Truck-Job mit Risiken Sven Brengel ist Reifenspezialist

Vergölst PS-Mobil im Einsatz Foto: Knut Zimmer 10 Bilder

Sven Brengel ist Fahrer und Reifenspezialist beim Flottendienstleister Vergölst. Die Kunden sind dankbar für seinen Einsatz – vielleicht auch, weil sein Job einige Risiken mit sich bringt.

Wenn Sven Brengel morgens um acht Uhr die Vergölst-Zentrale in Mannheim betritt, liegt schon ein stattliches Auftragspäckchen in seinem Postfach. Heute darunter: Lkw mit Reifenpanne unterwegs, aber auch Flottenchecks bei ortsansässigen Unternehmen. "Na, dann wird’s heute wenigstens nicht langweilig", kommentiert Sven ironisch den Stapel Auftragsbögen – wohl wissend, dass jederzeit noch der Notruf eines Lkw-Fahrers mit geplatztem Reifen eingehen kann. Sven ist Servicemobil-Fahrer beim Reifendienstleister Vergölst, einer Tochterfirma von Continental. Sein Einsatzgebiet: Ein Radius von 80 Kilometern um das Autobahnkreuz Mannheim. Hier laufen nicht nur die A 6, A 656 sowie die E 50 zusammen, die Region ist neben Stuttgart und Karlsruhe auch das drittgrößte Ballungszentrum Baden-Württembergs.

Flottenchecks sind Routine

Hier spricht man "mannemerisch" und Sven ist ein waschechter "Monnemer". Als der 32-Jährige mit seinem Vergölst-PS-Mobil vom Hof der Niederlassung rauscht, wartet schon sein erster Einsatz: ein MAN TGL des Vermieters Europcar mit plattem Reserverad. Auf der etwa 20-minütigen Fahrt dorthin berichtet er, dass zu Hause zwei Kinder und seine Frau auf ihn warten. Der Familienmensch bekommt dort volle Rückendeckung, auch wenn sein Job nicht ganz ungefährlich ist. Flottenchecks wie an diesem Tag seien Routine. Einsätze auf der Autobahn können dagegen schon mal brenzlig werden – was hauptsächlich an den Pkw-Fahrern liege, die eine Reparatursituation falsch einschätzen. "Ein Kollege von mir konnte sich einmal nur mit einem Sprung über die Leitplanke retten", berichtet Sven und sein Blick wird ernst.

Einen Wimpernschlag später sei ein Mittelklassewagen ungebremst ins Fahrzeugheck seines Kollegen gekracht. Das könne in diesem Job immer passieren – trotz Warndreieck und starker Arbeitsscheinwerfer, die an seinem PS-Mobil angebracht sind. Heute tritt Sven bei Autobahneinsätzen erst in Aktion, wenn er zuvor die Straßenmeisterei zur Absicherung gerufen hat. Trotzdem macht Sven seinen Job gern. Nach fünf Jahren in der Werkstatt wollte er eine Veränderung. Den Lkw-Führerschein hat ihm Vergölst zur Hälfte bezahlt. Er selbst bekomme ein ordentliches Monatsgehalt. Für Nachtschichten und Bereitschaftsdienst gebe es respektable Zulagen. Damit könne man gut eine Familie ernähren, so Sven.

Vergölst PS-Mobil im Einsatz Foto: Knut Zimmer
Der Kunde ist dankbar für Svens Einsatz. Da Sven direkter Ansprechpartner ist, kennt er die Fuhrparkleiter meist schon persönlich.

Sven genießt volle Rückendeckung vom Chef

Sein Chef sorge zudem dafür, dass er im Sommerurlaub mit Frau und Kindern drei Wochen am Stück zum Campen gehen kann. "Und außerdem sind die meisten meiner Lkw-Kunden auch wirklich nette Leute", berichtet Sven. "Die sind vor allem dankbar, dass ihnen geholfen wird." Nach Ankunft beim Autovermieter Europcar läuft Svens Zeit. Denn in eineinhalb Stunden steht schon der nächste Flottencheck auf dem Tourenplan. Vor Ort stellt Sven fest, dass das Fahrzeug verschlossen ist und sein Ansprechpartner keinen Schlüssel hat. Dass die Gewindestange, mit der das Ersatzrad nach unten gelassen werden kann, im Fahrerhaus liegt, gehört für Sven zum Alltag. Kurzerhand zückt Sven den Schlagschrauber, der seine Luft über einen Unterflurkompressor bezieht. Ein kurzes Rattern und die Radmuttern sind offen. Danach Sprühöl und Zange gezückt und schon schraubt Sven das Ersatzrad Millimeter für Millimeter nach unten.

