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Böhm Güterverkehr aus Langenhagen Bock auf den Fahrerberuf

Böhm Güterverkehr, Ausbildung, Bock auf den Bock Foto: Thomas Küppers

Böhm Güterverkehr aus Langenhagen geht mit einer Werbekampagne neue Wege, um den Fahrerbedarf zu decken.

Einem Ziegenbock begegnet man auf der Autobahn nicht allzu häufig. Selbst wenn er dort nur als Fotomotiv auf einem Lkw-Heck in Erscheinung tritt, dürfte dem Paarhufer die Aufmerksamkeit der anderen Verkehrsteilnehmer sicher sein. "Bock auf ’n Bock?"
steht in Großbuchstaben neben dem Bild des Ziegenbocks, der es sich auf einem Fahrersitz bequem gemacht hat. "Wir wollten keine 08/15-Ansprache", erläutert Marcus Böhm, Mitglied der Geschäftsleitung bei Böhm Güterverkehr in Langenhagen bei Hannover, im Gespräch mit trans aktuell.

Daher habe man sich für die Mitarbeiterakquise der etwas anderen Art entschieden. "Fahrer gesucht" oder "Wir stellen ein" liest man häufig auf Trailern. Es geht aber auch pfiffiger, wie das tierische Beispiel von Böhm zeigt.

Eine erste Zwischenbilanz knapp zehn Monate nach Beginn der Kampagne zeigt auch, dass die Werbung wirkt. 20 der 105 Fahrzeuge sind mit dem Werbeaufdruck unterwegs und finden bundesweit Beachtung. Zusätzlich hat der Transportdienstleister Postkarten drucken lassen und zum Beispiel in Jobcentern ausgelegt. "Rund die Hälfte unserer Fahreranfragen nimmt inzwischen Bezug auf unsere Kampagne", sagt Böhm. Damit kann das Unternehmen seinen steigenden Fahrerbedarf weiterhin decken. Es hatte nach eigenen Angaben auch keine Schwierigkeiten, für dieses Lehrjahr erneut vier junge Leute für eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu finden.

Seit mehreren Jahren stellt das Unternehmen Schulabgänger ein und lässt sich darin nicht bremsen – auch wenn die ausgebildeten Fahrer nach der Lehre teilweise woanders Erfahrungen sammeln wollen. "Ein oder zwei Berufskraftfahrer bleiben uns nach der Ausbildung in der Regel schon erhalten", erzählt Marcus Böhm, Sohn von Firmengründer Rüdiger Böhm.

Von Vorteil für Marcus Böhm ist es auch, dass er Spanisch spricht, weil er zeitweise in dem südeuropäischen Land gelebt hatte. "Das hat sich herumgesprochen, denn regelmäßig rufen Spanier bei mir an und erkundigen sich nach Job-angeboten", sagt er. Mit Spaniern im Unternehmen hat er gute Erfahrungen gesammelt. Um sie gezielt anzuwerben, engagiert sich die Firma auch im Modellprojekt Adelante (zu Deutsch: Auf geht’s) der IHK Hannover, des Caritasverbands Hannover und der Region Hannover. Die beteiligten Unternehmen ermöglichen 30 jungen Erwachsenen aus Spanien eine Ausbildung in ihren Betrieben. Böhm Güterverkehr hat vier junge Männer eingestellt, einen davon in der Zwischenzeit aber an seine Daimler-Werkstatt vermittelt. Auch sie sucht dringend Fachkräfte.

Die Böhm-Verantwortlichen glauben zu wissen, welches die Gründe sind, dass sie trotz des Fahrermangels noch genügend Fachkräfte finden, um ihre Lkw zu besetzen. Denn so sehr die neue Kampagne Bock auf ’n Bock auch fruchten mag – sie alleine ist für den Zulauf nicht verantwortlich. Geschäftsführer Rüdiger Böhm führt drei Punkte an, die das Interesse der Bewerber erklären. "Das liegt an unserem Equipment, an unserer Innovationskraft und am Stellenwert unserer Fahrer."

Pilotkunde für Fleetboard

Was das Equipment angeht, hat Böhm komplett auf Euro 6 umgestellt, die Fahrzeuge werden alle drei Jahre getauscht. Seit Dezember 2011 bestellt das Unternehmen nur noch Lkw, die mit den neuesten Assistenzsystemen ausgestattet sind. Was die Innovationskraft angeht, beteiligt sich Böhm an einem Pilotprojekt des Daimler-eigenen Telematikanbieters Fleetboard, das auf die Früherkennung von Schäden abzielt.

Bleibt der für die Fahrer wohl wichtigste Punkt: der Stellenwert, den sie bei Böhm haben. Das Unternehmen gibt Fahrern und Fahrerinnen gleichermaßen eine Chance, aktuell sind es jedoch nur zwei Frauen (bei 150 Fahrern). Es lässt sich nach eigener Darstellung nicht von Äußerlichkeiten oder Einstellungen leiten. "Wichtig ist nur, dass die Bewerber das Herz am rechten Fleck haben", betont Marcus Böhm. Er versucht ferner, auf die Einsatzwünsche der Mitarbeiter einzugehen, indem er zum Beispiel wahlweise Tagestouren im Nahverkehr und Nachtfahrten im Linienverkehr anbietet.
Prokurist Peter Rintelmann ergänzt, dass sie ihre Mitarbeiter intensiv in ihre Fahrzeuge und die Firma einweisen und ihnen eine umfangreiche Fahrermappe mit Illustrationen, Erläuterungen und Ansprechpartnern an die Hand geben. "Wir bieten ferner ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu Themen wie Stressbewältigung, Ernährung und Bewegung sowie eine betriebliche Altersvorsorge an", berichtet Rintelmann.

Klar gebe es auch bei Böhm eine gewisse Fluktuation, sagt Marcus Böhm. "Doch jeder Zweite, der geht, kommt wieder zurück", erklärt er. Wer die Firma verlasse, gehe im Guten. "Wir waren seit drei Jahren nicht mehr vor dem Arbeitsgericht", sagt er. Das zeigt, dass die Fahrer auch Bock auf Böhm haben – um mit den Worten der Kampagne zu sprechen.




DAS UNTERNEHMEN

Transportdienstleister, der nahezu alle Verkehre im ­Selbsteintritt macht
Gegründet 1972 durch Rüdiger Böhm und seine Frau Barbara
Schwerpunkt: nationaler Güterfernverkehr, für Speditionskunden und Direktkunden (vornehmlich Automobilindustrie)

An den Standorten Langenhagen (Zentrale) und Bad Dürrenberg (bei Leipzig) 175 Mitarbeiter (davon etwa 150 Fahrer) und 105 Fahrzeuge (85 Prozent Daimler, 15 Prozent MAN)

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Daniel Stancke, CEO von Jobmatch.me Daniel Stancke Experte für Recruiting
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