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Oetjen Logistik Schwerpunkt Verteilerverkehre

Oetjen Logistik, DAF, Mercedes Foto: Jan Bergrath, Archiv (1) 14 Bilder

Verteilerverkehre im Norden Deutschlands sind der Schwerpunkt von Oetjen aus Rotenburg – gut ausgebildete Fahrer aber das Rückgrat.

Wachstum heißt die Maxime: Das 1954 gegründete Unternehmen Oetjen Logistik in Rotenburg hat sich unter der langjährigen Geschäftsführung von Gerhard Böse und Thomas Klar kontinuierlich entwickelt. Das 160.000 Quadratmeter große Gelände an der B  75 ist heute fast schon wieder zu klein. "Vor allem am Freitagnachmittag drängen sich die Fernzüge um die freien Tore unseres Lagers", sagt Frank Helmers, der gerade aus dem Rheinland zurückgekommen ist. "Doch bald werden unsere Lagerkapazitäten wieder erweitert", weiß er. "Und das bedeutet zum Glück weiterhin sichere und gute Arbeitsplätze für die gesamte Region."

Frank Helmers fährt seit 25 Jahren für Oetjen

Seit 25 Jahren fährt Helmers für Oetjen – das will schon etwas heißen. Er lädt schnell für die nächste Woche vor und stellt den Zug auf dem weitläufigen Gelände ab. Eine Rangordnung nach Alter und Schönheit gibt es nicht. Dann trinkt er zusammen mit Erhard Fehners, der den schwarzen DAF mit der auffallenden Billy-Boy-Werbung fährt, noch einen Kaffee bei Ines und Heiko Warnke vom beliebten und preisgünstigen "Imbiss am TÜV". Die gemütliche Bude steht auf einem vermieteten Teil des Firmengeländes und ist seit vier Jahren die externe Kantine der Spedition. Wie Helmers und Fehners kommen viele Fahrer aus dem ländlichen Umland. "Wir schätzen hier vor allem die Berechenbarkeit der Arbeit und die große Kollegialität", beschreibt Fehners das Betriebsklima. "Bei uns hört kaum jemand freiwillig auf."

Oetjen ist ein Flächenlogistiker, das heißt, Sendungen von zwei bis etwa acht Tonnen aus dem gesamten Bundesgebiet und den deutschen Nordseehäfen werden im Lager umgeschlagen und dann ab morgens im Regionalverkehr mit Zwölftonnern zu den Kunden in Norddeutschland gebracht. Deren Abholungen wiederum gelangen am späten Nachmittag ins Fernverkehrsnetz. Sattel- und Gliederzüge transportieren die Fracht in die wichtigsten Ballungszentren. Das zentrale Einsatzgebiet der eigenen Flotte reicht von Meppen bis Parchim und von Flensburg bis Hildesheim. Die 24 Disponenten leisten im wahrsten Sinne des Wortes Maßarbeit bei der Tourenplanung.

Einhaltung der Sozialvorschriften steht an erster Stelle

"Die Einhaltung der Sozialvorschriften steht bei uns an erster Stelle", versichert Michael Ziegler, 53, seit Juli 1999 der Betriebsleiter. Er fügt gleich hinzu, was das in der praktischen Umsetzung bedeutet, wenn die Unternehmensleistung konsequent auf legalem Weg erbracht werden soll – bei jederzeit möglichen Störungen durch den Verkehr oder Verzögerungen bei den Kunden. "Jeden Tag haben wir sehr unterschiedliche Touren. Wir planen unter maximaler Auslastung der Lenk- und Ruhezeiten. Es ist daher jeden Tag aufs Neue ein Spiel, ob es auch tatsächlich klappt."

In diesem Sinne ist Hermann Haskamp, 52, der Schiedsrichter bei Oetjen. Innerbetrieblich ist der ehemalige Polizist dafür verantwortlich, dass die Fahrer die gesetzlichen Vorgaben in die Praxis umsetzen. Einmal die Woche lässt er die Fahrerkarten auslesen, einmal im Monat den digitalen Tacho selbst. 70 Prozent der Flotte haben einen digitalen Tacho. Allerdings, und dieses Manko kennen viele Transportunternehmen, von verschiedenen Herstellern und zum Teil in unterschiedlichen Gerätegenerationen. Das ist vor allem für Springer ein Problem, ein Fehler bei der Bedienung passiert schnell. Haskamp setzt die aktuelle Prüfsoftware von Zauner ein. Auf Wunsch druckt sie bei Verstößen gleich das theoretisch mögliche Bußgeld mit aus. Einmal im Monat kommen bei der Mitarbeiterbesprechung die Fehler auf den Tisch und wie sie zukünftig zu vermeiden sind. "Dazu stehen wir in regelmäßigem Kontakt mit der zuständigen Gewerbeaufsicht in Cuxhaven, die unsere Maßnahmen natürlich zur Kenntnis nimmt." Sprich: Nennenswerte reale Bußgelder für Verstöße fallen gar nicht erst an.

Oetjen setzt auf Weiterbildung

Das konsequente Konzept bei Oetjen, Gesetzeskonflikte zu vermeiden, heißt daher: Schulung, Schulung, Schulung. Seit Geltung des Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetzes übernimmt das Unternehmen die Organisation der Weiterbildung und die Kosten. Die Fahrer können sich langfristig anhand eines Lehrgangsplans für die zahlreichen Termine anmelden, die beiden eigenen Schulungsräume sind praktisch jeden Samstag belegt. "Oetjen trägt die Kosten und bezahlt die Arbeitszeit", lobt Johann Wahlers, ebenfalls ein Urgestein. "Dazu spendiert man den Teilnehmern ein Frühstück und ein Mittagessen. Das ist nicht überall selbstverständlich."

