Am 31. Mai 2012 ist Paul Pietsch, Verleger und Mitbegründer der Motor Presse Stuttgart, kurz vor Vollendung seines 101. Lebensjahrs verstorben.
Geboren wurde Paul Pietsch am 20 Juni 1911 in Freiburg/Breisgau. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zum Diplomkaufmann sollte er ursprünglich die Brauerei seiner Eltern übernehmen und schloss daher eine weitere Ausbildung als Brauereifachmann ab. Paul Pietsch zog allerdings eine sportliche Karriere als Rennfahrer in der Grand-Prix-Klasse vor. Ab 1932 war sie von zahlreichen Erfolgen geprägt. Am Anfang fuhr Pietsch für Bugatti, die darauffolgenden beiden Jahre für Alfa Romeo, im Jahr 1935 war er Werksfahrer bei der Auto Union. Von 1937 bis 1939 fuhr Pietsch als Werk- und später als Privatfahrer bei Maserati mit und holte auch dort zahlreiche Siege und vordere Platzierungen.
1946 gründete Pietsch die Automobilzeitschrift "Das Auto"
Der Zweite Weltkrieg setzte seiner motorsportlichen Laufbahn ein vorläufiges Ende. Nach den Jahren 1940 bis 1946 mit Kriegsdienst und anschließender Gefangenschaft gründete er 1946 gemeinsam mit Ernst Troeltsch und Siegfried Hummel die Automobilzeitschrift „Das Auto“. Voraus gingen zähe Verhandlungen mit der französischen Militärregierung, bis dann letztendlich eine Zeitschriften-Lizenz mit der Nummer 1308 erteilt wurde. Paul Pietsch in einem Interview mit lastauto omnibus dazu: "Wir wollten der Rennfahrerei unbedingt wieder ein Forum bieten, wollten, dass es bald wieder Rennen gab. Irgendwann kam ich auf die Idee, eine Motorzeitschrift zu gründen um wenigstens über den Motorsport zu berichten." Den rechtlichen Rahmen bildete die Gründung der "Vereinigten Motorverlage" und die Fusion mit dem Würzburger Vogel-Verlag.
Vogel brachte "Das Lastauto" mit in die Verlagsehe
Vogel brachte unter anderem den bereits seit 1924 existierenden Titel "Das Lastauto" mit in die Verlagsehe. Für sein Lebenswerk, das die Entwicklung des Verlags zu einem der größten Special-Interest-Zeitschriftenhäuser in Europa und die Gründung innerhalb des Buchgeschäfts der Paul Pietsch Verlage umfasste, erhielt der Verleger 1972 das Bundesverdienstkreuz.
Dazu befragt, wie ein Rennsport-affiner Verleger innerhalb seiner Tätigkeit mit einem Titel zurechtkommt, bei dem es sich vorwiegend um schwere Nutzfahrzeuge dreht, kam die Antwort prompt: "Mich hat schon immer alles fasziniert, was nach Kraftstoff riecht."