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Stückgut-Kooperationen Bewegung trotz Fahrermangels

Foto: CargoLine 8 Bilder

Die Kooperationen stellen sich auf Wachstum ein. Um sich nicht vom Fachkräftemangel ausbremsen zu lassen, bauen sie ihr Engagement im Bereich Qualifizierung aus.

Die Lagermitarbeiter der Republik hatten voriges Jahr keinen Leerlauf. Erneut haben die Stückgutkooperationen die Zahl der verladenen Pakete und Paletten leicht gesteigert beziehungsweise zumindest das Vorjahresniveau gehalten. Für das laufende Jahr sind sie ebenfalls guter Dinge: Die Prognosen reichen von einem vorsichtigen Anstieg um ein Prozent, wie ihn die Kooperation Online erwartet, bis hin zu einem satten Zuwachs von sieben Prozent, auf den sich das Netzwerk ILN einstellt (siehe Übersicht).

Am schwierigsten ist es, qualifizierte Fahrer zu finden

Dabei haben die Unternehmen nicht vor, sich von dem viel beschworenen Fachkräftemangel ausbremsen zu lassen. Die Netzwerke nehmen ihn jedoch schon wahr und sehen ihn teilweise auch als Gefahr für ihre weitere Entwicklung an, sollte er sich verschärfen. Schon heute  tun sie sich teilweise schwer, die entsprechenden Spezialisten zu finden. Das gilt für fast alle Bereiche in der Spedition. Mit Abstand am schwierigsten ist es aber weiterhin, qualifizierte Fahrer zu gewinnen.
Als Reaktion auf den personellen Engpass bauen die Kooperationen ihr Engagement bei der Aus- und Weiterbildung kräftig aus, wie eine Umfrage von trans aktuell belegt. Einige Netzwerke haben in den vergangenen Jahren eigene Akademien aufgebaut, die sie nun weiter stärken.

Angebote für gewerbliche Mitarbeiter stehen im Vordergrund

Bei 24 plus stehen dieses Jahr Angebote für gewerbliche Mitarbeiter im Vordergrund. "Hier haben wir unser Kursangebot deutlich erweitert", sagt Geschäftsführer Peter Baumann und nennt als Beispiel eine dreiteilige, jeweils zweitägige Seminarreihe für Lager- und Produktionsleiter. Baumann legt Wert darauf, dass die Angebote so gut wie möglich auf die Partner zugeschnitten sind. Umgesetzt werden diese Schulungen über die 2012 gegründete 24 plus Academy.

Arbeitgebermarke pflegen

Mitunter muss die Kooperation aus dem hessischen Hauneck dabei noch Überzeugungsarbeit leisten. "Wir versuchen, bei den Partnern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sie nicht nur den Kundenmarkt bearbeiten, sondern auch den Arbeitsmarkt als Markt verstehen und ihre Arbeitgebermarke pflegen", sagt Baumann. Wer nicht reagiert, darf sich demnach nicht wundern, wenn er keine Leute mehr findet. So versucht Baumann erst gar nicht, die Situation schönzureden: "In manchen Regionen ist die Lage am Fahrermarkt schon erschreckend", erklärt er. "Die in der Hochphase der Krise abgebauten Kapazitäten sind weg und können nicht mehr reaktiviert werden." Daher appelliert er an die Betriebe, alle Anstrengungen zu unternehmen, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

Aktivitäten im Bereich der sozialen Netzwerke

Auch die Partner von Cargo­line leiden unter dem Fahrermangel. "Zunehmend spüren wir aber auch einen Mangel bei Nachwuchskräften mit guten Schulabschlüssen", heißt es. Um gegenzusteuern, schwärmen die Verantwortlichen der Partner in Schulen und auf Berufsbildungsmessen aus, um jungen Leuten die Tätigkeiten in Spedition und Logistik schmackhaft zu machen. Dazu kämen Vorträge in Hochschulen und zunehmende Aktivitäten im Bereich der sozialen Netzwerke. Wie 24 plus setzt auch die Kooperation aus Frankfurt (Main) auf die eigene Akademie. "Partnerübergreifend bietet Cargoline derzeit bis zu 85 Pflichtfortbildungen und Schulungen zur freiwilligen Teilnahme an", erklärt das Unternehmen.

