Maximilian Rabl geht mit dem Start-up Loadfox das Problem der schlechten Auslastung von Lkw an. Auf ein eigenes Unternehmen hat er jahrelang hingearbeitet.
München, Stadtteil Schwabing. Dort stellt Maximilian Rabl (40) trans aktuell sein Start-up Loadfox vor, das seit Oktober 2016 auf dem Markt ist und finanzielle Unterstützung von MAN und BCG Digital Ventures erhält. Letztere ist eine Tochterfirma der internationalen Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). "Die beiden Großunternehmen helfen uns bei der Etablierung am Markt", erklärt Rabl.
Bei einer einmaligen Finanzspritze soll es aber bleiben, der gebürtige Österreicher sucht nun weitere Investoren. Zudem ist Loadfox kein MAN-Produkt, wird aber als Anwendung auf der vom Münchener Hersteller ins Leben gerufenen digitalen Plattform RIO verfügbar sein. Alles, was Rabl im vergangenen Sommer vorfand, war die Idee, ein Prototyp und die erste Finanzierung.
"Ein Produkt entwickeln und eine Unternehmenskultur aufbauen"
Das ist genau die Art von Herausforderung, die Rabl gesucht hat: "Ich will ein Produkt entwickeln und eine Unternehmenskultur aufbauen." Die nötige Erfahrung bringt er mit. In Österreich und Italien studierte er Maschinenbau und Jura mit dem Ziel, in der Autoindustrie zu arbeiten. Das gelang ihm: 2003 landete er als Ingenieur bei Audi in Ingolstadt, arbeitete für den Hersteller auch in Ungarn und den USA und war an der Entwicklung des ersten Audi-Geländewagens Q7 beteiligt. Doch nach drei Jahren interessierte ihn die unternehmerische Rolle mehr und er wechselte für weitere drei Jahre zu BCG. Das Ziel war mittlerweile klar: die Start-up-Szene. Dafür begann er wieder ein Vollzeitstudium, absolvierte das Programm zum Master of Business Administration (MBA) in Frankreich.
Doch die Zeit für ein eigenes Unternehmen war noch nicht reif. Er heuerte daher bei dem Münchener Start-up Limango an, einem Onlineshop für Kindermode. "Thematisch bin ich breit interessiert und während meiner Zeit als Unternehmensberater habe ich gelernt, mich schnell in verschiedene Bereiche einzuarbeiten", erklärt Rabl die Wahl.
In dieser Zeit kam er zum ersten Mal mit Logistik in Berührung, baute die Bereiche Lager und Kundenservice auf, wurde Prokurist. "Ich wollte mich aber weiterentwickeln und neue Erfahrungen sammeln." Eine neue Herausforderung musste her: Beruflich blieb er erst einmal beim Thema Nachwuchs und verantwortete Vertrieb und Einkauf beim Onlineshop Windeln.de. Im Sommer 2016 stieß er schließlich über ein Jobportal für ehemalige BCG-Mitarbeiter auf das Angebot von Loadfox: Gründer gesucht.
Eine Mitfahrzentrale für Fracht
Die Idee hinter Loadfox erklärt sich prominent auf der Website: Mitfahrzentrale für Fracht. "Wir wollen die chronisch schlechte Auslastung von Lkw optimieren", erklärt Rabl. Auch andere Start-ups haben diese Marktlücke erkannt, doch das stört ihn nicht. "Keine Konkurrenz würde bedeuten, dass es im Grunde kein Problem gibt." Loadfox hebe sich von den anderen durch die simple Bedienbarkeit ab: Ein Algorithmus berechnet, welche Route die beste Auslastung hat und mit welcher Fracht der Spediteur am meisten Geld verdient. Der Kunde stellt sein Fahrziel und weitere individuelle Kriterien ein, der gesamte Prozess läuft online ab.
Mittlerweile nutzen das Portal mehr als 250 Speditionen, darunter Koch International aus Osnabrück sowie die Hamburger Speditionen Rathmann und Heinrich Dehn. Das Angebot ist bisher kostenlos, die Kunden zahlen noch nichts. Die Offenheit gegenüber Neuem ist laut Rabl eben größer, wenn es nichts kostet. "Wir sind aber natürlich keine Non-Profit-Organisation", erklärt er schmunzelnd. Noch in diesem Jahr will der Geschäftsführer ein Finanzierungskonzept erstellen, holt dafür auch die Meinung der Kunden ein. "Wir befinden uns immer noch in der Testphase, aber die große Nachfrage bestärkt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
Mit Veränderung und Unsicherheit umgehen können
Das Loadfox-Team besteht momentan aus 14 Mitarbeitern und es kommen ständig neue hinzu. Rabl stellt die Leute selbst ein: "Sie müssen Bock auf das Thema
haben, aber auch mit Veränderung und Unsicherheit umgehen können." Er könne ihnen eben keinen genauen Weg vorzeichnen. "In einer Stadt wie München, in der nahezu Vollbeschäftigung herrscht, ist die Mitarbeitergewinnung gar nicht so leicht."
Mit seinen beiden Co-Gründern Damir Abdic (40) und Sebastian Sorger (38) hat er sich erfahrene Mitstreiter ins Boot geholt, die auch für Größeres gewappnet sind. Momentan agiert das Start-up noch deutschlandweit, doch Rabl hat auch den europäischen Markt im Blick. Nicht umsonst lautet die Adresse der Website: Loadfox.eu. Außerdem kann sich der 40-Jährige vorstellen, das Angebot auch auf andere Verkehrsträger auszuweiten. "In der jetzigen Phase konzentrieren wir uns aber auf Lkw."
Diese Entscheidung, selbst etwas zu gründen und den sicheren Hafen zu verlassen, hat er nie bereut. "Als ich damals Audi verlassen habe, waren viele überrascht", gesteht er. "Aus jeder beruflichen Station konnte ich aber etwas Wichtiges für mein Start-up mitnehmen, ich habe mich dorthin entwickelt." Der rote Faden ergibt sich manchmal eben erst im Rückblick.
Das Unternehmen
- Loadfox kombiniert Teilladungen aus dem Netzwerk der Partnerspeditionen zu profitablen Touren
- Firmensitz ist München, 14 Mitarbeiter
- Die Geschäftsleitung besteht aus Maximilian Rabl, Damir Abdic (Produktentwicklung) und Sebastian Sorger (Vertrieb)
- Kooperation mit RIO, der digitalen Plattform von MAN, die 2017 an den Start gehen soll. Ziel: alle Beteiligten der Lieferkette digital vernetzen