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BAG-Unternehmensstatistik Konsolidierung des deutschen Transportmarkts

Foto: Jan Bergrath

Die neue Unternehmensstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr belegt eine spürbare Konsolidierung des deutschen Transportmarkts. Mehr als 4.000 kleinere Unternehmen gaben auf, größere legten zu.

Das Schild "Einfahrt für Lkw Tag und Nacht freihalten" ist selten geworden, seit kaum noch ein deutsches Transportunternehmen seinen Sitz mitten in der Stadt hat. Doch die vier Scania-Kipperzüge von Peter Hutter stehen am Samstag sorgsam rangiert in und vor der kleinen Werkstatt in Frechen bei Köln. Genau dort, wo das Unternehmen bereits 1948 gegründet wurde. Seit 2004 ist Hutter (52) neben seinem Vater Siegfried (74) als zweiter Geschäftsführer eingetragen. Der Vater war als Fahrer bei seiner damaligen Chefin Käthe Axer eingestiegen, wurde dort 1971 mangels Nachfolge Geschäftsführer und übernahm die Firma schließlich 1984 auf Rentenbasis. Eine richtig schöne, kleine Erfolgsgeschichte.

Hutter beschäftigt heute drei Fahrer. Den vierten Lkw fährt er mittlerweile komplett selber, seit zwei Aushilfen zu alt geworden sind. Er disponiert von unterwegs die regelmäßigen Touren für überwiegend feste Kunden, seine Frau macht die Buchhaltung.

Für kleine Unternehmen ist es schwer geworden

Hutter ist bei den Kunden für seine Zuverlässigkeit bekannt, die Fahrer wie Wilhelm Wallner schätzen das familiäre Betriebsklima. Das simple Konzept gegen den nun vorherrschenden Fahrermangel hat er von seinem Vater übernommen. "Wenn du gute Fahrer hast, dann musst du sie auch gut bezahlen." Doch für die kleinen Unternehmen wie Hutter ist es in den vergangenen Jahren schwer geworden. Das zeigt die Unternehmensstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) auf.

Die Kernaussage: "Ende Oktober 2015 betrieben in Deutschland 45.051 Unternehmen gewerblichen Güterverkehr", sagt Wolfgang Severing, 60, Abteilungsleiter Verkehrswirtschaft beim BAG in Köln, "und das sind genau 4.625 oder 9,3 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren." Hier lohnt sich nun ein Blick in die Größenstruktur der Unternehmen (siehe Kasten). Denn der Rückgang der Anzahl der Unternehmen konzentriert sich vor allem auf solche mit bis zu drei Beschäftigten (–4.467, –20,7 %) und mit vier bis neun Beschäftigten (–1.707, –12,2 %) sowie hinsichtlich der Rechtsform auf die Einzelunternehmen (–4.257, –14,3 %). "Dagegen wuchs die Anzahl der Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten um 1.550 oder um elf Prozent", erläutert Severing.

Der Markt ist in Bewegung

Severing spricht von der Konsolidierung eines Marktes, der in Bewegung ist. Und zwar genau im Sinn der lateinischen Wurzel des Wortes – in seinem Bestand festigen und sichern. "Die Zahlen sind aus meiner Sicht nicht so dramatisch, denn der Gesamtmarkt ist ja gewachsen." Und das sieht so aus: Bei den Unternehmen, die gewerblichen Güterkraftverkehr betreiben, waren am Stichtag 630.249 Personen beschäftigt. Dies sind etwa 44.500 beziehungsweise 7,6 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor. Die Unternehmen setzten insgesamt 379.582 Kraftfahrzeuge (Lkw und Sattelzugmaschinen, +3,5 %) und 293.771 Anhänger (Lkw-Anhänger und Sattelauflieger, –9,5 %) ein.

Allerdings, berichtet Severing, erfolgte der Anstieg der Beschäftigten eben bei den größeren Firmen besonders im Bereich Lager und IT-Personal. Dazu kommen laut BAG noch 42.571 Unternehmen, die mit 221.146 Lkw und Sattelzugmaschinen Werkverkehr betreiben. Hier gab es seit 2010 einen Zuwachs von 3.631 Firmen (+9,3 %). Für die überproportionale Aufgabe der kleineren Firmen des gewerblichen Güterverkehrs mit einem bis neun Beschäftigen, die mit 65,3 Prozent nach wie vor das Gros der deutschen Transportunternehmen stellen, sieht Severing folgende Gründe: der gravierende Fahrermangel, mangelnde Ertragsaussichten, fehlende Nachfolge und finanzielle sowie qualitative Einstiegsbarrieren in digitale Kommunikations- und Abwicklungssysteme.

Hohe Arbeitsbelastung und Wettbewerbsdruck

"Auch meine beiden erwachsenen Töchter werden das Transportunternehmen nicht weiterführen", weiß Hutter. Er selbst klagt bei noch gutem Ertrag über die hohe eigene Arbeitsbelastung und den Wettbewerbsdruck durch die großen Firmen, auch zunehmend mit ausländischen Fahrern. Aber für die nahe Zukunft macht er sich noch keine Sorgen. Ein guter Fahrer hat sich gerade beworben, und im Januar kommen zwei neue Scania "Für mich ein echter Grund zur Freude."

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Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 02 2017 Titel
FERNFAHRER 02 / 2017
9. Januar 2017
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