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BLG Automobile Logistics Waschen, föhnen, legen

BLG Automobile Logistics Foto: Ilona Jüngst

BLG Automobile Logistics betreibt in Bremerhaven das größte Autoterminal Europas. Alles, was Räder hat, wird dort entweder auf den Export vorbereitet oder im Import für die deutschen Kunden fit gemacht.

Der Tallyman gibt grünes Licht – losfahren, vorsichtig, die Rampenkante muss schräg genommen werden: dann die Rampe hoch, der Einweiser zeigt auf die Rampe zum nächsten Stock, die Männer von der Stauerei warten schon, um die Ladung zu sichern. Zentimetergenau einparken, aussteigen, der Schlüssel bleibt stecken. Erst jetzt macht sich die stickige  Luft in den niedrigen Stockwerken und die Geräuschkulisse von dröhnenden Maschinen bemerkbar. Einsteigen in das wartende Taxi und raus zum nächsten Auto. Wieder kommt der Tallyman mit seinem Scanner.

Neufahrzeuge aller Marken und Klassen sind an Bord

Bis zu 1.500 Mal geht das so pro Schicht für die Mitarbeiter von BLG Automobile Logistics, die die Fahrzeuge auf die Decks des Roro-Schiffs fahren. An Bord sind Neufahrzeuge aller Marken und Klassen, unten, auf Ebene der Einfahrtsrampe, sind Lkw und Landmaschinen gelascht. Dann legt die Danube mit Ziel St. Petersburg vom Nordhafen-Kai des BLG Autoterminals in Bremerhaven ab.

60.00 bis 70.000 Fahrzeuge sind auf dem Gelände

Das Terminal ist nach BLG-Angaben das größte Europas: 60.000 bis 70.000 Fahrzeuge befinden sich in der Regel auf dem Gelände des Nord- und des Kaiserhafens, das insgesamt 2,4 Millionen Quadratmeter umfasst. Der Bremer Logistikdienstleister handelt hier über seine Sparte Automobil im Jahr rund 2,1 Millionen Fahrzeuge. 25 Prozent davon sind Importfahrzeuge, die für den deutschen Markt bestimmt sind. Das Gros sind aber mit 75 Prozent Fahrzeuge, die für den Export bestimmt sind – USA, Südamerika, Asien, Australien. Darunter sind nicht nur Neufahrzeuge, sondern auch Oldtimer sowie Großes und Schweres: Bagger, Busse, Lkw, Mähdrescher, neu und gebraucht, im Jahr rund 1,4 Millionen Tonnen. 800 Mitarbeiter von BLG arbeiten im Terminal, dazu kommen mehrere hundert aus einem Personalpool des Gesamthafenbetriebvereins. Es gibt Liegeplätze für kleinere Schiffe wie die Danube im Zubringerverkehr in Europa und für große Tiefseecarrier wie die Asian King, die mehr als 200 Meter lang ist und 6.000 Pkw fasst. Und es gibt einen eigenen Bahnanschluss.

Rund 630.000 Fahrzeuge werden per Schiene transportiert

Denn BLG Automobile setzt in großem Maß auf den Bahntransport: Rund 630.000 Fahrzeuge transportierte das Unternehmen 2012 auf der Schiene. "Im Export kommen etwa 80 Prozent der Fahrzeuge per Bahnwaggon nach Bremerhaven", sagt Dirk Sassenroth vom BLG Kundenservice. Die Fahrzeuge werden direkt vom Gleis weg in die sieben vorhandenen Parkregale gefahren. Die sind mit normalen Parkhäusern nicht zu verwechseln:  Jedes Parkregal beherbergt einen anderen Hersteller, jedes Deck ist einem internationalen Hafen zugeordnet. Und: Es geht extrem eng zu. 6.000 Fahrzeuge passen auf je vier Decks. Längstens vier Tage warten die Exportfahrzeuge bis zur Schiffsverladung.

Je nach Kundenwunsch durchlaufen sie noch eines der beiden Technikzentren, in denen BLG vor der Verschiffung alle möglichen technischen Dienstleistungen übernimmt, die von den Herstellern wegen des Liefertermins nicht wahrgenommen werden konnten, etwa die Neujustierung von Steuergeräten.

Waschen, föhnen, legen

Waschen, föhnen, legen – so lautet nach Angaben von Frank Berger, Qualitätsmanagementbeauftragter von BLG Automobile Logistics, das Basisprogramm für die Importfahrzeuge: Im Technikzentrum fährt gerade eine Charge Fiat Freemont aus mexikanischer Produktion durch die Waschstraße. Die Autos werden anschließend von BLG-Mitarbeitern poliert, die dann Fußmatten einlegen, das Handschuhfach mit Bedienanleitungen in Deutsch bestücken und einen Qualitätscheck durchführen. "Je tiefer die Wertschöpfung, je mehr wir machen, desto besser ist es für uns", sagt Frank Berger.
Mechatroniker, Lackierer, Fachkräfte für Lagerlogistik – in drei Zentren arbeiten 230  Mitarbeiter im Werkstattbereich an der technischen Bearbeitung. Je nach Auftrag des Fahrzeugherstellers werden etwa Schiebedächer oder Anhängerkupplungen eingebaut, Alu- statt Stahlfelgen montiert, Dachrelings und Werkstattausrichtungen für den gewerblichen Bereich befestigt, Unterbodenschutz angebracht. Eine Reihe von Hyundai-H1-Modellen bekommt neue Sitzflächen aus Leder. In einer anderen Halle werden zwölf XK-Cabrio von Jaguar von BLG-Mitarbeitern gekennzeichnet. Noch im Terminal werden sie zugelassen und betankt und damit sofort fahrfertig zu den Standorten eines großen Autovermieters gebracht. Auf Lkw und per Bahn treten die blitzblanken Fahrzeuge dann ihre Reise in die Bundesrepublik an.

DAS UNTERNEHMEN

Das Unternehmen BLG Bremer Lagerhaus-Gesellschaft wurde 1877 gegründet und ist persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer der BLG Logistics Group und des BLG-Konzerns. Heute hat die BLG Logistics mehr als 100 Niederlassungen in Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Asien und beschäftigt mehr als 16.000 Mitarbeiter. Stärkster Geschäftsbereich des Konzerns war im Geschäftsjahr 2012 mit einem Umsatz von 419 Millionen Euro die Automobillogistik, gefolgt von der Kontraktlogistik mit 405 Millionen Euro und der Containerlogistik mit 327 Millionen Euro. BLG hält einen 50-prozentigen Anteil an dem Containerterminalbetreiber Eurogate, einem Gemeinschaftsunternehmen mit Eurokai Hamburg.

FÜHRUNGSWECHSEL

Frank Dreeke ist seit 1. Juni neuer Vorstandsvorsitzender von BLG. Er folgt auf Detthold Aden, der davor 14 Jahre das Unternehmen leitete. Mit Aden sind außerdem der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Manfred Kuhr, Finanzvorstand Hillert Onnen und Kontraktlogistik-Vorstand Dr. Bernd Lieberoth-Leden aus der BLG ausgeschieden. Neu in den Vorstand berufen wurden Jens Bieniek (Finanzen), Andreas Wellbrock (Kontraktlogistik) und Michael Blach (Automobillogistik).

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