Autohof 24 Bad Rappenau Auf Augenhöhe

Stefan Buchner, Fahrerstammtisch, Bad Rappenau Foto: Karl-Heinz Augustin

FERNFAHRER lädt in Bad Rappenau zum Fahrertest – und Stefan Buchner, Leiter von Mercedes-Benz Trucks, zum Fahrerstammtisch.

Dieser Fahrertest ist anders als die bisherigen: Zum einen stehen da ein Actros 1851 und ein Antos 2543 auf dem Autohof Bad Rappenau Nord. Beide Lkw sind zwar bereits auf dem Markt, aber noch lange nicht allen Fahrern vertraut. Je nachdem, was der Chef eben beschafft. Zugleich bietet sich hier die Gelegenheit, Fern- und Verteiler-Lkw im direkten Vergleich kennenzulernen. Auch von den Vor- und Nachteilen des Solostar-Konzepts – der auf den Einmannbetrieb zugeschnittenen Kabinenausstattung für den Actros – können sich die Fahrer überzeugen.

Weltmeister-Sattelzug fährt vor

Zum anderen wartet Mercedes-Benz mit zwei Highlights auf. So fährt der schwarze Weltmeister-Sattelzug (wir berichteten in Heft 9/2014) vor und steht den ganzen Tag an prominenter Stelle vor dem 24-Autohof. Darüber freuen sich vor allem die Familien, die auf dem Weg in den Urlaub Halt machen. Am Nachmittag trifft dann Stefan Buchner ein, der Leiter von Mercedes-Benz Trucks. Er will am FERNFAHRER-Stand auf dem Lkw-Parkplatz mit den Fahrern diskutieren: über Actros und Antos, klar, aber auch über die Situation der Transportbranche und die Sorgen und Nöte der Fahrer. Und die lassen sich nicht lange bitten.

Erster ist Rainer Scholzen, ein altgedienter Fahrer aus der Eifel und Actros-Pilot. Seine Meinung zum Antos: "Abgesehen von der kleineren Kabine fährt er sich wie der Actros – nur in diesem Fall etwas untermotorisiert. Was gut ist, bei beiden, ist der Fahrkomfort. Da kommt kein Stress auf", sagt er sichtlich entspannt. Nach einer kleinen Diskussion über den Motorenklang landen die Beiden schnell beim Fahrerleben. "Wie macht ihr das eigentlich mit den überfüllten Parkplätzen?", will Buchner wissen. "Ich fahre weiter und klappere Parkplatz um Parkplatz ab." "Und ist der Fahrermangel ein Thema?" "Nein. Da gibt es doch genug Osteuropäer", meint Scholzen mit Blick auf den Parkplatz. Wie zum Beweis kommt später ein freundlicher Lette vorbei – angestellt bei einer dänischen Spedition und noch ohne Auftrag für den nächsten Tag.

Der Fahrer im Mittelpunkt

Jetzt gesellt sich aber erst einmal Norbert Sievers dazu, wie Scholzen ein erfahrener Kollege. "Können Fahrer, die schon länger dabei sind, Einfluss auf den Fahrzeugkauf nehmen?", fragte ihn Buchner nicht ganz uneigennützig. Sievers verneinte. Schnell wird es persönlich: "Sind Sie schon immer Fahrer?" "Ich bin gelernter Bauschlosser. Aber da komme ich nicht wieder rein, deswegen fahre ich bis zur Rente." "Wie ist die finanzielle Situation bei den Berufskraftfahrern?" "Es ist zu wenig: 1.900 Grundgehalt und 24 Euro Spesen. Wofür reichen 24 Euro denn heute noch? Aber nur aus dem Kühlschrank leben will ich auch nicht, daher gehe ich so zwei Mal die Woche beim Autohof essen."

Thema Be- und Entladen

Erneut kommt die Parkplatzsituation zur Sprache, ebenso die Sicherheit vor Einbruch und Dieselklau, schließlich die Rampensituation: "Welche Zeitfenster haben Sie beim Abliefern von Terminware? Und wer entlädt die Ware – müssen Sie das machen?" Volltreffer. Buchner spricht all die Themen an, die den Fahrern unter den Nägeln brennen.
Immer mehr stehen nun am Stehtisch und erzählen munter aus ihrem Alltag. "In Belgien wirst du an der Rampe behandelt wie der letzte Dreck", schimpft einer. "Bei den Lebensmitteldiscountern musst du selbst ausladen: Tacho auf Pause und Hubwagen suchen", berichtet ein anderer. "Welche Ausstattung stellt die Firma?" "Handy und Fleetboard." "I-Pad oder sowas?" "Ach was – nichts." "Und wie schätzen Sie das Thema Fahrermangel ein?" "Der Job ist einfach nicht attraktiv genug. Zu D-Mark-Zeiten war das anders." Thomas Hutny bringt es schließlich auf den Punkt: "Als Lkw-Fahrer ist man hierzulande weniger wert als eine Putzfrau. Dazu die miesen Straßenverhältnisse und die Parkplatzsituation, keine Rücksichtnahme bei den anderen Verkehrsteilnehmern und keine Kameradschaft mehr unter den Fahrern. Das will doch keiner mehr machen."

"Ich habe großen Respekt vor dem Fahrerberuf"

Aufmerksam hört Buchner zu. "Ich habe großen Respekt vor dem Fahrerberuf", sagt er. "Und es ist gut, als Autofahrer auch die andere Perspektive zu kennen." Als Lkw-Mann hat er selbstverständlich auch den CE-Führerschein und kennt seine Produkte aus eigener Erfahrung. Mit den Berichten von der "Basis" ist er jetzt doppelt gerüstet. "Ich wollte schon immer wissen, was die Fahrer für einen Hintergrund haben und wie sie ihren Alltag bewältigen", bekennt Buchner. Auch mit Selbstkritik spart er nicht: Stichwort Actros MP1. Dass Mercedes-Benz seither viel in Sachen Komfort verbessert hat, ist angesichts der vierten Actros-Generation unbestritten. "Die Sitzecke des Solostar ist genial. Da kann man endlich mal bequem sitzen und anständig Feierabend machen", schwärmt Andrea Hundeloh, nach ihrer Probefahrt im roten Flaggschiff. Das hört Buchner gerne. Am Ende lädt er alle Teilnehmer zum Abendessen im Autohof-Restaurant ein – damit ist die Kombination aus Fahrertest und Fahrerstammtisch perfekt.

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