Cargoline setzt auf E-Learning-Angebote

Dabei setzt Cargoline sowohl auf klassische Schulungen im Cargoline-Schulungscenter als auch auf E-Learning-Angebote. Letztere können die Mitarbeiter bequem am Arbeitsplatz absolvieren. Aktuell 23 Kurse zur Weiterbildung stehen auf der IT-Plattform zur Verfügung. "Alles in allem wird das Weiterbildungsprogramm im Durchschnitt 7,7 Stunden pro Jahr je gewerblichem und 14,25 Stunden je kaufmännischem Mitarbeiter genutzt", heißt es aus der Cargoline-Zentrale.

VTL Akademie hat Netzwerk-eigene Programme

Die eigene Akademie ist auch bei VTL einer der wesentlichen Pfeiler in Sachen Weiterbildung. "Mit dem Netzwerk-eigenen Programm der VTL Akademie werden Mitarbeiter gebunden und weiterqualifiziert", erklärt die Kooperation aus Fulda. Mit diesem Angebot schlagen die Netzwerk-Partner gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn wer derartige Schulungsmaßnahmen anbiete, werde auch als Arbeitgeber attraktiver, heißt es.

Internationaler Azubi-Austausch

Eine Besonderheit bei VTL sei darüber hinaus der nationale und internationale Azubi-Tausch. Damit könne man sich vom Wettbewerb abheben. Als einen weiteren Schritt prüft VTL die Einrichtung eines Karriereportals für das gesamte Netzwerk. Auch Geschäftsführer Andreas Jäschke und seine Mitarbeiter können die Hände nicht in den Schoß legen. "Denn die Auswahl an Auszubildenden im kaufmännischen Bereich wird jährlich geringer. Die VTL-Partner leiden zudem unter dem zunehmenden Fahrermangel", heißt es.

Beide Bereiche nennen auch IDS aus dem bayerischen Kleinostheim und das Netzwerk System Alliance aus Niederaula als problematisch. Die Einschätzung ist ähnlich: Bei der Ausbildung deutet sich der Mangel aufgrund rückläufiger Bewerbungen an, akut aber ist der Engpass bereits bei den Berufskraftfahrern. "Hier wird der Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal nicht mehr in allen Regionen abgedeckt", erklären die Verantwortlichen bei System Alliance.

System Alliance richtet Fachkonferenz "Gute Personalarbeit" aus

Um die Partner fit zu machen für eine erfolgreiche Personalgewinnung, richtet System Alliance seit dem Jahr 2012 jährlich eine Fachkonferenz mit dem Titel "Gute Personalarbeit" aus. Dort stellen Referenten aus den angeschlossenen Betrieben die jeweils besten Konzepte vor, um Fachkräfte zu akquirieren, zu binden und fortzubilden. "In diesem Jahr werden dabei die Möglichkeiten, die für Logistikunternehmen mit dualen Studiengängen verbunden sind, ein Schwerpunktthema sein", kündigt die Stückgutkooperation an.

Suche nach geeigneten Fahrern ist schwierig

Auch den, gemessen an der Sendungszahl, etwas kleineren Kooperationen  setzt der Fahrermangel zu. Sowohl ILN als auch Star und Online berichten von Engpässen. "Ohne gegensteuernde Maßnahmen stellt er ein Risiko dar", teilen die Star-Verantwortlichen mit. Noch aber komme man mit den rückläufigen Bewerbungen klar. "Es wird deutlich schwieriger, geeignete Fahrer zu finden. Aber bislang ist es uns immer gelungen", heißt es von Online aus Paderborn.

Hier finden Sie eine Tabelle über Stückgutkooperationen, ihre Sendungsbilanzen, Erwartungen und Ansätze in Richtung Nachhaltigkeit.

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