Mercedes-Benz X-Klasse (2017) Erste Fahrt im neuen Pick-up

Demnächst feiert die Mercedes-Benz X-Klasse ihren Marktstart. Wir sind den neuen Pick-up von Daimler schon jetzt gefahren.

Mit der neuen X-Klasse erweitert Daimler sein Portfolio um einen Pick-up. Basis für den Neuling ist der Nissan Navara. Er steuert beispielsweise den Leiterrahmen sowie die Vierzylindermotoren samt Schalt- und Automatikgetriebe bei. Auf dieser Basis hat Mercedes nun seinen Luxuslaster im Midsize-Segment, also mit Nutzlasten um 1.000 Kilogramm entwickelt. Vor allem die Seitenlinie verrät noch ein wenig die Herkunft der Basis. Doch Daimler hat einiges an Know-How und letztlich auch Geld investiert, um aus dem Nissan einen echten Mercedes zu machen.   

Mercedes-Benz X-Klasse 2017 in Chile Foto: Daimler
In Chile feiert die Mercedes-Benz X-Klasse ihre Fahrpremiere.

Zu haben ist der X in ziemlich vielen Varianten. Mercedes bietet den Wagen allein in drei Ausstattungslinien an: Pure, Progressive und Power. In Pure gibt der Pick-up das robuste Lastentier. Doch bereits Progressive und erst recht Power erheben den X ins Luxussegment der Pick-ups. Dazu kommen zahlreiche Möglichkeiten, das Design unabhängig von den Lines weiter zu individualisieren, beispielsweise sechs verschiedene Sitzbezüge, zwei davon in Leder, neun Außenfarben und sieben verschiedene Felgen.

Technisch für alle Eventualitäten gerüstet

Auch die technische Ausstattung lässt sich an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Je nach Motorisierung ist der X auch mit reinem Heckantrieb erhältlich sowie mit Schalt- oder Automatikgetriebe. Wer ständig in ganz hartem Gelände unterwegs ist, kann zudem ein Offroadfahrwerk mit zusätzlicher Bodenfreiheit ordern. Zur Markteinführung sind zwei 2,3-Liter-Dieseltriebwerke erhältlich, der 220d (163 PS, 403 Nm) und der 250d (190 PS, 450 Nm, Automatik serienmäßig). Mitte 2018 folgt der X 350d (258 PS). In dieser Variante kommen sowohl der V6-Diesel als auch das Getriebe (7G-Tronic Plus mit Schaltpaddels) direkt von Mercedes-Benz. Zudem ist der V6 nur mit permanentem Allrad erhältlich. In wenigen Märkten bietet Daimler den X auch als X 200 mit Benzinmotor und 165 PS an, jedoch nicht in Europa.

Das Fahrzeug ruht auf einem robusten Leiterrahmen mit einem Radstand von 3.150 Millimetern. Die breite Spur von 1.632 Millimetern soll für ein stabiles Fahrverhalten sorgen. Schraubenfedern ringsum dienen vor allem dem Komfort.

Mercedes-Benz X-Klasse 2017 in Chile Foto: Daimler
Auch offroad macht der Pick-up eine gute Figur.

Fahrverhalten überzeugt

Bei der ersten Ausfahrt liegt die X-Klasse überaus satt auf der Straße. Daran hat letztlich auch die üppige Bereifung - 255/65 R17 - ihren Anteil. Das Fahrwerk ist zudem bestens abgestimmt auch für sportliche Fahrweise. Tatsächlich lässt die Abstimmung relativ schnell die Dimensionen des Wagens mit einem Leergewicht von gut 2,2 Tonnen und 5,73 Metern Länge vergessen. Statt des Gefühls, ein behäbiges Nutzfahrzeug zu bewegen, kommt tatsächlich echter Fahrspaß auf. Gleichzeitig lässt der X keinen Komfort vermissen. Selbst tiefe Schlaglöcher federt der Wagen soweit weg, dass kein harter Stoß ins Kreuz durchschlägt. Bei schnell überfahrenen Kuppen dämpft das Fahrwerk sauber und verhindert, dass das Fahrzeug nachschaukelt. 

