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Railcare Fliegender Wechsel

railCare, Coop, Mercedes Foto: © railCare 8 Bilder

In der Schweiz kämpfen die Transport- und Logistikunternehmen täglich mit dem Verkehrschaos. Da sind innovative Ideen gefragt, die Railcare schon verwirklicht hat.

Idyllische Innenstädte mit kleinen verwinkelten Gassen schmücken die Schweiz – eine Attraktion für viele Touristen, ein Albtraum für Lkw-Fahrer und Disponenten. Sie müssen mit vielen Besonderheiten kämpfen, sonst können sie teilweise nicht anliefern. Doch dabei bleibt es nicht. In den vergangenen Jahren hat die Verkehrsdichte immer weiter zugenommen. Terminfrachten sind nur noch sehr schwer einzuhalten, da die Autobahnen und Straßen in der Schweiz einfach überfüllt sind. Da sind innovative Konzepte gefragt.

Eines davon hat Railcare im Angebot. Das Schweizer Logistikunternehmen beliefert täglich hunderte von Einzelhändlern und andere Kunden. Dazu gehört zur Hälfte die COOP, die Muttergesellschaft von Railcare. Damit die Ware pünktlich im Regal liegt, setzt der Spediteur auf den unbegleiteten kombinierten Verkehr in Verbindung mit Wechselbrücken, obwohl die Strecken zumeist nicht mehr als 160 Kilometer betragen. "In der Regel geht man davon aus, dass der kombinierte Verkehr erst ab Strecken von 300 bis 400 Kilometern wirtschaftlich interessant wird", sagt Philipp Wegmüller, Geschäftsführer bei Railcare. Das ist beim Schweizer Unternehmen anders. Mit 65 Kilometern wird die kürzeste Bahnstrecke künftig von Aclens bei Lausanne in die Innenstadt von Genf laufen. Damit kommen die Güter weg von der fast immer überfüllten Autobahn auf diesem Streckenabschnitt. Wegmüller: "Selbst in der Feinverteilung sind wir antizyklisch unterwegs. Unsere Lkw verteilen sich vom zentral gelegenen Bahnhof zu den Kunden, während der Verkehr am Morgen in die Stadt rollt."

Güterzüge, die sich wie Personenzüge verhalten

Diese Kombinationen sind nur mit einigen Auflagen wirtschaftlich interessant. Die eigenen Güterzüge müssen sich beim Bremsen und Beschleunigen genauso verhalten wie Personenzüge. Zudem sind sie nicht länger als 250 bis 300 Meter und fahren bis zu 120 km/h. Damit ließen sich die Züge ins Netz integrieren. "Unser Schienennetz ist sehr gut ausgebaut. Es ist zwar belastet, aber nicht generell überlastet. Wir können so mit unseren Zügen die Reservetrassen nutzen", sagt Wegmüller. Damit sei Railcare schneller als ein vergleichbarer Lkw, der die ganzen Strecken in der Schweiz fährt. Wichtig dabei sei es hingegen, dass der Zug pünktlich fahren muss. Er ist dem Verhalten nach ein Personenzug.

Damit es an den Bahnhöfen schnell gehen kann, setzt das Unternehmen beim Be- und Entladen der Wechselbrücken auf eine Horizontalumladung durch den Lkw. Eine großartige Infrastruktur mit Kränen ist dadurch nicht nötig. Ein schlichter Güterbahnhof oder ein Anschlussgleis mit Straßenzugang genügt völlig. "Wir haben so die Flexibilität, die wir benötigen, um unsere Wechselbrücken auch an kleineren Stationen zu be- und entladen. Der Horizontalumschlag ist nach Meinung Wegmüllers viel schonender für die Wechselbrücken als Vertikal-Kranungen mit Greifarmen. Je nach Umschlagsvolumen und Haltezeit setzt Railcare zwei bis fünf Lkw pro Haltestelle für den Umschlag ein. Diese Lkw können aber auch ergänzend für Transporte im Vor- oder Nachlauf genutzt werden. Auf der Ladefläche befinden sich dann Wechselbrücken mit einer Länge von 7,45 Metern. Mit einer Nischenkühlung passen 18 Paletten in den Behälter, bei einer Frontkühlung sind es noch 16 Palettenstellplätze.

