Fahrer sollen ihre regelmäßige Wochenend-Ruhezeit in Deutschland nicht mehr in der Kabine verbringen dürfen. Was als Maßnahme im Kampf gegen Sozialdumping beschlossen wurde, stößt aber nicht bei jeder mittelständischen deutschen Spedition auf Zustimmung. Ein Unternehmer hält die gegenwärtige Politik für realitätsfremd. Hier das Interview mit dem Mittelständler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Das Wichtigste ist, dass wir europaweit Rechtssicherheit bekommen. Sollte die Kabine als Übernachtungsmöglichkeit überall zum Tabu erklärt werden, trifft das aber als erstes die Fahrer. Wo sollen sie übernachten? Es gibt ja schon zu wenig Rastplätze, aber Motels existieren überhaupt nicht. Sollen sie ihren Lkw vor einem Hotel abstellen? Außerdem haben wir damit bei einer Marge von zweieinhalb bis drei Prozent auch ein finanzielles Problem.
Ja. Das Nomadentum muss bekämpft werden. Da gibt es Auswüchse, die die gesamte Branche belasten. Unsere Fahrer werden dagegen nach deutschen Kriterien bezahlt. Zudem haben wir bestens ausgestatteten Fahrzeuge mit einem hohen Führerhaus, Ferderkernmatratzen und einer Standklimaanlage. Diesen Standard müssen die Fahrer auf der Strecke erst einmal finden.
Welche Lösung sehen Sie?Grundsätzlich müsste es rechtens sein, dass die Fahrer drei Wochen draußen bleiben.
Und um kriminelle Praktiken zu verhindern, muss es mehr Kontrollen geben. Es gibt Spediteure, die per Internet die Tachographen manipulieren. Da ist der Lkw tatsächlich monatelang das einzige Zuhause der Fahrer. Außerdem lenkt das vielleicht gut gemeinte Gesetz davon ab, dass die Polen-Sprinter weiterhin nicht reglementiert sind. Eine Lkw-Ladung macht vier Sprinter. Gegen diese Konkurrenz können wir nicht bestehen. Meiner Ansicht nach diskriminiert das Gesetz auch den Mittelstand. Multinationale Speditionen haben ganze Stäbe für die Organisation, über die wir nicht verfügen. Bei uns beeinträchtigt der zusätzliche Aufwand das Tagesgeschäft.