Neben den Sozialvorschriften genießt allerdings auch die Ladungssicherung den allerhöchsten Stellenwert. Jeden Morgen nach der Abfahrtkontrolle überprüft ein Mitarbeiter am Tor, ob die Ladung korrekt gegurtet ist. Sonst darf der Lkw das Gelände gar nicht erst verlassen. Material zum Nachsichern liegt in einem Container ständig bereit. "Wir verladen auch immer wieder Gefahrgut", sagt Ziegler, "deshalb verfügen alle Lkw über die entsprechende Ausrüstung." Das sind unter anderem: ein ADR-Koffer, zwei Feuerlöscher, ein Eimer Streumittel und ein Handfeger. "Wir bekommen deshalb Rückmeldungen von zufriedenen Kunden, die das honorieren", so Ziegler, der so der Geschäftsführung den Rücken freihält. "Und die Fahrer sind zufrieden, weil sie uns vertrauen und sie das Gefühl haben, dass uns ihre berufliche Qualifizierung etwas wert ist."

Kaum Fluktuation bei Oetjen

Der Zukunft blickt Oetjen relativ gelassen entgegen. Der viel beschworene demografische Faktor, die drohende Überalterung der Mitarbeiter, spielt in dem weitsichtig handelnden Unternehmen keine große Rolle. Schon seit den 70er-Jahren bildet Oetjen konsequent aus. Die positive Folge: Die Mehrzahl der Mitarbeiter ist heute im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, nur ganz wenige zwischen 50 und 60. Auch ein korrekter Lohn nach dem Tarif von Niedersachsen trägt dazu bei, dass es praktisch keine Fluktuation gibt. "Die meisten Fahrer machen bei uns Tagestouren, knapp ein Drittel übernachtet gelegentlich unterwegs", so Ziegler. "Das führt dazu, dass viele unserer Fahrer auch unter der Woche am sozialen Leben teilnehmen und sich in Vereinen oder bei der freiwilligen Feuerwehr engagieren."

Kein Wunder also, dass Oetjen kaum Probleme hat, junge Leute für die dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu finden. Satte 30 sind es derzeit, in drei Jahrgängen. Darunter auch Martina Ramm. Die alleinerziehende Mutter wollte unbedingt Fahrerin werden. Nach der Trennung von ihrem Mann kümmert dieser sich nun unter der Woche um die beiden Kinder (neun und sieben Jahre alt), während sie die Kniffe des Jobs von der Pike auf lernt. Zwei sogenannte Masterdriver nehmen die Lehrlinge, die zuvor alle relevanten Ausbildungsstationen durchlaufen haben, zunächst als Beifahrer mit auf Tour. "Auch neue erfahrene Kollegen", so sagt Ziegler, "die wir hin und wieder einstellen, werden bei uns zuerst zwei bis drei Wochen intensiv geschult, so dass sie wissen, wie es bei uns läuft."

Qualität der Ausbildung spricht sich rum

Es ist aber vor allem die Mundpropaganda unter den Jugendlichen, die zum regelrechten Run auf die Ausbildungsplätze führt. Auch die Tatsache, dass Oetjen als regionales Mitglied der Initiative "Pro Lkw" in Zusammenarbeit mit der Landesschulbehörde mit dafür gesorgt hat, dass 2008 in Rotenburg eine eigene Berufsschulklasse nur für junge Fahrer gestartet wurde. So sind ständig genügend Schüler motiviert, um jedes Jahr die Mindestzahl zu garantieren. Vorher mussten die Azubis immer zur Berufsschule nach Bremerhaven. Während in anderen Bundesländern einige Unternehmen gar nicht wissen, wie sie ausreichend junge Leute bekommen, hat Ziegler für das im August beginnende neue Ausbildungsjahr schon 15 Verträge in der Schublade. Und bis auf ganz wenige Ausnahmen blieben die Fahrer nach der Lehre dem Unternehmen treu. Ein positives Beispiel – das in der Branche Schule machen sollte.

Fakten und Zahlen

Anschrift
Oetjen Logistik GmbH
Hermann-Schlüter-Str. 1
27356 Rotenburg
Tel.: 0 77 42/6 77 77 16 77-0
Fax: 0 77 42/6 16 38 77 08
www.oetjen.de

Gründungsjahr
1954

Unternehmensgröße
Inhabergeführtes mittelständisches Speditions- und Logistikunternehmen

Umsatz
42,6 Millionen Euro

Schwerpunkt
Verteilerverkehre mit Schwerpunkt in Norddeutschland, Direkt- und Begegnungsverkehre in die deutschen Ballungsräume, Hafenlogistik, Lagerlogistik

Beschäftigte
430

Fahrer
211

Fuhrpark
150 ziehende Einheiten, davon 40 Sattelzüge, 34 Gliederzüge und 76 Verteilerfahrzeuge: MAN, DAF. Auflieger, Anhänger und Aufbauten von Schmitz und Krone

Eigene Werkstatt
6 Mitarbeiter im Zweischichtsystem, nur kleinere Reparaturen, öffentliche Waschstraße (Mo–Fr von 9 bis 18 h)

Einsatzbereich der Fahrer
überwiegend in Norddeutschland

Fahrleistung der Lkw
Fernverkehr: 120.000–150.000 km/Jahr
Nahverkehr: 60.000–70.000 km/Jahr

Offene Stellen
geringe Fluktuation, trotzdem vereinzelte
Neueinstellungen

Unsere Experten
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