Truck Race 2013 Duelle im russischen Smolensk

Truck Race Smolensk 2013 Foto: ETM 13 Bilder

Es war das reinste Kontrastprogramm zum Truck Grand Prix auf dem Nürburgring: Während sich in der fünften Runde der European Truck Racing Championship die Rennlaster auf der Eifelstrecke zuhauf einfanden, blieb das Feld beim Rennen in Smolensk übersichtlich.

Nicht alle Truck Racer wollten sich das antun – die lange Anreise, den bürokratischen Aufwand und die Ungewissheit, ob die Beamten an der Grenze zum größten Land der Erde einen guten oder einen schlechten Tag haben.

Für die Top-Fahrer ist natürlich jedes Rennwochenende ein Pflichttermin, die „Elite“ war folglich komplett versammelt. Aber das Team Frankie fehlte, ebenso wie die Mercedes-Renner von Ellen Lohr und Dominique Orsini oder Steffi Halm. Ebenfalls abwesend: Die beiden Renault-Fahrer Anthony Janiec und Jean-Pierre Blaise. Dafür kam der Portugiese Jose F. Teodosio. Der scheint zwar Jose Bermejo die Rolle der „armen Kirchenmaus“ geerbt zu haben – doch in Smolensk holte er sich seine ersten EM-Punkte.

Albacete holt zwei Mal Superpole

Wie schon in den letzten Runden, gab auch diesmal der rote Spanier den Takt vor. Antonio Albacete sicherte sich an beiden Tagen mit der jeweils schnellsten Superpole-Runde den besten Startplatz. Ein Kunststück, das Doppeleuropameister Jochen Hahn schon länger nicht mehr gelungen ist. Der amtierende Champion muss seit geraumer Zeit in den Rennen hart arbeiten, um den spanischen Dauerkonkurrenten nicht davon ziehen zu lassen. Was ihm auch in Russland gelang – Albacetes Vorsprung wächst, aber eben nur in Zeitlupe. Vor dem Rennen in Smolensk trennten die Konkurrenten in der Gesamtwertung 12 Punkte, nach Smolensk sind es derer 17.

Dabei hätte der Ex-Europameister noch einen Tick deutlicher aufstocken können. Doch im ersten Rennen unterlief ihm kurz nach dem Start ein kleiner Fehler, der aber groß genug war für Norbert Kiss. Der ehrgeizige Ungar nutzte die Unaufmerksamkeit, um an Albacete und dessen direkten Verfolger Hahn vorbei zu ziehen. Da half hinterher alles Drängeln nichts, Kiss schien das große rote Auto im Rückspiegel nicht weiter zu beachten und donnerte seinem ersten Sieg in einem der wertvolleren Championship-Rennen entgegen. Die beiden Dauerkontrahenten aus dem MAN-Lager folgten auf den Plätzen.

Bei Renault war es diesmal wieder Markus Bösiger, der den Wochenendpokal einfahren musste. Der Schweizer gewann das zweite Rennen souverän vor dem Doppel Hahn/Mäkinen. Albacete rettete sich mit einem Kraftakt auf Platz sechs. Einen Renntruck nach dem Ausfall der Servolenkung durch die Schikanen zu steuern, ist gewiss kein leichter Job!

Norbert Kiss und die Schicksalskurve

Am Sonntagmittag avancierte Vortagessieger Norbert Kiss im Rennen drei zum tragischen Held. Vermutlich wird die erste Kurve auf dem Smolenskring demnächst auf den Namen Kiss Corner getauft. Zur Erinnerung: Der Ungar war im vergangenen Jahr am Ende der Start-Zielgeraden aufgrund eines technischen Defekts spektakulär abgeflogen. Diesmal betraf der Defekt den Renault von Adam Lacko. Im Truck des Tschechen brach eine Feder an der Vorderachse, als der die 180-Grad-Kurve anbremsen wollte. Weil sich dabei auch die Achse verdrehte, konnte Lacko seinen Renault nicht mehr lenken - zudem wurde er trotz der Vollbremsung nur unwesentlich langsamer.

Sekundenbruchteile später krachte der schwarze Renntruck in den MAN von Kiss. Pech für den Ungarn, aber vermutlich großes Glück für Lacko. Am Ende der Geraden gibt es in Smolensk praktisch keinen Auslauf. Ohne die Havarie wäre der Renault frontal in die Betonmauer gedonnert. Kiss hatte bei seinem Unfall im Vorjahr an gleicher Stelle ebenfalls großes Glück, weil sein Race Truck lateral in die Begrenzung geknallt war. Allerdings waren nach dem Unfall beide Fahrzeuge so schwer beschädigt, dass sie wohl nicht mehr repariert werden können. „Vielleicht brauchen wir keinen ganzen neuen Truck, zumindest aber einen halben,“ meinte Oxxos Teammanager Akos Jobaggy am Sonntagabend.

Frust peitscht Albacete zum Sieg

Nach einer längeren Unterbrechung folgte dann der Neustart des Rennens  - dem allerdings die Würze fehlte, weil wegen einer Ölspuren die gelben Flaggen geschwenkt wurden. Der Frust über den verpatzten Vortag spornte Albacete dennoch zu einer makellosen Leistung an. Er siegte diesmal vor Vrsecky und Hahn. Im abschließenden Wertungslauf hatten die beiden Titelaspiranten mit der Besetzung des Podiums nichts zu tun: Mika Mäkinen und Benedek Major zogen beim Start auf und davon, blieben jeweils fehlerfrei und freuten sich über ihren Coup. Der Nordmann gewann mit einigen Sekunden Abstand auf den Osteuropäer, der wiederum mit deutlichem Vorsprung vor Markus Oestreich ins Ziel kam.

Für den 17-jährigen Major, der beständig in den Punkterängen zu finden ist, war es nach seinem Sieg in Nogaro bereits der zweite große Erfolg in seiner jungen Karriere als Truck Racer. „Oese“ musste vierzehn Runden lang schwer schuften, um die Verfolger –vor allem Jochen Hahn –unter Kontrolle zu halten. Am Ende holte er sich dann dennoch den dritten Platz – auch wenn Oestreich das ganze Wochenende über Probleme mit dem Set-up klagte. Aber nach dem Marathonprogramm im Juli hat das Bernau-Team jetzt einige Wochen Zeit, um den MAN(n) für den Termin in Most gründlich vorzubereiten.

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