Herbert Götz, Präsident des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und
Logistik (BWVL) sieht in der Liberaliserung der deutschen Verkehrsmarktordnung einen der zentralen Wendepunkte der vergangenen 20 Jahre im Straßengüterverkehrssektor.
Verantwortliche in Verbänden und Unternehmen des Transport- und Logistikbereiches stehen täglich vor Herausforderungen, da der Sektor sprichwörtlich ständig in Bewegung ist. Blickt man aber auf die letzten 20 Jahre zurück, ist einer der zentralen Wendepunkte im Straßengüterverkehrssektor die auf europäischen Druck hin erfolgte Liberalisierung der deutschen Verkehrsmarktordnung mit der Freigabe der Tarife zum 1. Januar 1994 und dem Wegfall der Kontingentierung und Konzessionierung im Fernverkehr zum 1. Juli 1998.
Der damit verbundene verstärkte Wettbewerb, die Abschreibung von Konzessionswerten und der Kostendruck, aber auch die sich neu ergebenden Chancen verlangten ein generelles und strategisches Umdenken nicht nur bei den Unternehmen des Straßengüterverkehrs. So erhielten Werkverkehr betreibende Unternehmen zum Beispiel die Gelegenheit, über den gewerblichen Güterverkehr ihre Auslastung durch Rückladungen für Dritte zu verbessern und in der Konzernverkehrsproblematik einer Lösung näherzukommen. Es galt, Bewährtes zu erhalten und gleichzeitig neue Chancen zu nutzen. Auch die härtesten Kritiker der damaligen Liberalisierungspolitik würden heute das Rad wohl nicht mehr zurückdrehen wollen!
Meilenstein Lkw-Maut
Einen weiteren Meilenstein in diesem Zeitraum stellt die Einführung der Lkw-Maut dar, erst über die Euro-Vignette, dann als fahrleistungsabhängige Variante. Hier entstanden quasi über Nacht neue Belastungen, die in der Kalkulation berücksichtigt und im Markt weitergegeben werden mussten. Aufgrund der Schadstoffkomponente der Maut beeinflusst diese auch aktuell die strategische Ausrichtung und Wettbewerbsposition der Unternehmen. Ich erinnere an die aktuelle Diskussion zur Euro-6-Einführung.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch ein Prozess, der sich nicht an einem fixen Datum festmachen lässt, der aber die Branche in den letzten 20 Jahren geprägt und nach vorn gebracht hat: die stetig steigende Bedeutung von Logistik und Transport als Dienstleistungssektor für die deutsche Wirtschaft und als Mobilitäts- und Standortfaktor Nummer eins für Deutschland: Logistik made in Germany!
Herausforderung: Schwankender Dieselpreis
Als weitere Herausforderungen, die sich wie ein roter Faden durch die letzten Jahre ziehen, sind ferner zu nennen: die höhere Volatilität der Märkte, die immensen Schwankungen und Steigerungen des Dieselpreises, die Einführung des digitalen Tachografen und damit verbundenen Fragen des Personalmanagements, aber auch die nötigen Anstrengungen zu mehr Nachhaltigkeit und grüner Logistik.
Die Taktung, mit der heute und in Zukunft bei steigender Transparenz, höheren Qualitätsanforderungen und immer enger werdenden verkehrs- und finanzpolitischen Spielräumen Probleme gelöst werden müssen, wird daher auch weiterhin Verbände wie Unternehmen fordern und in Bewegung halten.
trans aktuell war in den vergangenen zwei Dekaden und ist hoffentlich auch zukünftig ein wertvoller und kritischer Begleiter der Praxis.