Auch auf Schotterpisten bleibt der Pick-up sehr gut beherrschbar und verhält sich überaus gutmütig. Dazu regelt das ESP sanft und sicher. Trotz des unruhigen Geläufs auf Schotter oder auch in härterem Gelände, dringt kaum Lärm in den Innenraum. Eine Unterhaltung mit dem Beifahrer ist jederzeit möglich, ohne die Stimme anzuheben. Auch das Motorengeräusch dringt selbst bei Vollgas nur als leises Rauschen in den Innenraum. Dass auch die Hupe innen kaum hörbar ist, zeigt, wie viel Zeit Daimler in die Geräuschdämmung investiert hat. Allerdings fehlt es dem Motor, wir waren unterwegs im stärkeren 250d, etwas an Antrittsstärke. Dies macht sich vor allem im Stadtverkehr bemerkbar. Wer etwa schnell in eine Lücke schlüpfen möchte, muss sich einer kleinen Gedenksekunde bewusst sein. Diese fast zu gutmütige Abstimmung macht den Antrieb allerdings offroad sehr gut dosierbar. Denn einmal in Fahrt, spielt der X seine 190 PS durchaus auch aus.

Offroad-Fähigkeiten mehr als ausreichend

Bei der Konstruktion der X-Klasse hat Daimler bewusst neben der Performance auf der Straße auch großen Wert auf das Können abseits asphaltierter Strecken gelegt. Davon zeugt bereits die Papierform. Die maximale Schräglage beträgt 49 Grad, die maximale Steigfähigkeit 100 Prozent. Mit der leichten Geländehöherlegung sind 222 Millimeter Bodenfreiheit drin. Die maximale Wattiefe beträgt auch ohne das spezielle Geländefahrwerk 600 Millimeter. 

All das muss der Pick-up gleich beim ersten Test auch unter Beweis stellen. Dabei hilft ihm neben der baulichen Ausstattung auch die ursprünglich fürs Einparken gedachte 360 Grad Kamera. Ein fast sechs Meter langes Fahrzeug ist vom Fahrersitz aus nicht ohne weiteres zu überblicken. Die Kamera bietet darum im großen Navi-Display eine verlässliche Rundumsicht. 

Trotz der Maße verhält sich der X auch im Gelände sehr handlich und meistert den Offroad-Parcours ohne zu klappern oder zu scheppern. Zwar hat er eine Geländeuntersetzung an Bord, erklimmt aber auch ohne diese steilere Passagen. Die Bergabfahrhilfe hält den Pick-up problemlos über längere Steilstrecken auf der gewünschten Geschwindigkeit, ohne dass der Fahrer eingreifen müsste. So gerüstet, erobert die X-Klasse wohl mindestens 99 Prozent der Gelände, die ihr die künftigen Eigner aufbürden könnten. Der Allradantrieb dient tatsächlich nicht nur dazu, um auch auf rutschigem ebenen Grund vorwärts zu kommen, sondern auch dort zu fahren, wo weit und breit keine Straße zu sehen ist.

Mercedes-Benz X-Klasse 2017 in Chile Foto: Daimler
Der Innenraum überzeugt optisch und haptisch.

Innenraum bestens verarbeitet

Der positive Eindruck setzt sich auch im Innenraum fort. Dieser erinnert wesentlich mehr an einen Pkw mit Stern als an ein Nutzfahrzeug. Die Verwandtschaft zum Nissan Navara ist auch hier nur noch minimal zu sehen. Stattdessen zieht sich die monolithisch-flächige Designlinie auch hier weiter durch. Was fehlt sind allerdings Ablagen. Zwar gibt es ein kleines Mittelfach unter der Armlehne und Cupholder, doch zumindest eine offene Ablage für Handy und Geldbörse wäre wünschenswert gewesen. Auch das üppige Navi überzeugt nicht ganz. Gerade auf der Fahrt durch die Megacity Santiago de Chile verliert das Gerät die Fahrzeugposition aus den Augen. Nach eine halben Stunde Irrfahrt und angekommen auf der Autobahn kriegt sich das System glücklicherweise wieder ein.

Unter dem Strich bleibt ein positives Fazit. Mercedes-Benz hat es geschafft, einen Luxus-Pick-up auf die Räder zu stellen, der vor allem in der Verarbeitung und beim Komfort die Konkurrenz ein ganzes Stück hinter sich lässt. Besonders in den Kernmärkten, die schon jetzt mit Pick-ups übersät sind, dürfte sich der X zum echten Statussymbol entwickeln. Die Nackenstarre bei zahlreichen Passanten, die den Mercedes in der Vorbeifahrt erspäht haben, zeugen bereits viele Monate vor der Markteinführung davon.  

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