Nicht mehr ganz so markig tönend wie die Vorgänger, aber noch immer unverkennbar mit dem satten Klang eines Scania-V8-Motors, kommt das neueste Modell im Fuhrpark von Heide- Logistik um die Ecke. Fahrer Frank Peters lächelt zufrieden aus dem Fenster, für ihn und seinen Arbeitgeber Mario Bruns hat sich mit diesem charakteristischen Lastzug ein gemeinsamer Traum erfüllt. Mit seinem strengen Adlerblick saugt der S 520 die Langstrecken stilvoll auf.
Hauptmotiv ist der wilde Westen
Wie verträgt sich das strikt geometrische Design der neuen Scania-Generation mit einem kunstvollen Airbrushgemälde? Sehr gut, wie der neue S 520 von Heide-Logistik aus Kirchlinteln demonstriert. Das Hauptmotiv der Gesamtlackierung ist der Wilde Westen, aus dem die heutigen USA erwachsen sind und dem sie gerade wieder nacheifern. Da trifft es sich gut, dass das nordamerikanische Wappentier der Seeadler ist. Auch Scania nutzt einen markanten Greif als Firmensymbol. Das gab der Gestaltung der Zugmaschine schon mal die Richtung vor. Roland Just hat es raffiniert geschafft, das Antlitz des Raubvogels vorne auf das Blech des Frontlenkers zu zaubern.
Aber auch der Übergang zu den seitlichen Bildern, wo sich der Greifvogel mit geöffneten Krallen dem Boden nähert, ist ihm hervorragend gelungen. Dahinter breiten sich Panoramen aus, die wie aus einem Wildwestfilm wirken. Da wird geschossen, gejagt und überfallen; finstere Gesellen blicken aus einer Ansammlung von Holzhäusern. Der Künstler hat keine eigene Werkstatt und arbeitet öfter mit Fahrzeuglackierbetrieben zusammen. In diesem Fall hat Auto Lack Profi aus Visselhövede sowohl die Vorbereitungen zum Farbauftrag übernommen als auch hinterher die Versiegelung mit mehreren Schichten Klarlack erledigt.
Reichlich Leuchtschmuck für besondere Anlässe
Insgesamt haben alleine diese Arbeiten etwa sechs Wochen in Anspruch genommen. Relativ schnell ging dagegen die Verschönerung des Fahrerhausinnenraums bei Leder Andy in Pritzwalk vonstatten. Ein nicht zu unterschätzendes Thema bei der Verwirklichung eines Supertrucks sind die Kosten so eines rollenden Kunstwerks. In diesem Fall haben sich mehrere Beteiligte zusammengetan, um das Projekt zu ermöglichen. Zunächst einmal hat die Spedition dafür tief in die Tasche gegriffen. Aber auch die anderen Beteiligten nutzen diesen Sattelzug als Werbeträger, im Gegenzug tauchen sie an einigen Stellen auf den Lackbildern auf. So wurde die Ausstattung mit feinen Anbauteilen vom Trucktuner Marlen übernommen, und der Scania-Werkstattbetrieb in Bremen leistete die recht aufwendigen Montage- und Elektrikarbeiten.
Sowohl die Zugmaschine als auch der neue Schmitz-Thermotrailer bekamen reichlich zusätzlichen Leuchtschmuck, der sich für Fotos und Festivals anklemmen und für den Alltagsbetrieb abklemmen lässt. Über das Dach zieht sich ein Bügel mit drei LED-Fernlichtflutern. Wer je in einem stockdunklen Industriegebiet eine Adresse gesucht hat, weiß den Wert solcher Zusatzlampen zu schätzen. Unten herum wird die Frontscheibe von einem Edelstahl-Steinschutzgitter umrahmt. Und ganz unten schließt ein Low Bar, ebenfalls aus Edelstahl, das Fahrerhaus vorne und seitlich ab. Beim zweiten Blick fällt auf, dass dieser Lastwagen keinen der meist wie ein Fremdkörper wirkenden Panoramaspiegel rechts oben über der Front trägt. Diese Funktion übernimmt hier eine Kamera, die das Bild auf dem Armaturenträger wiedergibt.
Gediegene Ausstattung des Fahrerplatzes
Mit einigen Kreuzchen in der Zubehörliste ist der Fahrerplatz gediegen ausgestattet – großer Bildschirm, bessere Anzeigen und eine gehobene Musikanlage. Hochmodern ist auch die Unterhaltung während der Freizeit gelöst: Eine sich selbst ausrichtende Satellitenschüssel versorgt den Flachbildfernseher hinten an der Seitenwand auch im Ausland mit heimischen Programmen. Standklimaanlage und Mikrowelle sind ebenfalls an Bord installiert. Wie alle Thermozüge von Heide-Logistik ist auch Frank mit dem Neuen im innerdeutschen Transport sowie auf häufigen Routen nach Belgien und in die Niederlande unterwegs. Der Firmenstandort in Kirchlinteln liegt zwar eher dörflich in der Heide, doch schon in der nächstgrößeren Stadt Verden und erst recht in den umliegenden Großstädten Bremen, Hamburg und Hannover gibt es noch viel produzierende Industrie, die ihre Komplettladungen weiterhin bevorzugt an zuverlässige und motivierte Spediteure aus der Heimat vergibt.
Warum legt man bei insgesamt 25 Lastzügen noch Wert auf individuell gestaltete Supertrucks? "Wir sind eine kleine Firma mit eher familiärer Atmosphäre", sagt Firmenchef Mario Bruns. "Meine Mitarbeiter und ich haben viel Freude an unserem besonderen Fuhrpark. Bis heute bereitet es mir viel Vergnügen, mich hinter das Lenkrad einer guten Maschine zu setzen." Dass Heide-Logistik mit diesem Stil bei Kunden gut ankomme und sogar unaufgefordert Bewerbungen erhalte, seien angenehme Effekte. Und Frank Peters freut sich schon auf die vielen Truckfestivals, die er dieses Jahr besuchen will, das eine oder andere natürlich gemeinsam mit seinem Lkw-begeisterten Chef.
Technische Daten "The Legend"
Truck: Scania S 520
Erstzulassung: Dezember 2017
Leistung: 520 PS
Laufleistung: 140.000 km
Trailer: Schmitz Cargobull
Eigentümer: Heide-Logistik
Fahrer: Frank Peters
artwork: Roland Just
Interieur: AT Polsterung
Edelstahl Zubehör: Marlen
Aufgabengebiet: Nationale und internationale Thermotransporte