen 120 Euro, wenn Mike die ganze Woche unterwegs ist. Und daran wird sich vorerst nicht viel ändern. Wer als Politiker über den Verpflegungsmehraufwand zu entscheiden hat und sich wundert, dass von seinen Diäten in der Kantine des Deutschen Bundestages noch so viel übrig bleibt, der verliert auf Dauer den Kontakt zur Realität entlang der deutschen Autobahn.

Dort wird alles immer teurer. Das beginnt beim Gang auf die Toilette und hört beim Parken auf einem der privaten Autohöfe nicht auf. Zehn Euro kostet es in der Regel, wenn ein Fahrer nach getaner Arbeit einen Parkplatz sucht. Den muss er oft aus eigener Tasche zahlen. Dafür bekommt er zwar meist einen Gutschein. Wegen der explodierenden Kosten für Bau, Erhaltung und Müllentsorgung werden laut Vereinigung deutscher Autohöfe (VEDA) in ersten Fällen bereits reine Parkgebühren in Höhe von drei Euro erhoben. Das macht dann nur noch einen Gegenwert von sieben Euro. Und so kostet alles immer mehr, selbst da, wo es eigentlich günstig ist: Frühstück mit Kaffee sechs bis sieben Euro, Mittagessen im Tagesangebot um zehn Euro. Eine warme Abendmahlzeit liegt noch darüber. "Ich könnte es mir gar nicht leisten, jeden Tag essen zu gehen", sagt Mike.

Jedem das Seine

Er stellt sich meist in der Nähe seiner Ladestelle auf einen ruhigen Platz. "Bis Mittwochabend sollten die vorgekochten Gerichte auch gegessen sein." Am Donnerstag gönnt er sich bei einem Autohof an der A  61 bei Bingen ein Essen für maximal zehn Euro, dazu ein Radler. "Ansonsten bin ich vollkommen autark." Fahrer im nationalen Fernverkehr, die sich zum größten Teil selbst verpflegen, geben so wie Mike dafür in der Woche zwischen 60 und 70 Euro aus. Manche kommen mit 50 Euro hin, andere zahlen bis zu 80 Euro. Mike kauft gerne viel Joghurt sowie frisches Obst und Gemüse. Eines seiner beiden Leibgerichte, das er im Buch "Sternköche" selber vorstellt, ist Hähnchenfleisch mit Zucchini und Paprika auf Reis. Sein Fazit lautet: "Wenn man clever einkauft, dann hat auch die Familie noch etwas davon."

Erfolgreiche Buchvorstellung

Auf der NUFAM in Karlsruhe hat Dekra Media das Buch "Sternköche" vorgestellt – und verfilmt auch gleich noch eines der 40 Rezepte, die darin abgedruckt sind. Heiko Zatocil aus Karlsruhe ist 48 Jahre alt und ein Fernfahrer aus dem Lehrbuch. Seit 1990 fährt er Lkw, seit 1999 bei der Kühlspedition Baam aus Karlsruhe.

Nach der Vorstellung des Buchs "Sternköche" am Stand von S&G hat sich sein Chef Andreas Baam kurzfristig bereit erklärt, Heiko samt blauem Actros für die Dreharbeiten freizustellen. Reinhard "Buchsi" Buchsdrücker hat es sich zur Aufgabe gemacht, Fahrern zu zeigen, wie sie mit einer einmaligen Investition von 50 bis 60 Euro in eine gute Ausrüstung jederzeit am Lkw selbst kochen und dabei Spesen sparen können.

Jedes der 40 Gerichte kostet vier bis fünf Euro, wenn man die Zutaten im Supermarkt günstig einkauft. "Ich bin beeindruckt", sagt Heiko. "Alles in allem dauert es tatsächlich nur 45 Minuten, um sich unterwegs ein gesundes, günstiges Essen zu bereiten, es in Ruhe zu genießen und mit wenigen Handgriffen Pfanne und Geschirr wieder schön sauber zu verstauen."

Auch andere Fahrer und Messebesucher von klein bis groß konnten sich am NUFAM-Wochenende am Stand des FERNFAHRER überzeugen, wie schnell die mobile Küche zu einem schmackhaften Ergebnis führt. "Das Buch kann man nur empfehlen2, lobt Erich Altmüller. "Nicht nur für Lkw-Fahrer. Ich habe es selbst erlebt, konnte zwei Gerichte kosten und war begeistert.2 Der Film und viele Informationen rund um das Kochbuch sind ab sofort auf www.sternkoeche.de zu sehen.

Das Buch gibt’s im FERNFAHRER-Shop eurotransport.de/kochbuch

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