Vergleichstest VW T5 gegen Ford Transit Custom (2013)

VW T5 gegen Ford Transit Custom Foto: Karl-heinz augustin 12 Bilder

Der Ford Transit Custom soll dem Transporter T5 von VW die Marktführerschaft streitig machen. Grund genug, die beiden Lieferwagen in den direkten Wettstreit zu schicken.

Die Verantwortlichen bei Ford haben mit dem neuen Transporter viel vor. Der Transit Custom soll zu den besten Fahrzeugen des Segments um eine Tonne Nutzlast zählen und in vielen Fällen sogar eine Bestmarke setzen. Solche selbstbewussten Ansagen können als eine Kampfansage an den Klassenprimus VW Transporter gewertet werden. Ob Wunsch und Wirklichkeit zusammenpassen, muss der Lieferwagen im Vergleichstest beweisen.

Ford hatte auf Eis und Schnee die Nase vorn

Beide Fahrzeuge sind sich im Winter bereits beim Arctic Van Test in Finnland (lastauto omnibus, Ausgabe 4/2013) begegnet. Auf Schnee und Eis hatte der Ford die Nase vorn, weil seine Assistenzsysteme mit der Witterung am besten zurechtkamen. Wie aber sieht es auf trockener Fahrbahn im Frühling aus? So viel sei vorweggenommen: Der Abstand zwischen beiden Produkten ist ebenso gering wie auf Schnee und Eis.

Das zeichnet sich schon beim Blick auf den Preis ab. Der VW T5 hat den Ruf, nicht günstig zu sein. Der Grundpreis des Testwagens mit verbrauchsoptimierender Blue-Motion-Technik, kurzem Radstand und drei Tonnen zulässigem Gesamtgewicht liegt bei 28.435 Euro. Etwas günstiger kommt der Käufer bei Ford weg. 835  Euro weniger kostet der Transit Custom mit vergleichbarem Radstand, ähnlicher Ausstattung, aber 100  Kilo mehr zulässigem Gesamtgewicht.

Ford: Leichter Mehrverbrauch aber auch mehr Zuladung

Beim Verbrauch fällt das Urteil nur teilweise zugunsten des Ford aus. Denn zum einen braucht der 2,2-Liter-Turbodiesel mit 92 kW (125 PS) 0,3 Liter mehr Sprit als der Konkurrent. Dafür trägt er aber auch 90 Kilo mehr Last. Der VW Transporter kommt mit seinem 2,0-Liter-Turbodiesel inklusive Blue-Motion-Technik auf 8,1 Liter auf der Testrunde. Dass er bei einer Nutzlast von 900 Kilo 80 Kilo weniger Ladung mitnehmen kann als der Ford, liegt schlicht an den drei Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, die VW fürs Testfahrzeug gewählt hat, während Ford den Transit Custom mit 3.100 Kilo zugelassen hat. Von beiden Herstellern gibt es noch mal 200 Kilogramm mehr gegen Aufpreis. Ford nimmt für diese Option 600 Euro, VW 735 Euro.

Beim Ladevolumen liegt der Ford mit 0,44 Kubikmetern hinter dem VW. Das ist der Karosserieform geschuldet. Der Ford ist rund zehn Zentimeter niedriger als der VW und läuft zum Dach hin leicht gewölbt aus. Das kostet einige Kubikzentimeter. In der Grundfläche unterscheiden sich die beiden Transport-Profis dafür kaum. Beide Hersteller haben dafür gesorgt, dass drei Europaletten quer ins Auto passen.

Und wie viel Freude bereitet das Fahren? "Nahezu gleich viel", lautet das Urteil. Von den eingangs beschriebenen geringen Unterschieden auf Eis und Schnee ist auf Asphalt nur wenig zu spüren. Die nötige Sicherheit bei schnellen Kurvenfahrten bieten Ford und VW gleichermaßen.

VW-Antriebsstrang macht Freude

Was beim VW mehr Freude bereitet als beim Ford, ist der Antriebsstrang. Es ist vor allem das Getriebe des Hannoveraners, das gefälliger arbeitet und die Motorkraft harmonischer auf die Räder bringt. Der Transit Custom wirkt indes im ersten Gang träge. Bei etwa 1.800 Touren gibt es ein kurzes intensives Hoch beim Vortrieb, das aber nicht lange anhält. Erst mit dem zweiten Gang verläuft das Drehmoment etwas harmonischer. So macht häufiges Anfahren etwa in der Stadt nur bedingt Spaß.

Überhaupt reist man im VW Transporter eine Spur komfortabler. Was unter anderem an den niedrigeren Geräuschemissionen in der Kabine liegt. Zudem fühlt sich der Fahrer dort um einiges besser aufgehoben als im Transit Custom. Der VW bietet klar strukturierte Armaturen, ein gutes Raumgefühl und zahlreiche nützliche und gut durchdachte Komfortelemente. Dazu gehört auch eine Einrastfunktion für den nach oben öffnenden Staufach-Klappdeckel. Das geht dem Ford ab.

Auch ist die Kabine im Transit kleiner und enger geschnitten. Größere Fahrer haben beim Ein- und Aussteigen ihre liebe Mühe. Hat der Fahrer im Transit Custom Platz genommen, überwältigt ihn die große Zahl an Knöpfen und Reglern. Eine Übersicht muss er sich hier erst verschaffen. Im T5 dagegen bekommt er die sofort durch das intuitive Bedienkonzept.
Ein bisschen Luft nach oben hat der Ford auch beim Bremsweg. Das Fahrzeug braucht mit
41,98 Metern rund einen Meter mehr bis zum Stillstand als der VW.

Assistenzsyteme des Ford sind auf der Höhe der Zeit

Nur wenig Nachholbedarf hat Ford dafür bei den Fahrerassistenzsystemen. Hier ist der Transit Custom auf der Höhe der Zeit und bringt serienmäßig neben den gängigen Systemen auch einen Notbremsassistenten sowie einen Notrufassistenten mit, der beim Auslösen eines Airbags über ein GSM-Modul die Polizei verständigt. Zudem gibt es als Sonderausstattung einen Fahrspurassistenten inklusive Müdigkeitswarner (Ford: 600 Euro, VW: 880 Euro) sowie eine Einparkhilfe (Ford: 450 Euro, VW: 560 Euro) auf Wunsch mit Rückfahrkamera (Ford: 900 Euro, VW 1.075 Euro).

Abstand zum VW schaffen diese Systeme allerdings nicht, denn die Hannoveraner bieten diese ebenfalls an. Das gilt auch für die Anhängerstabilisierung in Verbindung mit einer Anhängevorrichtung, die bei Ford 490 Euro kostet und bei VW 605 Euro in starrer Ausführung und 750 Euro als abnehmbare Variante. Wer eine Anhängevorrichtung einbaut, der sollte auch darauf achten, ob dann ein digitaler Tachograf im Fahrzeug sein muss. Denn der kostet auch ­extra (Ford: 550 Euro, VW: 670 Euro).

Der Abstand zwischen den beiden Transportern fällt im Frühling also knapp zugunsten des VW aus. Die längere Bauzeit zeigt Wirkung. Der T5 wirkt insgesamt reifer als der Ford. Dennoch schlägt sich der Neuling wacker. Das Zeug dazu, den VW vom Thron zu stürzen, hat er aber noch nicht. Ernst nehmen müssen die Hannoveraner den Transit Custom in jedem Fall, denn er begegnet dem VW T5 auf Augenhöhe.

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