66.IAA Nutzfahrzeuge Zwei Welten wachsen zusammen

IAA Eröffnung Foto: vda

“Diese Messe ist anders”, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), bei der Eröffnungsfeier der 66. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover am Donnerstagvormittag.

Und damit meint er nicht nur die erneut gestiegene Anzahl von mehr als 2.000 Ausstellern aus 50 Ländern oder die unzähligen Europa- und Weltpremieren, mit denen die Hersteller auf der Branchenschau in Hannover aufwarten. 

Klassische Nutzfahrzeugwelt und digitale Welt wachsen zusammen

"Die Nutzfahrzeugindustrie ist im Umbruch", sagte Wissmann. Viele Fahrzeughersteller, Zulieferer und Trailerproduzenten verstünden sich heute auch als Mobilitätsdienstleister und würden dementsprechend neue Konzepte entwickeln. Laut Wissmann zeige die aktuelle Messe, wie die klassische Nutzfahrzeugwelt und die digitale Welt zusammenwachsen. Dabei sei es für die VDA-Mitglieder aus dem Nutzfahrzeugbereich mit ihren rund 180.000 Beschäftigten die große unternehmerische Herausforderung, beide Kulturen miteinander zu verknüpfen.
 
In seiner Eröffnungsrede mahnte Wissmann angesichts der aktuellen Diskussionen auch an, dass ohne den modernen Diesel eine Zukunft der Nutzfahrzeuge aber nicht möglich sei. "Aus begangenen Fehlern darf keine Diskriminierung des modernen Diesels entstehen", sagte Wissmann und erntete dafür Applaus. Wissmann legte in seiner Rede den Fokus auf die zahlreichen Innovationen der Nutzfahrzeugbranche - etwa zum Thema automatisiertes Fahren, für den Verteilerverkehr, zum Thema Platooning oder der Vernetzung im Verkehr.

Vorantreiben des 5G-Standards in Europa

Was die Branche bewegt und welche Forderungen sie aufstellt, zeigte eine anschließende Podiumsdiskussion. Laut Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, bedingen die digital gesteuerten Fahrzeugen der nahen Zukunft auch eine entsprechende digitale Infrastruktur. Dazu brauche es eine abgestimmte europäische Frequenzpolitik und ein gemeinsames Vorantreiben des 5G-Standards in Europa. Zudem müssten auch auf europäischer Ebene Themen wie Sicherheit in der Cloud oder im Hinblick auf die Datennutzung die Fragen rund um Zugriff und Eigentum geklärt werden.

Lang-Lkw ist ein wichtiges Element

Dass Politik aber auch einiges ermöglicht, hob Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hervor. Während in anderen Bundesländern gezweifelt wurde, habe Niedersachsen als Kernland der Logistik In Deutschland von Anfang an am Feldversuch für den Lang-Lkw teilgenommen, "und der hat sich als außerordentlich erfolgreich erwiesen." Der Versuch habe gezeigt, dass der Lang-Lkw - vernünftig eingesetzt - zwar nicht das Patentrezept für den Güterverkehr, so doch aber ein wichtiges Element sei. Wenn dann in Zukunft beide Fahrzeuge noch über einen elektrischen Antrieb verfügen, so Weil, "dann wird das ein Modul für den Güterverkehr der Zukunft."

Auch die Fahrzeughersteller sehen Handlungsbedarf bei der Politik. VW-Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler verlangte etwa gesetzliche Regelungen, um das Platooning zu ermöglichen: eine Reduzierung des Mindestabstands von Lkw auf der Autobahn von 50 auf zehn Meter. Auch sollte laut Renschler geklärt werden, welche anderen Aufgaben beim automatisierten Fahren der Fahrer übernehmen kann. Wolfgang Bernhard, Vorstand Trucks and Buses von Daimler, betonte, dass auch die Hersteller noch Hausaufgaben zu erledigen hätten - dass beim Platooning bislang die Fahrzeug der verschiedenen Hersteller nicht eine gemeinsame Sprache spreche, sieht er als vordringlich hierbei an.

Dr. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post DHL Group, sieht die Digitalisierung als Riesenchance für die Serviceindustrie, die Effizienz zu steigern. das Unternehmen, das mit E-Streetscoouter ein Fahrzeug für die eigenen Bedürfnisse entwickelt hat, will in Zukunft im Nahverkehr mehrheitlich auf E-Fahrzeuge setzen - im Fernverkehr aber weiter beim Diesel bleiben. Seine Forderung an die Politik: "Mehr erlauben, statt immer nur zu regulieren." So sieht er die fehlende Kabotagefreiheit in Europa als "Verschwendung", weil zu viele Fahrzeuge auf ihrem Rückweg keine Ladung aufnehmen könnten und dadurch unnötige Leerfahrten entstünden.

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