Telematiksystem verschafft Überblick

Seit Beginn des vergangenen Jahres haben die Disponenten durch das Telematiksystem von Cargobull Telematics Unterstützung bekommen. Die Ortungsfunktion verschafft den Mitarbeitern einen viel besseren Überblick über die Wechselbrücken. Sie wissen jetzt immer genau, wo sich welche Brücken befinden und welche noch frei zu disponieren sind. Mit diesen Einheiten kann railCare die etablierten, standardisierten Prozesse überwachen und weiter verbessern. "Wir haben mit der Telematik einen Quantensprung in Sachen Qualitätsmanagement gemacht", betont Wegmüller. Zum Teil arbeiten die Fahrer mit sehr engen Terminfrachten. Sie müssen pünktlich bei den Einzelhändlern ankommen, sonst gibt es wahrscheinlich niemanden, der den Lkw entladen kann. So darf Ultrafrisch-Ware wie Gemüse und Obst nur 15 Minuten vor oder nach dem vereinbarten Termin ankommen. Bei Fleisch und Molkereiprodukten hat das Unternehmen einen Spielraum von plus/minus 30 Minuten und im Tiefkühlbereich liegt die Zeitspanne zwischen minus 60 und plus 30 Minuten. Sollte eine Tour aus dem Ruder laufen, kann Railcare jetzt mit dem Telematiksystem den Kunden rechtzeitig informieren. "Das entspannt die Situation in den meisten Fällen", meint Wegmüller.

Das betrifft auch Verkehre von Hub zu Hub. Beim Kunden COOP sind die Slots an den Rampen der Verteilzentren eng getaktet. Eine pünktliche Be- und Entladung ist wichtig, sonst muss der Lkw teilweise stundenlang warten, bis er wieder an eine 
freie Rampe fahren kann. Weiß der Verlader hingegen rechtzeitig Bescheid, dass ein Lkw zu spät kommt, kann er andere vorverlegen. "Durch die Ortung und unsere frühzeitige Informationspolitik entspannen wir die Situation an den Rampen. Das honoriert der Verlader", meint Wegmüller. Zudem fallen viele Reklamationen weg, weil Railcare mit den Wege-Protokollen beweisen kann, wann die Lieferung da war.

Bald kommt Geo-Fencing

Um die Zustellung noch weiter zu verbessern, plant railCare die Integration einer "Watchbox". Mit dem Geo-Fencing kann der Kunde automatisch 30 Minuten vor Ankunft des Lkw informiert werden, wann er genau ankommt. Die Wartezeiten lassen sich damit weiter verkürzen und die Einzelhändler können entsprechend besser planen. Auch für die Verteilzentren wäre es hilfreich. Im Früchte- und Gemüsebereich kommt es auf die Minute an.

Die Disponenten haben mit dem Telematiksystem eine echte Unterstützung bekommen. Der Betrieb ist dabei grundsätzlich in Straße und Schiene aufgeteilt. Die Lkw-Disponenten verwalten Lkw, Fahrer, Touren und Waren. Sie haben den direkten Kontakt zum Kunden. Die Schiene läuft im Hintergrund und bildet das Verbindungsstück. Sie überwacht die Mengensteuerung. "Wir überwachen permanent den Ladezustand der Züge und entscheiden kurzfristig, ob einem Zug noch ein zusätzlicher Waggon an- oder abgehängt werden muss. Die Telematik macht es möglich, noch präziser zu planen", sagt Wegmüller.

An neun Stationen in den Schweizer Wirtschaftszentren halten die Züge. Dabei sind täglich zwei Loks auf der Ost-West-Strecke, eine auf der Nord-Süd-Verbindung und eine ins Oberwallis unterwegs. Den Vor- und Nachlauf übernehmen die eigenen Lkw oder Partner. Sie verteilen dann die Ware in den idyllischen Innenstädten und fahren durch die verwinkelten Gassen.

railCare- Das Unternehmen

Das Logistikunternehmen hat seinen Sitz im schweizerischen Härkingen. Es besteht seit vier Jahren und hat 145 Mitarbeiter. Zu den 50 Lkw kommen noch fünf Züge. Die ziehenden Einheiten transportieren etwa 320 eigene Wechselbrücken, die zur Hälfte eine Kühlausstattung besitzen. Hinzu kommen in diesem Monat noch 100 weitere. Mit dem Produkt Interregio-Cargo bietet das Unternehmen einen einmaligen Service: den kombinierten Verkehr auf der Kurzstrecke.

Telematik von Cargobull Telematics

railCare setzt für die Kühl-Wechselbehälter Cargobull Telematics ein. Das System überwacht bei dem Logistikunternehmen permanent die Temperatur mit zwei Fühlern im Behälter und einem im Kühlaggregat. Zudem zeichnet es den Batteriezustand, die Fehlerquoten der Kühlaggregate und Setpoints auf. Hinzu kommen die GPS-Daten. Künftig plant das Unternehmen, die Türkontakte mit aufzunehmen. Gern würde railCare die Tankfüllstandsanzeige aufzeichnen. Damit hätte das Unternehmen einen Überblick über den Kraftstoffverbrauch der Geräte.

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