Die Bundesregierung stellt die Weichen für 740 Meter lange Güterzüge. Nachdem das Bundesverkehrsministerium das betreffende Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan vom potenziellen in den vordringlichen Bedarf herauf gesetzt hat, rückt das von Verbänden und Bahnunternehmen geforderte Netz für längere Güterzüge näher.
Die Allianz pro Schiene begrüßt die Entscheidung des Bundes und fordert in einer Mitteilung nun einen klaren Zeitplan für die Umsetzung. Geschäftsführer Dirk Flege hält die zur Ertüchtigung des Netzes für längere Züge nötigen Maßnahmen nicht für allzu aufwendig. "Es handelt sich oft nur um das Versetzen von Signalen und das Verlängern von Überholgleisen", erläutert er. Entsprechend hoch sei der Kosten-Nutzen-Faktor eines solchen Eingriffs, der bei 4,8 läge. Die Kosten beliefen sich auf 405 Millionen Euro.
In Deutschland ist nur jeder zehnte Zug 740 Meter lang
Flege verweist auf Dänemark und Frankreich, wo bereits Züge mit 835 Meter Länge verkehren beziehungsweise der Einsatz von 1.000 Meter langen Zügen geplant sei. Die EU-Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 alle Bahnstrecken des europäischen Kernnetzes für 740 Meter lange Züge fit zu machen. In Deutschland ist aktuell nur etwa jeder zehnte Zug mit dieser Länge unterwegs.
Die Chefs der großen Eisenbahnverkehrsunternehmen begrüßen die Entscheidung des Bundes und sehen in ihr einen Schritt zu einer höheren Effizienz im Schienengüterverkehr. "Mit einer Standardlänge von 740 Metern erhöhen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber dem Lkw in puncto Preis und Qualität", sagt der Vorstandschef von DB Cargo, Roland Bosch. SBB Cargo International-Vorstand Michail Stahlhut spricht von einem großen Effizienzschub. "Wir sind jedoch noch nicht am Optimum angekommen", warnt er und spielt auf die Anfälligkeit des Schienennetzes mit Hinweis auf die Baustellenhavarie in Rastatt an.
Acht bis zwölf Container mehr im Kombinierten Verkehr
Von längeren Zügen würde auch der Kombinierte Verkehr profitieren. Acht bis zwölf Container mehr je Zug seien bei den Hinterlandverkehren möglich, erläutert Harald Kreft, Leiter der Hamburger Hafenbahn. Entsprechend erleichtert zeigt sich auch der Chef der Bahngesellschaft Lokomotion, Armin Riedl. Allerdings könne die Diskussion um 740 Meter lange Züge nur der Einstieg sein, sagt er. Er strebt eine Erhöhung der Längen auf 900 Meter oder mehr an.
Vor Jahren hatte bereits der frühere Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in einem Masterplan Güterverkehr und Logistik einen Feldversuch zum Einsatz von 1.000 Meter langen Güterzügen gefordert.