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Agrarlogistik Drehkreuz in der Oberpfalz

Hub Regensburg Baywa, Umschlag Foto: Baywa

In Regensburg betreibt der Konzern Baywa einen Umschlag für den internationalen Getreidehandel. Jährlich 17.000 Lkw liefern dort Getreide an, das zum Großteil per Binnenschiff weiterbefördert wird.

Die Oberpfalz ist nicht gerade die Kornkammer Bayerns. Dennoch hat die Baywa dort erst jüngst 14 Millionen Euro in die Erweiterung ihres Standorts am Osthafen investiert. In der erst im Juni offiziell eröffneten Anlage sollen jährlich bis zu 350.000 Tonnen Getreide umgeschlagen werden. "Wir müssen uns der Schlagkraft der Landwirte anpassen, um weiter gute Partner zu sein", sagt Josef Auburger, Spartengeschäftsführer Agrar und zuständig für die Region Oberpfalz. Die Aussichten im Agrarbereich sind weiter gut – und damit auch die Möglichkeit für Transportunternehmen im Bereich Agrarlogistik. Zwar hat der Konzern, dessen Einzugsbereich vor allem der Süden Deutschlands sowie Teile Thüringens umfasst, weiter einen eigenen Fuhrpark, der in der Sparte Agrar etwa 100 Silo- und Schüttgut-Fahrzeuge sowie 80 Zustellfahrzeuge umfasst. Die Flotte dient der Baywa hauptsächlich als Grundlast, um ausreichende Flexibilität und Kapazität für die Logistik zu haben und einen hohen Service bei der Zustellung zu garantieren. Zudem verhindert sie eine zu große Abhängigkeiten und den Verlust von operativem Know-how.

Externe Logistikdienstleister sind vor allem für größere Zentral- und Regionallager im Einsatz, und bei Spezial- oder Stückgut-Transporte. Dies aber nie ausschließlich, sondern im Mix mit eigenbetriebenen Lägern und Fahrzeugen – der Logistikkompetenz wegen. Weizen, Mais, Wintergerste, Hafer, Raps, Triticale – alles Getreide, das die Baywa von Landwirten aus Bayern bezieht. Von Regensburg aus wird es in alle Welt befördert: Mit der neuen Anlage können 550 Tonnen in der Stunde auf Binnenschiffe verladen werden, die zumeist Richtung Nordhäfen fahren. "80 bis 85 Prozent des Gesamtvolumens werden per Wasserstraße abtransportiert", sagt Auburger. Die restlichen Mengen werden per Lkw befördert – an Mühlen, Futtermittelhersteller oder Biogasanlagen, die etwa die Abfallprodukte aus der Entstaubung abnehmen.

Anlieferungerfolgt durch Landwirte

Die Anlieferung erfolgt zum Teil durch die Landwirte selbst – bei der Ernteerfassung in der Regel aus einem Umkreis bis 25 Kilometer, einer Strecke, die meist mit landwirtschaftlichen Gespannen bewältigt wird. Muss das Getreide aus einer weiteren Distanz transportiert werden, übernehmen meist Transportdienstleister die Anlieferung. Rund 17.000 Fahrzeuge mit durchschnittlich 20 bis 25 Tonnen Ladung passieren jährlich die Tore der Baywa-Anlage in Regensburg.

Nach der Anmeldung werden die Fahrzeuge gewogen, dann werden automatisch Muster zur Qualitätsbestimmung gezogen. Der Fahrer muss dabei unentwegt ein Fußpedal drücken – so wird sichergestellt, dass er sich nicht im Bereich der Ladung aufhält und beim Probeziehen verletzt wird.

Sortenreine Ware liefern

Die Muster werden im Labor auf Feuchtigkeit, Hektolitergewicht, Proteingehalt, Sediwert und Kleber-Wert untersucht. Weizen ist nicht gleich Weizen und die Baywa hat den Anspruch, ihren Abnehmern sortenreine Ware mit den entsprechenden Parametern zu liefern.

Gleichzeitig muss der Fahrer eine ausführliche Transporterklärung ausfüllen und darin unter anderem bis zur drittletzten Fuhre Auskunft geben. "Mit Vermischung haben wir aber kein Problem", sagt Auburger. Und wenn die Qualität nicht stimmt, kann der Dienst habende Baywa-Silomeister die Ware entsprechend separieren - insgesamt 112 verschiedene Silozellen stehen dafür zur Verfügung. Der Silomeister bestimmt dann auch, welche Lkw-Gosse der Fahrer zur Entladung anfahren darf.  In wenigen Minuten ist das Fahrzeug entladen und noch viel schneller wird das Getreide weiterbefördert.  Entweder in diverse Aufbereitungsanlage, wo etwa Mais getrocknet werden kann, oder direkt in die meterhohen Silos. Dort lagert es nur kurz, bevor es für den Transport zum Kunden auf Schiff oder Lkw verladen wird.

Die Disposition der Agrar-Frachtaufträge übernimmt eine regionale Logistikabteilung, die für Ober- und Niederbayern sowie die Oberpfalz tätig ist. In der Konzernzentrale in München gibt es zudem einen zentralen Logistikbereich, der allen Geschäftsfeldern – Energie, Agrar und Bau – zuarbeitet. Zu den Aufgaben der Mitarbeiter gehören die Logistikstrategie, die Spartenübergreifende Koordination, das Bearbeiten von Logistikprojekten und Ausschreibungen etwa für Paketdienste, gemeinsame Lager oder E-Commerce-Lösungen sowie strategische Logistikprojekte für alle Sparten.

Lkw wird im regionalen Bereich die erste Wahl sein

Im Agrarbereich, sagt Spartengeschäftsführer Josef Auburger, wird auch weiter der Lkw im regionalen Bereich das Transportmittel erster Wahl sein. Und auf längeren Strecken werde auch weiter das Binnenschiff in der Kosten- und Leistungsbilanz den ersten Platz machen – auch wenn die Streiks der Schleusenwärter im Sommer die Prozesse kurzfristig durcheinander brachten. Auburger wünscht sich jedoch, dass auch die Bahn in der Agrarlogistik wieder mehr an Bedeutung gewinnt. Sein Ziel ist ein Bahnknotenpunkt, der auch der Oberpfalz den richtigen Anschluss verschafft.

Das Unternehmen

Baywa ist ein börsennotierter Handels- und Dienstleistungskonzern, den größten Anteil am Konzern halten zwei Raiffeisengesellschaften. 2012 setzte die Baywa mehr als 10,5 Milliarden Euro um. Umsatzstärkstes Geschäftsfeld ist mit 48 Prozent der Bereich Agrar (Agrarhandel, Obst, Technik), gefolgt von den Geschäftsbereichen Energie (Energie, regenerative Energien) sowie Bau (Baustoffe, Bau- und Gartenmärkte). Das Unternehmen mit Sitz in München beschäftigt weltweit knapp 16.600 Mitarbeiter und hat 3.000 Standorte. Gegründet wurde die Baywa als Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften vor 90 Jahren. Die Flotte der Baywa umfasst neben den genannten im Agrarbereich rund 130 eigene Kranfahrzeuge (Baustoffsparte), 250 Tank- und Pelletfahrzeuge (Energie), zehn Kühlfahrzeuge (Obst) sowie Servicefahrzeuge im Bereich Technik.

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