Ausweitung der Maut zum 1. Juli 2018 Toll Collect bereitet sich vor

Toll Collect, Kontrollsäule, Maut, Bundesstraße, Kontrolle Foto: Marco Urban/Toll Collect

Ab dem 1. Juli 2018 gilt die Mautplicht auch auf allen Bundesstraßen. Von dieser Maßnahme sind weitere rund 35.000 Unternehmen mit rund 140.000 Fahrzeugen betroffen. 600 Kontrollsäulen ergänzen die Mautstellen-Terminals.

Toll Collect scheint auf die Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen ab 1. Juli 2018 gut vorbereitet zu sein. Die Erweiterungs- und Umstellungsarbeiten seien bereits in vollem Gange, berichtet das Unternehmen. Das betrifft die künftige Datenverarbeitung genauso wie diverse Einbuchungsmöglichkeiten und die Kontrolltechnik. Bei laufendem Betrieb handle es sich jedoch um eine "beachtliche Herausforderung", befindet Hanns-Karsten Kirchmann, Vorsitzender der Toll Collect-Geschäftsführung. Zumal sich die Aktualisierung der mautrelevanten Daten auf den Bundesstraßen durch Baustellen, Straßensperren oder Durchfahrverboten viel öfter und schneller ändert als auf dem bisherigen Mautnetz.

Kern der Neuerungen ist die Umstellung von der bisherigen dezentralen zur zentralen Mauterhebung. Bisher senden die On-Board-Units (OBUs) über Mobilfunk die berechneten Mautbeträge an das Rechenzentrum. Künftig übermitteln die Geräte nur noch Fahr- beziehungsweise Positionsdaten und die zur Mauterhebung erforderlichen Fahrzeugmerkmale an die Zentrale.

Erst dort findet die Erfassung und Tarifierung der befahrenen mautpflichtigen Streckenabschnitte, also die konkrete Mautberechnung, statt. So ist es nach Aussage von Toll Collect möglich, "die durch die Ausweitung der Maut auf weitere 36.000 Kilometer Bundestraßen deutlich steigende Anzahl an Aktualisierungen zeitnah und betriebssicher umzusetzen".

Lkw müssen nicht in die Werkstatt

Die Umstellung der derzeit rund 1,1 Millionen OBUs auf die zentrale Mauterhebung erfolgt schrittweise ab dem Jahreswechsel und soll bereits im zweiten Quartal 2018 abgeschlossen sein. Dabei wird die Software über Mobilfunk aktualisiert, die Lkw müssen also nicht in die Werkstatt. Ob eine OBU bereits in der zentralen Mauterhebung arbeitet, ist an einer neuen Anzeige auf dem Gerät zu erkennen. Auf dem Display erscheinen dann während der Fahrt die Achszahl, die Bezeichnung des Mautgebietes, in dem der Lkw in Deutschland oder Österreich unterwegs ist, sowie das Gewicht. Das bisher übliche akustische Signal bei Durchfahrt eines Streckenabschnittes sowie die Anzeige des Mautbetrages entfallen.

Die zu zahlende Maut wird anhand des Fahrzeugkennzeichens dem Kunden zugeordnet. Einmal monatlich erhält das Unternehmen eine Mautaufstellung. Dieses automatische Einbuchungsverfahren per OBU sollten auf Anraten von Toll Collect auch all jene Neukunden nutzen, die ab 1. Juli mit ihren Lkw häufig mautpflichtige Straßen nutzen. Fahrer und Unternehmen, die eher selten auf deutschen Bundestraßen unterwegs sind, haben wie bisher die Möglichkeit, sich manuell im Internet oder an einem Mautstellen-Terminal einzubuchen.

Der Schwerpunkt des neuen, weiterentwickelten manuellen Verfahrens liegt auf der Einbuchung über Smartphone oder Tablet. Ab Frühjahr 2018 stellt Toll Collect zusätzlich eine App für die marktgängigen Betriebssysteme Android, iOS und Windows Phone zur Verfügung.

1.100 neue Mautstellen-Terminals ergänzen die manuelle Einbuchung. Sie sind in Deutschland und im grenznahen Ausland vorwiegend an großen Tankstellen, Autohöfen und Autobahnraststätten zu finden und lösen die alten 3.600 Terminals ab, die im zweiten Quartal 2018 abgeschaltet und dann nach und nach abgebaut werden.

Ab Dezember sind Einbuchungen möglich

Über das neue manuelle Verfahren kann ab Dezember dieses Jahres eingebucht werden. Es ermöglicht – im Gegensatz zum heutigen Verfahren – ein Punkt-zu-Punkt-Routing, das auch nicht mautpflichtige Strecken einbezieht und sogenannte Via-Punkte erlaubt. Am Ende des Einbuchungsvorganges erhält der Kunde eine Wegbeschreibung, die er sich als "Navigationsanweisung" ausdrucken, per Mail zuschicken, downloaden oder per SMS auf sein Handy laden kann.

Einen zusätzlichen Service gibt es ab 2018 für nicht-registrierte Kunden. Sie können dann für sich online einen Account anlegen, häufig eingebuchte Fahrzeuge und Strecken sowie Zahlungsmittel hinterlegen und so die jeweilige Einbuchung zeitsparender gestalten. Die Daten können jederzeit per App oder im Internet verwaltet oder gelöscht werden, bis zu zehn Lkw und Strecken finden im Speicher Platz.

600 Kontrollsäulen überprüfen ebenfalls ab 2018 die Einhaltung der Mautpflicht. Der Aufbau hat bereits begonnen. Die Säulen ergänzen die mobilen Kontrollen des Bundesamts für Güterverkehr (BAG). Kontrollbrücken sind an Bundesstraßen nicht eingeplant. Im Gegensatz zu den Brücken überspannen die vier Meter hohen Säulen nicht die Fahrstreifen. Sie werden seitlich neben der Fahr-bahn aufgestellt und fügen sich so besser in das Bild der ländlichen Bundesstraßen ein. Ausdrücklich weist Toll Collect darauf hin, dass die blau lackierten Säulen keine Geschwindigkeitsblitzer sind. Sie überprüfen ausschließlich, ob vorbeifahrende Lkw ab 7,5 Tonnen die Maut korrekt bezahlt haben. Verdachtsfälle werden den Kontrollfahrzeugen des BAG sowie an Toll Collect gemeldet. Betriebskontrollen ergänzen nach wie vor die straßenseitigen Kontrollen zur Einhaltung der Mautpflicht.

Das Wichtigste in Kürze:

Das Gesetz zur Ausweitung der Mautpflicht auf alle Bundesstraßen zum 1. Juli 2018 trat Ende März dieses Jahres in Kraft. Das Mautnetz wird dadurch um weitere 36.000 Kilometer Bundesstraßen wachsen und insgesamt 51.000 Kilometer Fernstraßen in Deutschland umfassen. Betroffen von dieser Mautausweitung sind nach Angaben von Toll Collect weitere rund 35.000 Unternehmen mit circa 140.000 Fahrzeugen.

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