Einmal abgelassen, hat der gelernte Kfz-Mechatroniker die eingefahrene Schraube schnell gefunden. Nach dem Abziehen des Reifens von der Felge wird der Zustand des Reifens geprüft. Weist er Walkspuren, Beulen oder Reifenmehl im Innerliner auf, legt er keine Hand mehr an den Reifen, sondern ersetzt ihn aus Sicherheitsgründen. Die Entscheidung darüber obliegt ihm, ganz gleich, was der Kunde sagt. "Hier habe ich volle Rückendeckung vom Chef", berichtet Sven. Nach 25 Minuten ist der Reifen geflickt, das Ventil ersetzt, der Vorgang via Tablet dokumentiert und das Reserverad wieder fixiert. Ein Blick auf die Uhr: Für den ganzen Einsatz hat Sven eine Stunde gebraucht. Schnell noch eine Unterschrift geholt und los geht’s zum nächsten Kunden. Beim nächsten Stopp, etwa 15 Minuten später, zeigt sich, wie im Alltag mit Reifen umgegangen wird. Der Kunde: Eine Großwäscherei, die einen Reifenwechsel wünscht. Ein Blick auf die Pneus zeigt, dass es höchste Zeit für den Wechsel wird.

Es ist gefährlich, an den Reifen zu sparen

Rissige Seitenwände und eine gänzlich runterradierte Lauffläche belegen, dass Unternehmen im Lkw-Reifen immer noch ein simples Betriebsmittel sehen, bei dem sich sparen lässt. "Und das, obwohl der Reifen das Einzige ist, was den Lkw auf der Straße hält", kommentiert Sven, wissend um die Gefahren, denen sich Fahrer damit aussetzen. Nach zwei gewechselten Reifen geht es um zwölf Uhr zurück ins Hauptquartier. Die Mittagspause nutzt Sven, um etwas Papierkram zu erledigen. Dann gilt es, das PS-Mobil mit neuen Reifen zu beladen. Die Autobahnmeisterei ist ebenfalls Vergölst-Kunde und hier wartet ein stattlicher Fuhrpark auf frischen Gummi sowie Luft- und Profiltiefenmessungen.

Ein Job, der Sven den Rest des Nachmittags beschäftigen wird. Sein ständiger Begleiter, das Diensthandy, mit dem er im Falle eines Einsatzes auf der Autobahn immer erreichbar sein muss. Hier gilt: Panne geht vor Mobilservice. Doch das bleibt diesen Nachmittag still und Sven kann um 17 Uhr den Feierabend antreten. Seine Pläne fürs anstehende Wochenende beschreibt er als ruhig. Sehr ruhig. Immerhin habe er von Samstag bis Montag Bereitschaft. Und auch dann weiß Sven, wird es sich ganz bestimmt nicht langweilen.

Vergölst PS-Mobil im Einsatz Foto: Knut Zimmer
Sven Bregel, PS-Mobil-Fahrer bei Vergölst: "Die Leute sind vor allem dankbar, dass ihnen geholfen wird."

Job-Check

Arbeitgeber: Vergölst GmbH
Einstiegsqualifikation: Kfz-Mechatroniker, mindestens Lkw-Führerscheinklasse C1
Aufstiegsmöglichkeiten: je nach Zugehörigkeit und Zusatz­qualifikation
Fuhrpark: 150 PS-Mobile deutschlandweit
Arbeitsbedingungen: geregelte Arbeitszeiten mit Wochenend- und Nachtbereitschaft
Bezahlung: Je nach Dauer der Unternehmenszugehörigkeit und der Qualifikation. Im Vergleich zum Transportgewerbe überdurchschnittliche Bezahlung möglich
Positiv: abwechslungsreiche Tätigkeit, modernes Fahrzeug, Wertschätzung durch die Kunden, Umgang mit modernen Kommunikationsmedien, tarifgebundene Vergütung, faire Urlaubsrege­lungen, betriebliche Altersvorsorge
Negativ: Bereitschaftsdienst an Wochenenden und in der Nacht durch 24-Stunden-Service, zum Teil gefährliche Einsatzgebiete – etwa auf der Autobahn.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 03 2018 Titel
FERNFAHRER 03 / 2018
3. Februar 2018
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